Der Masterplan, nach dem auf beiden Seiten der Karl-Marx-Allee in Friedrichshain bis zu 20 Wohntürme entstehen sollen, liegt bei der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) bereits in der Schublade. Doch wie diese zehngeschossigen Punkthochhäuser, die jeweils auf einer Grundfläche von 18 mal 18 Metern entstehen sollen, aussehen könnten, darüber gab es bisher noch keine Vorstellung. „Insofern waren wir begeistert, dass sich der Architekturprofessor Armin Behles bei uns gemeldet hat, um die Gestaltung dieser Wohntürme seinen Studenten an der TU Darmstadt zur Aufgabe zu machen“, sagt WBM-Sprecherin Steffi Pianka. Seit Donnerstag können die studentischen Entwürfe nun in der Architektur Galerie Berlin besichtigt werden.
Unter der Leitung ihres Professors haben die Nachwuchs-Architekten ein Dutzend Hochhäuser gestaltet, die an verschiedenen Stellen in Friedrichshain-West auf Flächen entstehen könnten, die der WBM gehören. Trotz seiner zentralen Lage wirkt das Quartier wenig urban, zwischen den Häusern erstrecken sich weite Flächen, die lediglich als Abstandsgrün und Parkpaletten dienen.
Die WBM möchte ihre dort bestehenden Wohnquartiere nachverdichten, um so dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Neben der gestalterischen Frage, wie Neubauten sich in eine solche Umgebung integrieren können, sollten die Studenten das Mauerwerk ihrer Gebäude aus hochdämmenden Ziegeln konzipieren – eine dauerhafte, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Bauweise, wie es in der Aufgabenstellung heißt. „Die Förderung junger Talente hat bei der WBM Tradition, insbesondere in Bezug auf innovatives und experimentelles Bauen“, sagte WBM-Geschäftsführerin Christina Geib anlässlich der Ausstellungseröffnung, zu der auch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gekommen war.
Das Unternehmen habe daher auch den mit 2000 Euro dotierten WBM Award für experimentelle Raumgestaltung ins Leben gerufen. Der erste Preis im studentischen Wettbewerb ging in diesem Jahr an Lucas Bickert und Martin Koleda. Die beiden Studenten überzeugten mit ihrem Vorschlag, am Standort Koppenstraße zwischen Karl-Marx-Allee und Palisadenstraße gleich zwei Punkthochhäuser auf einem gemeinsamen Sockel zu errichten. In der Gestaltung orientieren sie sich stark an den neoklassizistischen Wohnblöcken der Stalin-Ära, wie sie an der Karl-Marx-Allee dominieren. Bis zu 100 Wohneinheiten wären in den zehn Obergeschossen möglich, in dem Sockelgebäude könnten zudem eine Kita oder Geschäfte Platz finden. Und auf dem Dach des zweigeschossigen Verbinderbaus ist auch noch Platz für einen Nachbarschaftsgarten.
Einen Sonderpreis erhielt auch das „Rote Haus“ des Studenten Yan Wang: Dieser „poetische Entwurf“ schaffe eine platzartige Situation an der Ecke Koppen- und Rüdersdorfer Straße heißt es in der Jury-Begründung. Der streng rechteckige Grundriss werde aufgelöst und orientiere sich mit seinen zackigen Loggien zum entstehenden Platz. Zudem hebe sich das Haus klar von den DDR-Plattenbauten ab, richte aber gleichzeitig seine „ebenen“ Fassaden zu diesen aus und schafft durch die feine Fassadengliederung gleichzeitig den Bezug zu den Bauten der Stalin-Ära.
Architektur Galerie Berlin Karl-Marx-Allee 98, 10243 Berlin, bis 16. April, Di.–Fr., 14–19 Uhr, Sbd.,12–18 Uhr.