Berlin. Im Hauptstadt-Wahlkampf gibt es wohl kein anderes Thema, bei dem die Anhänger aller Parteien so einer Meinung sind wie bei diesem: 76 Prozent der Berliner würden am liebsten in den eigenen vier Wänden wohnen. Da aber lediglich rund 15 Prozent der Hauptstädter auch tatsächlich in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus leben, sind fast drei Viertel (72 Prozent) der Meinung, dass der Erwerb von Wohneigentum für die persönliche Altersvorsorge staatlich gefördert und unterstützt werden solle. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der Berliner Morgenpost exklusiv vorliegt.
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Für die Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa im Auftrag des Immobilienverbandes Deutschland (IVD) wurden zwischen dem 22. August und dem 2. September 1004 Berliner über 18 Jahre befragt. Besonders stark ausgeprägt ist der Wunsch nach einem Eigenheim demnach bei den Anhängern der CDU (83 Prozent) und der Grünen (82 Prozent). Aber auch die Anhänger der SPD (75 Prozent) und der Linken (70 Prozent) würden lieber im Eigenheim wohnen, wenn sie es sich aussuchen könnten und die finanziellen Mittel hätten. Die Anhänger von AfD und FDP landen bei dieser Fragestellung mit 79 beziehungsweise 77 Prozent im Mittelfeld.
Über die Hälfte (55 Prozent) der befragten Mieter hat zudem nach eigenen Angaben schon darüber nachgedacht, eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus zu kaufen. Überdurchschnittlich häufig geben dies die jüngeren, unter 45 Jahre alten Mieter sowie diejenigen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von über 3000 Euro an. Kaufinteressierte Mieter finden sich überdurchschnittlich häufig unter den CDU- (65 Prozent), Grünen- (69 Prozent) und FDP-Anhängern (68 Prozent).
Immobiliendarlehen für junge Familien
Um den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen, wünschen sich die Berliner eine andere Politik. Mit jeweils 77 Prozent bejahen die Anhänger von SPD und CDU die Frage, ob der Staat den Eigentumserwerb fördern soll. Überraschend stark ist die Zustimmung auch bei den Anhängern der Grünen (79 Prozent) und Linken (67 Prozent). Auch die Wähler von AfD und FDP liegen mit einer Zustimmungsquote von 76 Prozent im Trend. Immerhin fördert der Berliner Senat seit 2015 über seine Landesbank IBB mit einem Immobiliendarlehen junge Familien mit mittleren und geringen Einkommen beim Kauf einer Immobilie. Allerdings ist dieser Fördertopf lediglich mit fünf Millionen Euro ausgestattet – und ein Darlehen wird zudem nur gewährt, wenn eine neu gebaute Immobilie gekauft wird. „Der künftige Berliner Senat sollte sich deshalb genau überlegen, wie er diese Forderung berücksichtigt“, so Dirk Wohltorf, Vorsitzender des IVD Berlin-Brandenburg.
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Beim Kauf von Wohneigentum kassiert Berlin kräftig mit. So muss der Käufer die Grunderwerbssteuer in Höhe von sechs Prozent des Kaufpreises berappen. Beim Kauf einer 200.000 Euro teuren Immobilie sind das 12.000 Euro. Die Höhe der Grunderwerbssteuer halten aber immerhin 29 Prozent der Befragten für gerechtfertigt. Die Mehrheit (56 Prozent) allerdings meint, die Grunderwerbssteuer sollte gesenkt werden. Interessanterweise sind auch die Anhänger von SPD und CDU mit jeweils 50 beziehungsweise 58 Prozent dafür, die Steuer abzusenken. Zur Erinnerung: Der rot-schwarze Senat hatte die Grundsteuer 2014 von fünf auf sechs Prozent erhöht. Bei Grünen und Linken sind rund die Hälfte der Befragten dafür, bei FDP und AfD-Anhängern sogar zwei Drittel.
In einer Frage immerhin gibt es dann doch deutliche Unterschiede zwischen den Anhängern der verschiedenen Parteien. Auf die Frage, wo sie am liebsten wohnen würden, wenn sie umziehen müssten, antworten 44 Prozent der Berliner, „in einem gewachsenen Kiez“. Bei den Anhängern der Grünen ist diese Wohnlage am beliebtesten (66 Prozent), bei der AfD mit 29 Prozent am unbeliebtesten. 24 Prozent der Berliner würden den sogenannten Speckgürtel mit viel Grün und dörflicher Atmosphäre wählen.