Aus Furcht vor steigenden Mieten protestieren Kreuzberger Anwohner gegen die Pläne für das Dragoner-Areal

Rund 200 Teilnehmer haben am Sonntagvormittag in Kreuzberg gegen Verdrängung und Mietpreiserhöhung in Berlin protestiert. „100 Prozent bezahlbaren Wohnraum“, forderten die Mitglieder und Sympathisanten der Initiative „Stadt Von Unten“. Gestartet war der Protestzug an der Bockbrauerei in Kreuzberg. „Dieser Ort steht symbolisch für das, was mit dem Kiez passiert“, sagte Enrico Schönberg (35) von der Initiative.

Seit April befindet sich das Areal zwischen der Fidicinstraße und der Schwiebusser Straße im Besitz eines Investors. Dieser plane eine Umstrukturierung der bisher gewerblich genutzten Fläche. Ein Teil der Altbauten solle hochpreisigen Wohnungen weichen, so die Initiative. Auch den Altmietern drohe eine Mieterhöhung. „Damit geht nicht nur die Identität des Kiezes, sondern auch ein Stück Geschichte verloren“, so Schönberg.

Nach anderthalb Stunden erreichte der Protestzug das Dragoner-Areal, das sich derzeit in einer Art Schwebezustand befinde, sagt Lisa Vollmer. Das 4,7 Hektar große Gelände der ehemaligen Dragoner-Kaserne ist eines der letzten großen Baugrundstücke in Friedrichshain-Kreuzberg. Der Bund hatte es durch sein Immobilienunternehmen Bima für 36 Millionen Euro an einen Investor verkauft. Und obwohl der Finanzausschuss des Bundesrats den Verkauf bereits vor knapp einem Jahr gestoppt hatte, wurde dieser noch nicht rückabgewickelt. Um Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen zu bringen, erklärte der Senat das Areal kürzlich zum Sanierungsgebiet.

Mindestens 50 Prozent der Wohnungen sollen laut Stadtentwicklungssenator Geisel (SPD) Sozialwohnungen werden. Das sei bei Weitem nicht ausreichend, so die Initiative „Stadt von Unten“. Sie fordert bezahlbare Wohnungen und ein Mitbestimmungsrecht beim Ausbau. „Wir brauchen Begegnungsräume und Kreativwerkstätten“, sagte Lisa Vollmer.