Potsdam . Brandenburg bekommt seine restlichen Militärflächen nur schwer los. Finanzminister Christian Görke kündigte an, das Land müsse künftig Geld für Sicherung zuschießen.
Jahrhundertelang hatte das Militär in der Döberitzer Heide das Sagen. Schon Friedrich Wilhelm I. ließ dort seine Truppen üben. Auch die Wehrmacht nutzte das sandige Gelände vor Berlin, zu DDR-Zeiten waren NVA und Sowjetarmee da. 1992 zogen dann die letzten sowjetischen Panzer ab. Heute halten Schafe das Gras kurz, in der Wildniszone galoppieren Wildpferde. Anfang der 90er-Jahre besuchte der 2006 verstorbene Tierfilmer Heinz Sielmann den ehemaligen Truppenübungsplatz Döberitz – und war begeistert. Seine Stiftung kaufte dem Land rund 3550 Hektar ab und siedelte auch Rothirsche und Wisente an.
Auf 55 Kilometer Wanderwegen ist die Döberitzer Heide inzwischen begehbar. Das Naturschutz-Projekt gilt als gelungenes Beispiel für die Nutzung ehemaliger Militärareale. Doch die Vermarktung der Konversionsflächen läuft seit Jahren schleppend. Neue Hoffnung setzt die Brandenburgische Bodengesellschaft (BBG) als Vermarkter im Auftrag des Landes nun auf die wachsende Nachfrage nach Immobiliengrundstücken im Speckgürtel um Berlin.
90 Prozent der Grundstücke sind inzwischen verkauft
Von den rund 100.000 Hektar, die Brandenburg 1994 als Flächen der Westgruppen der sowjetischen Streitkräfte (WGT) vom Bund übernommen hat, sind mehr als 90 Prozent in eine zivile Nutzung überführt. Die Verkäufe brachten laut Brandenburger Finanzministerium rund 300 Millionen Euro ein. „Die Vermarkung wurde immer schwieriger“, sagte die BBG-Geschäftsführerin Andrea Magdeburg am Donnerstag der Berliner Morgenpost. „Erst in den vergangenen anderthalb Jahren verzeichnen wir wieder ein gestiegenes Interesse an den verbliebenen problembehafteten Flächen.“
Die Ursache dafür sieht sie in auf dem engen Immobilienmarkt in Berlin. Investoren suchten mittlerweile verstärkt Grundstücke im Umland. So gebe es momentan mehrere Interessenten für den 108 Hektar großen Flugplatz in Rangsdorf (Teltow-Fläming). Die BBG-Geschäftsführerin kündigte an: „Damit gehen wir Ende des Jahres auf den Markt.“ Auf dem Gelände sei ein Mix von Wohnen, Freizeitmöglichkeiten und Gewerbe vorgesehen. Auf einem Teilbereich des Geländes konnten bereits vier Baugrundstücke zur Errichtung von Einfamilienhäusern verkauft werden.
Verkäufe brachten dem Land rund 4,2 Millionen Euro
Wie Finanzminister Christian Görke (Linke) am Donnerstag bei der diesjährigen Eröffnung der Veranstaltungsreihe „Konversionssommer“ bekannt gab, hat die BBG im Auftrag des Landes im vergangenen Jahr 23 sogenannte WGT-Flächen veräußert. Die Verkäufe brachten dem Land einen Erlös von rund 4,2 Millionen Euro.
Der Schwerpunkt lag laut Görke auf dem Abschluss des Kaufvertrages zur ehemaligen Kaserne Schwanebecker Chaussee in Bernau. Es gelang, die rund 35 Hektar große Liegenschaft im vergangenen Jahr zu verkaufen. Der Käufer beabsichtigt, die vier Hauptgebäude für eine Wohn- und gegebenenfalls Gewerbenutzung zu entwickeln. Außerdem soll kleinteiliger Wohnungsbau auf unbebauten Teilflächen entwickelt werden.
Neben der ehemaligen Kaserne in Bernau übertrug das Land eine Fläche von rund zwölf Hektar Größe im Bereich der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Außerdem erwarb die Stiftung Naturlandschaften eine rund 5,3 Hektar große Fläche des einstigen Truppenübungsplatzes Jüterbog-West und eine rund 19,2 Hektar große Liegenschaft des ehemaligen Tanklagers Jüterbog-Neuheim. Ein privater Investor kaufte eine 12,4 Hektar große Fläche der ehemaligen Radarstation Saalow in der Gemeinde Am Mellensee, Teltow-Fläming.
Rücklage des WGT-Vermögens ist aufgebraucht
„Von Jahr zu Jahr wird es nicht einfacher, Käufer für die verbleibenden, einst militärisch genutzten Flächen zu finden“, sagte Görke. „Es sind eben keine Filetstücke mehr.“ Wichtiger als der Erlös sei für das Land, dass diese Flächen saniert werden, auf ihnen Wohnungen entstünden, Gewerbe angesiedelt werde oder sie künftig Naturschutzzwecken dienten, so Görke.
Nach 22 Jahren sind die Ausgaben nicht mehr gedeckt – etwa für die Altlastensanierung und Betreuung der Liegenschaften. Der Minister gab jetzt bekannt, dass die seit 1994 vorrangig durch Verkäufe erwirtschaftete Rücklage des WGT-Vermögens in diesem Jahr aufgebraucht sein wird. „Um die Umwandlung ehemaliger Militärflächen wird man in den kommenden Jahren eigene Haushaltsmittel einsetzen“, kündigte er an. Für 2016 benötigt die BBG laut eigener Aussage nach derzeitigem Stand rund zwei Millionen Euro.