„Ich wollte nur noch, dass es endlich aufhört!“ So beschreibt ein ehemaliger Polizeibeamter des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Berliner Morgenpost seinen Selbstversuch mit einer Elektroimpulswaffe. „Es hat sich wie ein langer und schmerzhafter Krampf im ganzen Körper angefühlt. Ich war bewegungsunfähig.“ Mit dem Taser werden zwei oder vier mit Widerhaken versehene Projektile auf die Zielperson geschossen. Elektrisch aufgeladene Teile machen die Person durch einen Elektroschock für kurze Zeit bewegungsunfähig.
SEK-Beamte loben das Gerät als Distanzwaffe
Seit ungefähr 16 Jahren gehört der Taser zur Ausrüstung des SEK, in Selbstversuchen haben die Elite-Beamten das Gerät und seine Wirkung getestet. „Der Taser ist eine super Distanzwaffe und überhaupt nicht mit einer Schusswaffe vergleichbar“, sagt der ehemalige SEK-Beamte.
Innensenator Frank Henkel (CDU) möchte die Berliner Polizei mit den sogenannten Elektroimpulsgeräten ausstatten – als Alternative zur Schusswaffe. Die CDU setzt sich seit Jahren für die Anschaffung der Geräte ein. Grüne und Linke lehnen sie ab. „Er ist keine harmlose Waffe, sondern kann lebensgefährlich sein. Im Streifendienst hat der Taser nichts zu suchen“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Linken, Udo Wolf. Nach Meinung der Grünen setzt der Innensenator mit dem Vorstoß jeder sachlichen Debatte ein Ende, sagt der innenpolitische Sprecher, Benedikt Lux. Kritik kommt auch von der SPD. Frank Henkel hätte fünf Jahre Zeit gehabt, die Polizei mit dem Taser auszurüsten, sagt der Innenexperte der SPD, Tom Schreiber. Er bezeichnet die Taser-Initiative als „Wahlkampfgetöse“ der CDU, befürwortet aber die Ausstattung der Polizei mit dem Elektroimpulsgerät. „An oberster Stelle steht der Eigenschutz der Beamtinnen und Beamten“, so der SPD-Innenexperte im Abgeordnetenhaus. „Berlin braucht eine gut ausgerüstete und moderne Hauptstadtpolizei. Dazu gehören der Taser und in naher Zukunft auch die Ausstattung der Beamten mit Bodycams“, betont Schreiber.
„Endlich“, sagt Martin Textor, der 1973 bei der Spezialeinheit der Polizei seinen Dienst antrat, mit Blick auf die Taser. „Seit mehr als zehn Jahren setze ich mich für eine Ausweitung des Probelaufs mit dem Taser beim normalen Streifendienst ein. Der Streifendienst kommt täglich in unübersichtliche Situationen. Da muss gehandelt werden, ein Warten auf das SEK geht gar nicht. Und genau da fehlte ein Einsatzmittel, das auch auf eine gewisse Entfernung wirkt, aber ungefährlicher als eine Schusswaffe ist“, sagt Textor. Doch bis zur Bewegungsunfähigkeit des Opfers kommt es meist gar nicht: „Wenn bei dem Kriminellen auf der Brust zwei rote Zielpunkte vom Taser leuchten, reicht oft schon die Androhung des Einsatzes, und die Zielperson ergibt sich. Das ist eine ganz saubere Sache.“
„Die Distanz-Elektroimpulsgeräte können in bestimmten Einsätzen eine sinnvolle Alternative darstellen. Ein Allheilmittel, das die Schusswaffe ersetzt, werden sie nicht sein“, sagt Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Der Taser solle die Lücke zwischen Pfefferspray und Schusswaffe schließen und müsse dann auch jedem Kollegen zur Verfügung gestellt werden.“ Der ehemalige SEK-Beamte erinnert sich an einen der ersten Taser-Einsätze: „Ein Mann stand mit einem Messer bewaffnet an einem offenen Fenster und wollte springen. Mit dem Taser konnten wir ihn außer Gefecht setzen und vor dem Sprung retten. Er hat sich später bei uns bedankt.“