Kein anderes Bundesland hat einen so hohen Anteil an Alleinerziehenden: Die Situation der mehr als 100 000 Ein-Eltern-Familien in Berlin soll nach dem Willen des Senats besser werden. Ein entsprechendes Konzept ist am Dienstag verabschiedet worden, wie Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte. Sie hatte es mit Arbeits- und Frauensenatorin Dilek Kolat (SPD) vorgelegt.
Vorgesehen sind unter anderem Job-Coachings, um tausenden Alleinerziehenden den Weg in existenzsichernde Beschäftigung zu ebnen. Die Gruppe habe bisher wenig von der insgesamt positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt profitiert. Auch flexible Kinderbetreuung außerhalb der gewohnten Kita-Öffnungszeiten solle erprobt werden. Für die beiden Vorhaben stehen laut Angaben je rund 300 000 Euro zur Verfügung.
>>>Alleinerziehende unter Doppel-Druck<<<
Mit einer Bundesratsinitiative wolle Berlin zudem finanzielle Verbesserungen erreichen, sagte Scheeres. Unter anderem sollten Alleinerziehende pro Monat 50 Euro als Direktzahlung bekommen und jene steuerlich entlastet werden, die weniger als 1500 Euro im Monat zur Verfügung haben. Kostenpunkt bundesweit: 890 Millionen Euro.
Die Berliner Grünen kritisierten die Vorschläge als nicht ausreichend. Die familienpolitische Sprecherin der Partei, Marianne Burkert-Eulitz, sagte, der Senat beweise mangelnde Sachkenntnis, wenn er die 50 Euro nur für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr zahlen wolle. Das Geld werde gerade danach benötigt. Der Senat solle stattdessen die ergänzende Kindertagespflege ausbauen, damit Alleinerziehende eine existenzsichernde Arbeit aufnehmen könnten.
In Berlin erzieht in fast jeder dritten Familie nur ein Elternteil, in 90 Prozent der Fälle sind das die Frauen.