Kriminalstatistik

Hier ist das Leben in Berlin am gefährlichsten

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Rüdiger Finke
Kriminalitätsverteilung in Berlin

Kriminalitätsverteilung in Berlin

Foto: BM

Während Taschendiebstähle zunehmen, sind Morde in Berlin rückläufig. Im Regierungsviertel werden die meisten Straftaten begangen.

Im Regierungsviertel, am Kurfürstendamm und rund um den Alexanderplatz ist das Risiko am größten, Opfer einer Straftat zu werden. Das geht aus dem am Donnerstag von Polizei und Senatsinnenverwaltung vorgestellten Kriminalitätsatlas 2015 für die Hauptstadt hervor. Für diese Statistik werden die tatsächlichen Fälle auf 100.000 Einwohner hochgerechnet. Diese sogenannte Häufigkeitszahl gibt an, wie groß das Risiko ist, Opfer von Kriminellen zu werden.

Im Regierungsviertel wurden demnach statistisch 90.576 Straftaten auf 100.000 Einwohner festgestellt. Mit deutlichem Abstand folgt der Kurfürstendamm mit einer Häufigkeitszahl von 68.920. Dahinter rangieren, ebenfalls wieder mit großem Abstand, der Alexanderplatz (44.779) und Tiergarten Süd (knapp 40.000). Die Gebiete Moabit Ost und Nördliche Luisenstadt, die sich im Jahr 2014 noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau als Tiergarten Süd befanden, wiesen 2015 erhebliche Zuwachsraten auf und liegen jetzt nur noch wenig unterhalb des genannten Wertes.

Für den Kriminalitätsatlas werden die Straftaten für 138 Berliner Gebiete, den „lebensweltlich orientierten Räumen“, aufgeschlüsselt. Dadurch können auf einer Ebene weit unterhalb der Bezirke und Ortsteile Vergleiche angestellt werden. Diese kleinräumigere Darstellung, die sich teilweise im innerstädtischen Bereich sogar nur auf einzelne Straßenzüge bezieht, ermöglicht bessere statistische Vergleiche.

Kudamm und Alexanderplatz als Hotspots der Kriminalität

Die hohe Zahl an Straftaten im Regierungsviertel und am Alexanderplatz in Mitte führt die Polizei darauf zurück, dass sich dort der Großteil der touristischen Hauptziele Berlins befindet. An diesen Orten hielten sich viele Menschen auf, die Opfer von Straftaten werden. Außerdem böten zahlreiche Geschäfte und Büros sowie der starke Publikumsverkehr auf dem Bahnhof Alexanderplatz „zusätzliche Tatgelegenheiten“, heißt es. Denn bei fast der Hälfte der kriminellen Delikte in Berlin handelt es sich um Diebstahlstaten.

Für den Kurfürstendamm in der City West ist die Kriminalitätsrate nach Polizeiangaben auch deshalb auffallend hoch, weil hier verhältnismäßig wenige Menschen wohnen, auf die die hohe Zahl der Delikte umgerechnet wird. Gleichzeitig gibt es hier viele Einkaufsmöglichkeiten und Lokale, die eine große Zahl von Berlinern und Touristen anziehen.

Aufklärungsquote geht zurück

Tiergarten Süd bietet unter anderem viele Tatgelegenheiten aufgrund der zahlreichen Großveranstaltungen. Außerdem zählen die Touristenmagneten Reichstag, Kanzleramt und Potsdamer Platz dazu. Der Bereich Nördliche Luisenstadt umfasst unter anderem die stark kriminalitätsbelastete Gegend am Kottbusser Tor, wo häufig Diebstähle, Körperverletzungen und Drogendelikte begangen werden.

Im Jahr 2015 wurden in Berlin insgesamt 569.549 Straftaten registriert. Das ist nach Polizeiangaben zum Vorjahr ein Plus von 4,9 Prozent. Diese Zunahme basiere vor allem auf steigenden Zahlen bei Diebstählen, insbesondere Taschen- und Ladendiebstahl sowie Kellereinbrüchen. Die Aufklärungsquote betrug 43,9 Prozent, das ist ein Punkt weniger als noch 2014. Auch dies begründet die Polizei mit häufigeren Diebstählen, bei denen die Zahl ermittelter Tatverdächtiger mit rund 19 Prozent gering ausfällt.