Die Verlängerung der Linie U7 von Rudow bis nach Schönefeld ist eigentlich eine alte Idee. Die Kosten wären sehr hoch.

Geht es nach der Neuköllner SPD, sollte der neue Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld nicht nur mit Regionalzügen und der S-Bahn, sondern auch mit der U-Bahn erreichbar sein. Eine entsprechende Forderung will der Kreisverband noch in das Programm der Sozialdemokraten für die Abgeordnetenhauswahl im Herbst einbringen, das von einem Landesparteitag am 30. April abschließend verabschiedet werden soll.

„Neukölln wird nach der Eröffnung des BER das neue Eingangstor zu Berlin sein. Wir wollen unsere Gäste aus aller Welt gut empfangen und so einfach wie möglich in die Stadt bringen. Dafür brauchen wir eine Verlängerung der U7 von Rudow nach Schönefeld“, sagt die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey. Berlin baue eine U-Bahn zum Hauptbahnhof, warum nicht auch zum Hauptstadtflughafen, fragt sich die SPD-Politikerin.

Eine alte Debatte lebt wieder auf

Die Neuköllner SPD belebt mit ihrer Forderung eine alte Debatte über die optimale Verkehrsanbindung des neuen Großflughafens. Lange Zeit hatte auch der Senat die Idee eine Verlängerung der U7 bis nach Schönefeld verfolgt und dafür auch eine überirdische Trasse auf Berliner Seite frei gehalten. Doch die beiden anderen Flughafen-Eigentümer, der Bund und das Land Brandenburg, sahen dafür jedoch keinen Bedarf. Sie halten den Airport mit Regionalzügen, die vier Mal pro Stunden zum Flughafen fahren, und zwei S-Bahn-Linien verkehrlich ausreichend erschlossen. Von Rudow aus, so sieht es das 2011 vorgestellte Verkehrskonzept für den BER vor, werden lediglich Busse zum neuen Flughafen fahren.

Dieses Konzept hält die Neuköllner SPD angesichts des zuletzt stark wachsenden Luftverkehrs in Berlin für überholt. Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg geht bislang davon aus, den neuen Airport Ende 2017 zu eröffnen. Für dieses Jahr und auch für 2018 werden deutlich mehr als 30 Millionen Passagiere erwartet. Jeder zweite von ihnen, so die Planung, soll dabei nicht mit dem eigenen Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln am BER an- und abreisen.

U-Bahn ist dem Busverkehr auf der Straße vorzuziehen

Die Verlängerung der U7 stelle eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Schienenangebots dar, um dem zu erwartende Fluggastaufkommen gerecht zu werden, argumentiert die Neuköllner SPD und fordert einen Überarbeitung des bestehenden Verkehrskonzepts für den BER. Eine Verlängerung der U7 sei dabei dem Busverkehr auf der Straße vorzuziehen. In einem ersten Schritt sollte die U-Bahn dabei bis zum Frauenviertel weitergebaut werden. Mit dem neuen U-Bahnhof Lieselotte-Berger-Platz könnte ein Wohngebiet mit ca. 1700 Haushalten erschlossen werden, heißt es.

Allerdings: Eine Verlängerung der U-Bahn bis zum BER könnte indes sehr teuer werden. Verkehrsexperten gehen von rund 700 Millionen Euro aus, die die gerade einmal zehn Kilometer lange Verbindung von Rudow nach Schönefeld kosten würden. Völlig unklar ist etwa die Einbindung der U-Bahn in den bereits fertigen Flughafen-Bahnhof, der direkt unter dem Terminalgebäude liegt. Dort befinden sich sechs Gleise, zwei für die S-Bahn und vier für Fern- und Regionalzüge. Platz für einen weiteren U-Bahnsteig gibt es dort nicht. Alternativ könnte die U-Bahn nur bis zum alten Bahnhof Flughafen Schönefeld geführt werden, was von Verkehrsexperten jedoch als wenig wirtschaftlich angesehen wird.

Ablehnung aus der Senatsverkehrsverwaltung

Aus der SPD-geführten Senatsverwaltung für Stadtentwicklung können die Neuköllner Genossen wohl nicht mit großer Unterstützung rechnen. Zwar werde durch den Flächennutzungsplan seit 1994 eine Trasse bis zur Landesgrenze für die U-Bahn frei gehalten, doch habe man sich im Zuge der Planungen zu Anbindungen des zukünftigen Flughafens Berlin Brandenburg für eine schnelle Schienenanbindung des Flughafens BER mit einem S-, Regional- und Fernbahnhof direkt unter dem Fluggastterminal entschieden. Eine U-Bahn-Verlängerung in Ergänzung zur S-Bahn und zum Flughafen-Express sowie zum Busverkehr sei daher nicht notwendig und auch nicht begründbar, sagte Petra Rohland, Sprecherin von Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD), auf Nachfrage der Berliner Morgenpost. Ein solches Projekt würde zudem erhebliche Kosten und Ressourcen binden, die für andere prioritäre Projekte benötigt werden. Zudem sei aufgrund der vorhandenen Schnellbahnanbindung nicht davon auszugehen, dass die gesetzlich erforderliche Kosten-Nutzen-Analyse aktuell positiv ausgehen würde.