Konjunkturumfrage

Handwerk in Berlin und Brandenburg auf Rekordkurs

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Katrin Starke, Jürgen Stüber
Das Bauhandwerk in Berlin erwartet ein Auftragsplus von 39 Prozent

Das Bauhandwerk in Berlin erwartet ein Auftragsplus von 39 Prozent

Foto: dpa Picture-Alliance / Kai Remmers / picture alliance / dpa Themendie

Wer Handwerker braucht, muss sich auf Wartezeiten einstellen. Die Auftragsbücher sind voll, die Erwartungen optimistisch.

Wer in Berlin einen Handwerker sucht, muss im Durchschnitt mehr als neun Wochen warten. Denn die Kapazitäten im produzierenden Handwerk sind zu 82 Prozent ausgelastet. Das geht aus der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Berlin für das Frühjahr 2016 hervor. „2015 war ein absolutes Spitzenjahr“, erklärte der Präsident der Handwerkskammer Berlin, Stephan Schwarz. „Die Ergebnisse unserer Frühjahrsumfrage zeigen, dass wir uns auch Anfang 2016 auf Rekordkurs befinden“, ergänzte Hauptgeschäftsführer Jürgen Wittke.

Der Geschäftsklimaindex erreichte mit 118 Punkten den höchsten Wert für ein Frühjahr. Der Index der Erwartungen erreichte den höchsten Wert seit 1992. Einen neuen Rekord gab es auch bei der Auslastung der Handwerker: Der Höchstwert stand bisher bei 7,9 Wochen und stieg jetzt auf 9,3 Wochen.

Höhere Umsätze

Die Umsatzentwicklung zeigte sich gegenüber dem Vorjahr stark verbessert (plus 22 Prozent). Auch für die kommenden Monate rechnen mehr Betriebe mit Umsatzsteigerungen als mit Umsatzeinbußen. Das wirkt sich auf den Arbeitsmarkt aus. „Jeder vierte Handwerksbetrieb möchte Personal einstellen“, sagte Schwarz. „Allerdings haben die Betriebe Schwierigkeiten, ausreichend Fachkräfte und Azubis zu finden“, so Wittke.

„Besonders gut lief es im Bau- und im Ausbauhandwerk sowie bei den Nahrungsmittelhandwerken“, sagte Jürgen Wittke. Wegen des milden Winters wurde viel gebaut. Die Auftrags- und Umsatzprognosen im Bauhauptgewerbe liegen 39 und 29 Punkten deutlich über den Vorjahreswerten. Noch besser ist die wirtschaftliche Lage im Ausbaugewerbe (124 Punkte). „Einen höheren Index gab es nur im Herbst 1991 und im Frühjahr 1992“, erläuterte Wittke.

Bestwerte für Nahrungsmittelhandwerk

Den besten Geschäftsklimaindex innerhalb des Berliner Handwerks weisen die Nahrungsmittelhandwerke auf. Ein Geschäftsklimaindex von 130 Punkten bedeutet ein Allzeithoch in dieser Gruppe. Auch die Geschäfte der gewerblichen Handwerke laufen weiterhin sehr gut, wenngleich die Dynamik hier gegenüber dem Vorjahr sinkt.

Gute Laune auch beim neuen Präsidenten der Handwerkskammer Potsdam: Bei seinem ersten offiziellen Auftritt vor der Presse stellte Robert Wüst (30) gestern die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage vor. Fazit: Dem Handwerk in Westbrandenburg geht es gut. 3500 von 17.300 Kammerbetriebe gaben Auskunft über Auftragslage, Personal und Investitionen.

„90 Prozent der Befragten bewerteten ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend“, sagt Wüst. „Das sind 6,4 Prozent mehr als in der Vergleichsumfrage 2015.“ Die aktuell höchsten Zufriedenheitswerte kommen mit 92 Prozent aus den Bau- und Ausbaugewerken, gefolgt vom Handwerk für den gewerblichen Bedarf mit 89 Prozent.

Investitionen als Geldanlage

Für Wüst nicht verwunderlich: „Viele Privatkunden investieren derzeit lieber in den Aus- und Umbau ihres Hauses oder ihrer Wohnung, statt das Geld bei der Bank anzulegen.“ Die niedrigsten Werte melden die Betriebe aus dem Nahrungsmittelhandwerk mit 77 Prozent und dem Kraftfahrzeughandwerk mit 83 Prozent.

Ein Wermutstropfen: „Die Suche nach Fachkräften und Auszubildenden bleibt schwierig“, sagt Wüst. Problematisch gestaltet sich auch die Suche nach Firmennachfolgern. „Etliche Betriebsinhaber in der Mark sind über 55 Jahre alt und müssen sich Gedanken um den Fortbestand ihres Unternehmens machen“, erklärt Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Potsdamer Handwerkskammer.

„Die Unsicherheit über die Nachfolge wirkt sich auch auf die Investitionstätigkeit der Firmen aus“, spekuliert er. Um die ist es in Westbrandenburg aktuell nicht gut bestellt: Nur ein Viertel der Betriebe habe in den vergangenen Monaten in ihre Ausstattung oder ins Gebäude investiert. „Und möglicherweise werden es im zweiten Quartal nur noch 19 Prozent sein.“