Trinkrucksäcke sind der Spoiler des Freizeitsportlers, ein Statussymbol für Menschen, die gern irgendwie professionell aussähen. Anfänger wiederum sind an Steißhalftern zu erkennen, mit denen man sehr große Flaschen transportieren kann, würden sie doch nur nicht so unerträglich wippen.
Läufer glauben an Kraft durch Trinken. Leider Unsinn. Nie hörte man von Sportlern, die in einer von Wasserhähnen geprägten Zivilisation verdurstet wären. Das Gegenteil allerdings geschieht immer häufiger. 14 überwässerungsbedingte Todesfälle sind seit 1981 dokumentiert, berichtet das „Clinical Journal of Sport Medicine“.
Selten war der Tod so überflüssig
Die Sportler haben sich regelrecht totgesoffen, ganz ohne Alkohol. Ob ein Triathlet in Frankfurt, zwei Football-Junioren in den USA, die während des Trainings aus Angst vor Krämpfen nahezu zehn Liter Flüssigkeit konsumierten, oder eine Yoga-Jüngerin – sie alle haben sich aus lauter Panik vor dem Austrocknen ums Leben getrunken. Selten war der Tod so überflüssig.
Hyponatriämie heißt das Phänomen, wenn zu viel Flüssigkeit die Salzkonzentration im Blut derart senkt, dass Wasser die Zellen aufbläht und den Blutkreislauf bremst. Ein lebensbedrohlich gesenkter Natriumspiegel ist vor allem von Brechdurchfallerkrankungen bekannt. Vorstufen sind Schwindel, Kopfschmerz und Erbrechen, bisweilen auch Verwirrtheit und Schwindel. Glaubt der Athlet fälschlicherweise, die Beschwerden stammten von Wassermangel, säuft er weiter – bis zum Umfallen.
Erst trinken, wenn man Durst verspürt
Noch immer herrscht der von Supermodels verbreitete Irrglaube an das Klum’sche Gesetz: Viel Wasser macht schön und ist gesund. Alles Quatsch, meint US-Forscher Mitchell Rosner, der mit Kollegen die oben zitierte Studie erstellte. Die Sauf-Doktrin verhindere, dass der Mensch auf seinen Körper lausche. Wie kann man dem Wasserwahn begegnen? Ganz einfach: Erst trinken, wenn man Durst verspürt. Im Trinkrucksack kann man ja immer noch das Zielbier mitnehmen.