Terrorverdächtiger al-Bakr auf Tegel-Videos identifiziert
Anschlagspläne in Berlin
Terrorverdächtiger al-Bakr auf Tegel-Videos identifiziert
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Ulrich Kraetzer
Mit diesen Fotos hatte die Polizei nach Dschaber al-Bakr gefahndet. Am 12. Oktober brachte er sich in der JVA Leipzig um
Foto: Christian Zander / dpa
Dschaber al-Bakr hatte offenbar viele Verbindungen nach Berlin. Am 22. September hielt er sich am Flughafen auf.
Gut eine Woche nach seinem Selbstmord in der Justizvollzugsanstalt Leipzig sind weitere Details zu den Verbindungen des mutmaßlichen Terroristen Dschaber al-Bakr nach Berlin bekannt geworden.
Nach Informationen der Berliner Morgenpost hatte der syrische Flüchtling vom 22. auf den 23. September eine Übernachtung in einem Hotel unweit des Flughafens Tegel gebucht. Dort sei er aber nicht erschienen, heißt es in Behördenkreisen.
Als sicher gilt dagegen, dass al-Bakr einen Anschlag auf den Flughafen Tegel geplant hatte. Wie den Abgeordneten des Bundestags im Innenausschuss mitgeteilt wurde, wurde er auf Überwachungsvideos des Flughafens vom 22. September identifiziert. Ermittler fanden bei ihm zudem ein Ticket für den BVG-Flughafenbus TXL.
Al-Bakr reiste mit Fernbus nach Berlin
In die Hauptstadt reiste al-Bakr, anders als in verschiedenen Medien berichtet, offenbar nicht mit dem Zug, sondern mit einem Bus des Unternehmens Flixbus. Ob der 22-Jährige bereits zuvor in Berlin war, wissen die Ermittler offenbar noch nicht. Der Bruder des toten Terrorverdächtigen, in Syrien lebende Alaa al-Bakr, sagte in einem Interview mit Spiegel TV, sein Bruder habe ihm vor seiner Festnahme von zwei Imamen berichtet, die in Berlin für den Dschihad geworben hätten. Später sei Dschaber auch zum Freitagsgebet nach Berlin gereist.
Die Relevanz der Aussage von Alaa al-Bakr ist allerdings zweifelhaft. Hinweise, mit welchen Imamen sein Bruder Dschaber Kontakt gehabt haben könnte, liegen den Behörden bislang nicht vor.
Dschaber al-Bakr war Anfang 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Er lebte zunächst in Chemnitz, reiste zwischenzeitlich in die Türkei und nach Syrien, wo er sich radikalisiert haben könnte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz ließ ihn, nach einem Tipp eines ausländischen Dienstes, ab dem 5. Oktober observieren.
Al-Bakr kaufte sich Materialien für die Herstellung von Sprengstoff – doch eine versuchte Festnahme scheiterte am 8. Oktober am Unvermögen der sächsischen Polizei. Nachdem drei seiner Landsleute den Terrorverdächtigen der Polizei übergeben hatten, wurde al-Bakr in der JVA Leipzig inhaftiert. Dort wurde er offenbar unzureichend überwacht und erhängte sich am Mittwoch vergangener Woche.