Die freien Schulen haben zum neuen Schuljahr nach Schätzungen der Bildungsverwaltung etwa 890 zusätzliche Plätze im Bereich der Allgemeinbildenden Schulen geschaffen. Damit gelingt es den privaten Trägern, trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit der wachsenden Stadt Schritt zu halten.
Mit 34.890 Schülern liegt der Anteil der Schüler an freien Schulen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr unverändert bei zehn Prozent der Gesamtschülerschaft. Dabei gibt es allerdings mit der Freudberg Gemeinschaftsschule in Charlottenburg nur eine echte Schulneugründung. Die Trägerschaft hat die Montessori Stiftung übernommen, die als etablierter Schulträger von Anfang an staatliche Zuschüsse bekommt.
Haupthindernis für die Gründung neuer Schulen ist nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft freier Schulen der Mangel an bezahlbaren Grundstücken und Gebäuden. „Wir haben ein Jahr lang in allen Innenstadtbezirken gesucht“, sagte Christian Grune, Vorstand der Montessori Stiftung Berlin, die bereits sechs Schulen betreibt. „Die Bezirke haben angesichts der Schulplatznot selbst keine Gebäude mehr abzugeben, und die Mieten auf dem freien Markt sind in der Regel zu hoch“, so Grune.
Land Berlin übernimmt das Schulgeld
Dass an der Bundesallee nun ein Schulgebäude frei wurde, war allein dem Umstand zu verdanken, dass die bis dahin dort ansässige Waldorfschule ein neues eigenes Gebäude bezog. Der Mietpreis sei hart an der Grenze des Machbaren, schließlich soll das Schulgeld sozial verträglich sein, sagte Grune. Neben der neuen Grundstufe der Freudberg Schule sind in Berlin vier neue weiterführende Schulen entstanden, die auf bereits vorhandenen Grundschulen aufbauen.
Am stärksten ist der Zuwachs bei den privaten Berufsschulen, hier entstanden 14 zusätzliche berufliche Bildungsgänge zum neuen Schuljahr. Neu ist, dass wegen des Fachkräftemangels das Land Berlin das fällige Schulgeld an den freien beruflichen Schulen für die Erzieherausbildung und für die Ausbildung in der Altenpflege übernimmt.
„Wir könnten auch bei den allgemeinbildenden Schulen schneller zusätzliche Plätze schaffen, wenn das Land die freien Träger dabei unterstützen würde“, sagte Andreas Wegener, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Schulen in freier Trägerschaft. Geeignete Grundstücke sollten zu erschwinglichen Konditionen bereitgestellt werden, fordert die Arbeitsgemeinschaft. Zudem gebe es die Möglichkeit, Zuschüsse für Baukosten zu gewähren, wie es beispielsweise in Thüringen der Fall sei.
Wichtig sei, die Wartefrist für neue Träger im Grundschulbereich zu reduzieren. Derzeit müssen sich Neugründungen fünf Jahre bewähren, bevor sie staatliche Zuschüsse erhalten. In der neuen Legislaturperiode erwarten die freien Schulen von der Politik, frühzeitig als Partner einbezogen zu werden in allen Belangen des Bildungssystems, auch in staatliche Förderprogramme für Schulen.
Um auf ihre Forderungen aufmerksam zum machen, präsentieren sich die freien Schulen am Wahlsonntag, dem 18. September, mit Informationsständen auf einem Bildungsmarkt von 11 bis 18 Uhr auf dem Potsdamer Platz.