Sie gibt dem Rohbau des Berliner Stadtschlosses Wucht, mächtig thront sie auf dem Dach über Eosanders Triumphportal über dem Schlossplatz. Bereits seit dem Richtfest vor einem Jahr ist die insgesamt 40 Meter hohe und im Durchmesser 24 Meter breite Kuppel, die einst die Schlosskapelle beherbergte, im Rohbau fertig. Einblicke in die Konstruktion aus Stahlbeton, die später mit historischen Materialien und Kupferblech verkleidet wird und mit Hilfe von Spenden wieder möglichst originalgetreu verziert werden soll, sind nur in der Bauphase möglich. Zum Beispiel an diesem Wochenende.
Am Sonnabend und Sonntag können Besucher dem Schloss aufs Dach steigen, einen spektakulären Ausblick über Berlins historische Mitte genießen und sich aus nächster Nähe davon überzeugen, dass die Kuppelkonstruktion gar nicht rund ist, sondern eher ein Oval. Und davon, dass sie zwar eine der prominentesten aber nicht die höchste Kuppel Berlins ist, auch wenn die Spitze des Kreuzes, das sie schmücken soll, am Ende 70 Meter Höhe erreicht. Die höchste Kuppel krönt östlich des Lustgartens, in der Nachbarschaft also, den Berliner Dom, mit einer Gesamthöhe von 98 Metern.
Das prestigeträchtigste Bauvorhaben Berlins
Der Besuch auf dem Dach ist nicht die einzige Attraktion. Bei den Tagen der offenen Baustelle am Berliner Schloss, zu denen der Förderverein Berliner Schloss e.V. einlädt, können sich Besucher zum vierten Mal ein genaues Bild von den Fortschritten an Berlins prestigeträchtigstem Bauvorhaben machen, die Fassaden begutachten und den Schlüterhof auf sich wirken lassen. Zahlreiche Experten, zu erkennen an den Bauhelmen, erklären wieder die Schloss-Baustelle.
Doch es geht nicht nur um architektonische Details. In der „Speakers Corner“ auf der kleinen Bühne im ersten Stock wird jeweils von 11 bis 17 Uhr auch inhaltlich ein Blick in die Zukunft gewährt. In mehr als 30 Kurzvorträgen stellen die Kuratoren der künftig dort ansässigen Museen ihre Ideen zur künftigen Präsentation der Weltkulturen vor, zeigen besondere Objekte aus den Dahlemer Sammlungen, des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der staatlichen Museen zu Berlin, und ihre Geschichten. Eine Sound-Installation soll die Besucher klanglich in persisch-islamische Gärten entführen.
Protest vor dem Berliner Stadtschloss
Besucher können sich mit Repliken von Museumsobjekten fotografieren lassen. Die Partner bzw. künftigen Nutzer des Humboldt Forums präsentieren sich mit Infoständen. Laut Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Mitglied der Gründungsintendanz des Humboldt Forums, ist es ein Veranstaltungsprogramm, das alle Facetten des Kulturvorhabens beleuchtet.
45 Millionen Euro Spendengelder fehlen noch
Wie nah der Schlossbau seinem historischen Original kommt, ist Sache privater Spender und der Freunde des Schlosses, Steuergelder sind dafür nicht vorgesehen. Von den benötigten 105 Millionen Euro Spenden seien fast 60 Millionen Euro eingegangen, so der Förderverein. 45 Millionen müssten für Fassaden- und Hofschmuck noch zusammenkommen. Der Förderverein nutzt die Baustellentage um darauf hinzuweisen, dass auch der Außenbereich als historisches Umfeld des Schlosses rekonstruiert werden sollte. Die geplante Gestaltung der Freiräume schließe eine Rückkehr der historischen Skulpturen und Objekte an ihren ursprünglichen Standort nicht aus, so Geschäftsführer Wilhelm von Boddien.
>> Daniel Libeskind findet Berlins Architektur provinziell
Um dafür ein Zeichen zu setzen enthüllt er mit Tom Maasen, Kulturattaché der Botschaft des Königreichs Niederlande, am Sonnabend um 10.30 Uhr an der Humboldt-Box eine historische Skulptur, die 1950 den Abriss des Stadtschlosses schwer beschädigt überstand und nach der Wende in Buch wieder auftauchte. Die Bronzefigur des Prinzen Moritz von Oranien-Nassau stand von 1907 bis zum Kriegsende auf der Balustrade der Lustgartenterrasse in Gesellschaft von vier weiteren Oranierfürsten und zwei Rossebändigern. Sie erinnerten an die Verwandtschaft des Hauses Hohenzollern mit dem Niederländischen Königshaus.
Mit Unterstützung der Botschaft, der Schlösserstiftung und niederländischer Spender konnte der Oranier-Prinz restauriert werden. Die anderen vier seien nach dem Krieg in der DDR eingeschmolzen worden, so der Förderverein. Von dreien gebe es Abgüsse in London, Wiesbaden und Apeldoorn.
Es sind noch viele Details am Bau zu ergänzen. Die Laterne auf der Kuppel zum Beispiel, bei der acht Cherubim eine kleine Kuppel aus Palmenblättern tragen, muss auch noch finanziert werden. Das Kreuz aber, das die Laterne dann krönen soll, ist schon gesichert.
„Tage der offenen Baustelle“: Berliner Schloss – Humboldt Forum, Schlossplatz, Mitte, Sbd/So, 11./12. Juni jeweils von 10 bis 18 Uhr (Achtung: letzer Einlass 17 Uhr), Eintritt frei