Ausbildung

Berliner Feuerwehr sagt Ausbildung von Sanitätern ab

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Andreas Gandzior
Ein Notarztfahrzeug der Feuerwehr

Ein Notarztfahrzeug der Feuerwehr

Foto: Paul Zinken / picture alliance / dpa

Die Berliner Feuerwehr hat kurzfristig die Ausbildung von 20 Rettungssanitätern abgesagt - weil es keine Räume und Ausbilder gibt.

Die Berliner Feuerwehr wollte ab dem 1. September des Jahres rund 20 Notfallsanitäter ausbilden. Ende August sollten die Anwärter ihre Ausbildungsverträge unterschreiben. Der Termin stand fest. Dann kam alles ganz anders. Die verantwortliche Stelle bei der Feuerwehr, Zentraler Service und Personal, hat die Einstellungszusage für die Ausbildung zurückgezogen. Wie die Berliner Morgenpost erfuhr, hat der für Einstellungen und Ausbildung zuständige Personalrat seine Zustimmung für den geplanten Ausbildungsjahrgang ab 1. September 2016 verweigert.

Der Hintergrund: An der Berliner Feuerwehr- und Rettungsakademie (BFRA) an der Ruppiner Chaussee in Heiligensee gibt es nicht ausreichend Unterrichtsräume, Pausen- und Sozialräume fehlen gänzlich und es fehlt an Fachausbildern. Nach Morgenpost-Informationen hatte der Personalrat das zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) über die fehlenden Räumlichkeiten auch in Kenntnis gesetzt. Auch die Führung der Feuerwehr sei darüber informiert worden, hieß es von Seiten des Personalrates.

„Für die ersten Jahrgänge mit Beginn ab September 2015 und März 2016 wurde anfangs auch die Zustimmung verweigert, aber schließlich über bestimmte Förmlichkeiten hinweggesehen“, sagte Michael Schombel, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Bezirksgruppe Feuerwehr (GdP). „Solange die Rahmenbedingungen stimmten, sollte mit der Ausbildung zum Notfallsanitäter erst einmal begonnen werden.“ Schombel begründet die vom Personalrat ausgebliebene Zustimmung auch mit fehlenden Fachausbildern in entsprechender Anzahl. Aktuell gebe es zwei fachlich geeignete Sozialpädagogen, die aber Seminare besuchen würden. „Die existieren momentan nur auf dem Papier“, so Schombel.

Verzögerung bei der Eröffnung der Lehrrettungswache

Derzeit werden mehr als 40 Personen in zwei Klassen an der BFRA zu Notfallsanitätern ausgebildet. Nach Angaben des Landesbranddirektors Wilfried Gräfling hat der Fachbereich Rettungs- und Notfallmedizin nach eigener Einschätzung die Zulassung für zwei Klassen. Laut Internetseite der Feuerwehr ist sie eine vom Lageso anerkannte Berufsfachschule für den Rettungsdienst.

„Die Voraussetzungen für den Ausbildungsbeginn am 1. September waren nicht erfüllt“, sagte Gräfling der Berliner Morgenpost. Es habe Verzögerungen in einigen Bereichen gegeben, räumte der Landesbranddirektor ein. „Mit bereits geplanten Bauarbeiten in der Berliner Feuerwehr- und Rettungsakademie konnten aufgrund des Denkmalschutzes nicht rechtzeitig begonnen werden und die Eröffnung der Lehrrettungswache an der Voltaire­straße in Mitte hat sich auch verzögert“, sagte er. „Wir sind davon ausgegangen, dass alles rechtzeitig fertig wird. Als klar wurde, dass wir unter diesen Umständen keine Genehmigung für eine dritte Klasse bekommen würden, haben wir einen Rückzieher gemacht.“

"Sehr unglücklich gelaufen"

Auch sei es nicht gelungen, weitere Fachausbilder zum 1. September vertraglich zu verpflichten. „Mit zwei Lehrern werden wir Verträge Mitte September abschließen“, sagte Gräfling. „Das sind Mitarbeiter mit sowohl pädagogischer Qualifikation als auch den notwendigen Kenntnissen aus dem Rettungsdienst. Zudem werden wir dann Leute aus den eigenen Reihen mit den entsprechenden Zusatzqualifikationen haben.“ Nach Ansicht Schombels sei lange klar gewesen, dass die Baumaßnahmen bei der Lehrrettungswache nicht rechtzeitig beendet sein werden. „Eine Inbetriebnahme noch in diesem Jahr wird auch nur mit Problemen behaftet sein“, ist er sich sicher.

Als „sehr unglücklich gelaufen“ bezeichnete der Landesbranddirektor die Tatsache, dass die Einladungen zur Vertragsunterzeichnung den angehenden Notfallsanitätern bereits zugesandt wurden. Gräfling sagte, dass es das Ziel sei, spätestens am 1. Oktober 2016 alle „Auszubildenden an Bord zu nehmen“. Die Ausbildung beginnt aber spätestens am 1. Dezember. Dann würden die Räume der Lehrrettungswache in der Feuerwache an der Voltairestraße auch zur Verfügung stehen. In den zwei Monaten zwischen Einstellung und Ausbildungsbeginn sollen Teile der Ausbildung wie beispielsweise der Führerschein für Fahrzeuge der Berliner Feuerwehr vorgezogen werden.

„Auch hier werden wieder Zusagen gemacht, bei denen es fraglich ist, ob sie einzuhalten sind“, so die GdP. „Das notwendige Personal für die Lehrrettungswache ist noch nicht gefunden.“ 43 Brandmeisteranwärter, die im August ihre Ausbildung beenden, sollen erst mal die Rettungswagen auf der Lehrrettungswache fahren. Sie seien aber bereits auf den Feuerwachen eingeplant, so Schombel. „Wer die neuen Kollegen so behandelt, der nimmt den jungen Feuerwehrmännern gleich am Anfang jegliche Motivation.“