Seit Sonnabend ist im Berlin Story Bunker Hitlers Führerbunker im Nachbau zu sehen. Die Macher “wollen keinen Hitler-Tourismus“.
Es ist gut sichtbar und trotzdem unwirklich: Das Wohn-und Arbeitszimmer von Adolf Hitler im Führerbunker, nachgestellt im Berlin Story Bunker an der Schöneberger Straße in Kreuzberg. Das Sofa, auf dem Hitler sich und Eva Braun am 30. April 1945 tötete. Der Schreibtisch, darüber das Bild von Friedrich II. im ovalen Rahmen. Der Raum, hinter Glasscheiben zu sehen, ist Teil einer Dokumentation über den Führerbunker, die seit Sonnabend zu sehen ist. Allerdings nur als Abschluss einer Führung durch den Bunker.
Mehr als eine Stunde wird zuvor im untersten Stockwerk erklärt, wie die Berliner aus der Umgebung in den Betonbau flüchteten und dass bis zu 12.000 Menschen eng aneinandergedrängt standen. Dass sie nur einen kleinen Koffer mitbringen durften, und dass in den letzten Kriegstagen die Pumpen im Bunker ausfielen, sodass die Toiletten nicht funktionierten.
Adolf Hitlers Arbeitszimmer im Führerbunker nachgebaut
„Wir wollen keinen Hitlertourismus“
„Wir wollen keinen Hitler-Tourismus“, sagt Wieland Giebel, Kurator und Chef des Berlin Story Verlags. Den knapp 20 Besuchern seiner Führung am Sonnabendmittag erklärt er: „Wir stehen vor einem Nachbau. Das Original befand sich etwa 1000 Meter entfernt.“ An einer Infotafel zeigt er die beiden Orte. Die Schilderungen des Kurators führen die Zuhörer in die Zeit zurück.
Das nachgestellte Zimmer ist nur ein Teil der Dokumentation. Sie enthält eine Chronologie der Ereignisse vom Januar bis Mai 1945 und eine Aufstellung über die Toten des Zweiten Weltkriegs. Aufnahmen von den Räumen im Führerbunker sind zu sehen, wie sie nach Kriegsende vorgefunden wurden. Auch ein Modell des Bunkers im Maßstab 1:25 ist aufgestellt.
Zeitgeschichte auf Fotos und in Erzählungen
Wieland Giebel erzählt von den Durchhalteparolen der Nazis, und dass im Februar 1945 ausgehungerte Menschen in Berlin aufgefordert wurden, Straßenbahnwagen quer zu stellen, damit die sowjetischen Panzer gestoppt werden. Er zeigt auf ein Foto aus dem Frühjahr 1945, das ein totes Pferd zeigt. „Die Menschen haben Kadaver ausgeschlachtet, um überhaupt etwas zu essen zu haben.“ Die Zuhörer lauschen gespannt.
„Ich könnte noch drei Stunden zuhören“, sagte Sonja Andresen aus Kiel hinterher. Die Führung habe sie mitgemacht, „weil das Thema Bunker für uns weit weg ist“, so die 36-Jährige. „Es war hochinteressant.“ Familie Link aus Baden-Württemberg verlebt einen viertägigen Berlin-Besuch. „Es war beeindruckend und stimmt nachdenklich“, sagte Dieter Link. Die Dokumentation und das nachgestellte Zimmer „tragen zum Verständnis bei“.
Wer sich die Dokumentation ansehen will, kann Tickets online reservieren (www.berlinstory.de). Führungen am heutigen Sonntag sind allerdings bereits ausgebucht.