Berlin

Handwerk in Berlin und Brandenburg auf Rekordkurs

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Katrin Starke, Jürgen Stüber

Konjunkturumfragen der Kammern erreichen Höchstwerte – Betriebe klagen über Fachkräftemangel

Wer in Berlin einen Handwerker benötigt, muss im Durchschnitt mehr als neun Wochen warten. Die Kapazitäten im produzierenden Handwerk sind zu 82 Prozent ausgelastet. Das geht aus der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Berlin für das Frühjahr 2016 hervor. „2015 war ein absolutes Spitzenjahr“, erklärte der Präsident der Kammer, Stephan Schwarz. „Die Ergebnisse unserer Frühjahrsumfrage zeigen, dass wir uns auch Anfang 2016 auf Rekordkurs befinden“, ergänzte Hauptgeschäftsführer Jürgen Wittke. Der Geschäftsklimaindex erreichte mit 118 Punkten den höchsten Wert für ein Frühjahr. Der Index der Erwartungen erreichte den höchsten Wert seit 1992. Einen neuen Rekord gab es auch bei der Auslastung: Der Höchstwert der Wartezeit stand bei 7,9 Wochen und stieg jetzt auf 9,3 Wochen.

Die Umsatzentwicklung verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr stark (plus 22 Prozent). Auch für die kommenden Monate rechnen mehr Betriebe mit Umsatzsteigerungen als mit Umsatzeinbußen. Das wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. „Jeder vierte Handwerksbetrieb möchte Personal einstellen“, sagte Schwarz. „Allerdings haben die Betriebe Schwierigkeiten, ausreichend Fachkräfte und Azubis zu finden“, so Wittke.

„Besonders gut lief es im Bau- und im Ausbauhandwerk sowie bei den Nahrungsmittelhandwerken“, sagte Jürgen Wittke. Wegen des milden Winters wurde viel gebaut. Die Auftrags- und Umsatzprognosen im Bauhauptgewerbe liegen mit 39 und 29 Punkten deutlich über den Vorjahreswerten. Noch besser ist die wirtschaftliche Lage im Ausbaugewerbe (124 Punkte). „Einen höheren Index gab es nur im Herbst 1991 und im Frühjahr 1992“, erläuterte Wittke. Den besten Geschäftsklimaindex innerhalb des Berliner Handwerks weisen die Nahrungsmittelhandwerke auf. Ein Geschäftsklimaindex von 130 Punkten bedeutet ein Allzeithoch in dieser Gruppe.

Gute Laune auch beim neuen Präsidenten der Handwerkskammer Potsdam: Robert Wüst (30) stellte die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage vor. Fazit: Dem Handwerk in Westbrandenburg geht es gut. 3500 von 17.300 Kammerbetrieben gaben Auskunft über Auftragslage, Personal und Investitionen. „90 Prozent der Befragten bewerteten ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend“, sagt Wüst. „Das sind 6,4 Prozent mehr als in der Vergleichsumfrage 2015.“ Die höchsten Zufriedenheitswerte kommen mit 92 Prozent aus den Bau- und Ausbaugewerken, gefolgt vom Handwerk für den gewerblichen Bedarf mit 89 Prozent.

Das Berliner Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr voraussichtlich um 2,5 Prozent wachsen, die Prognose für den Bund liege nur bei 1,5 Prozent. Das sagte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer am Mittwoch. Im ersten Quartal 2016 habe „Berlin Partner“ die Ansiedlung von 34 neuen Unternehmen mit 2000 neuen Arbeitsplätzen vermittelt, im gesamten Vorjahr seien es 99 Ansiedlungen und 6600 Jobs gewesen. Im ersten Quartal seien zudem bereits 8,6 Millionen Euro Fördergeld aus dem Topf für regionale Wirtschaftsstruktur (GRW-Mittel) bewilligt worden. Davon profitierten 33 Firmen, so Yzer. Auch der Bau von drei Berliner Brücken werde aus GRW-Mitteln unterstützt.