Die Kunstaktion des Zentrums für politische Schönheit endete wie sie begann: Mit dem Klagelied der syrischen Schauspielerin May Skaf. Wie bereits vor einer Woche trat sie am Dienstagabend am Maxim-Gorki-Theater vor ihr Publikum. Dieses mal nicht auf der dunklen Bühne, sondern bei Tageslicht auf die hellen Steinstufen des Theater-Eingangs.
Mehrere hundert Schaulustige hatten sich versammelt und lauschten vor dem dort aufgestellten Zwinger den Worten der Aktivisten vom "Zentrum für Politische Schönheit".
Skaf erzählte, wie die Tiger die vergangenen 14 Tagen in dem Käfig erlebt haben. Ihre Sicht auf die Menschen, die in den geschlossenen Raum schauen, in dem die Tiger wie die Made im Speck leben. Nach Abschluss ihres Vortrags luden die Veranstalter in den Innenhof des Theaters ein, um eine Stellungnahme abzugeben.
Skaf, die sich aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ursprünglich von den Tigern fressen lassen wollte, sagte die Aktion schließlich in einer dramatischen Rede ab. Gerne hätte sie sie große Show geboten, fährt sie dort. Gerne hätte sie mit den Schreien um ihr Leben alle erschüttert. Doch: „Was wäre mein Schreien gegen die ungehörten Hilferufe nachts auf dem Meer?“, erklärte sie. "Es gibt nichts Schlimmeres für eine Schauspielerin, als die Erwartungen des Publikums zu entäuschen. Ich befinde mich in dieser Situation, ich werde sie entäuschen."
Die umstrittene Kunstaktion „Flüchtlinge Fressen“ in Berlin hatte bis zum Schluss für Aufsehen und Irritationen gesorgt. Ein Flug, der etwa zeitgleich rund hundert syrische Flüchtlinge aus der Türkei nach Deutschland bringen sollte, wurde derweil kurzfristig abgesagt. Die Fluggesellschaft Air Berlin kündigte den Beförderungsvertrag, weil sie sich von den Initiatoren „über wesentliche Aspekte“ des Flugs im Unklaren gelassen fühlte, wie eine Unternehmenssprecherin mitteilte.
Das für Provokationen bekannte Zentrum für Politische Schönheit in Berlin will mit der Aktion erreichen, dass Flüchtlinge auf dem sicheren Luftweg nach Deutschland kommen dürfen, statt auf den lebensgefährlichen Weg über das Mittelmeer angewiesen zu sein.