Fahrgäste haben nachts in Berliner Bahnhöfen oft ein mulmiges Gefühl. Der Senat reduziert Zahlung wegen verfehlter Qualitätsziele.

Die Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind zwar grundsätzlich zufrieden mit Service und Angebot des landeseigenen Transportunternehmens. Dennoch offenbart eine aktuelle Analyse der Kundenzufriedenheit Schwachstellen. Vor allem beim Sicherheitsgefühl in der Nacht in U-Bahnen, an Bahnhöfen und Bushaltestellen fordern die BVG-Kunden Verbesserungen. Das betrifft auch die Wartezeit und die Sicherheit der Anschlüsse in den Nachtstunden sowie den barrierefreien Zugang zu Bahn­höfen. In der Analyse der Kundenzufriedenheit, die der Senat in seinem Bericht zur Umsetzung des Verkehrsvertrages 2015 dem Abgeordnetenhaus vorgelegt hat, erhält die BVG zu diesen Punkten nur die Note Drei minus.

Verbesserungspotenzial zeigen auch die Bewertung der Pünktlichkeit der Busse und zu Informationen bei Störungen. Insgesamt erreicht die BVG in der Kundenzufriedenheit jedoch fast überall die geforderten Sollwerte.

Dass die Bus-Fahrgäste mit dem Angebot nicht in dem Maße einverstanden sind, wie es zwischen Senatsverwaltung und BVG als Ziel vereinbart ist, liegt vor allem an der Unpünktlichkeit der Busse. Mehr als 13 Prozent der eingesetzten Wagen sind um mehr als 210 Sekunden verspätet unterwegs. Erlaubt sind etwas über elf Prozent. Noch ein weiteres Phänomen dämpft die Freude am Busfahren in Berlin. Sieben Prozent der Fahrten fallen aus Sicht der Statistiker schlicht aus.

Busse fahren dem Fahrplan viele Minuten hinterher

Die Busse sind so stark hinter dem Fahrplan, dass sie erst nach der nächsten planmäßigen Abfahrt die Haltestelle erreichen. Das heißt, dass sie etwa bei einem Zehn-Minuten-Takt mehr als zehn Minuten Verspätung haben. Als Grund gab die BVG neben Baustellen und Sperrungen fehlende Vorrangschaltungen für Busse an Ampeln an.

Hauptsorge der BVG war im vergangenen Jahr aber die Straßenbahn. Wegen akuten Mangels an Fahrern konnten nur 96 Prozent der bestellten Tram-Fahrten stattfinden. Einige Linien wurden am Wochenende eingestellt. Inzwischen hat die BVG neue Fahrer eingestellt und geschult und bietet bei der Tram wieder das reguläre Angebot.

Vor allem Gehbehinderte oder Eltern mit Kinderwagen ärgern sich über Probleme mit Aufzügen an U-Bahnhöfen. Bisher haben zwei Drittel der Stationen einen Lift. Aber die Aufzüge fallen nach Defekten oft aus. Wegen dieser und anderer Mängel behielt das Land einen Teil der für die BVG eingeplanten Mittel für Leistungen ein. Statt des vereinbarten Betrags in Höhe von 287 Millionen Euro überwies der Senat an die BVG nur 285 Millionen Euro.

Die Anstalt öffentlichen Rechts kann das locker verkraften. Denn die zum Jahr 2015 um durchschnittlich um 2,3 Prozent erhöhten Ticketpreise und die erstmals mehr als eine Milliarde Fahrgäste sorgten für einen Rekord bei den Fahrgelderlösen. 672 Millionen Euro nahm die BVG 2015 in ihrem Kerngeschäft ein, das sind 5,7 Prozent mehr als 2014. Mehr als die Hälfte davon zahlten Stammkunden als Zeitkartenkäufer. Gleichzeitig fuhr die BVG ihre Investitionen von rund 250 Millionen auf fast 400 Millionen Euro hoch.

15.655 Zugfahrten der Berliner S-Bahn sind im ersten Halbjahr ausgefallen

Auch die Berliner S-Bahn kämpft mit Ausfällen und Verspätungen. Nach Senatsangaben sind im ersten Halbjahr dieses Jahres 15.655 Zugfahrten ausgefallen. Zudem haben sich die rot-gelben Züge um 139.132 Minuten verspätet. Als häufigste Gründe dafür werden Störungen an den Fahrzeugen, kurzfristige Ausfälle bei den Lokführern sowie Infra­strukturprobleme genannt. Wegen der Ausfälle und Verspätungen hat der Senat seine Zahlungen an die S-Bahn in diesem Jahr bereits um 3,22 Millionen Euro gekürzt.

Aktuell leiden die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs vor allem an einigen planmäßigen Angebotseinschränkungen. Aufgrund von Bauarbeiten ist seit Montagmorgen die Stadtbahntrasse zwischen Friedrichstraße und Charlottenburg für die S-Bahn gesperrt. Am Donnerstag wird die Sperrung noch bis Grunewald sowie Olympiastadion ausgeweitet. Betroffen sind rund 150.000 Fahrgäste am Tag.