Viereinhalb Wochen nach dem illegalen Autorennen mit tödlichem Ausgang auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße ist auch der zweite Raser im Gefängnis. Der 24-Jährige wurde am Mittwochnachmittag gegen 16.45 Uhr in Marzahn verhaftet, wie die Berliner Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte.
Auch gegen ihn war ein Haftbefehl wegen Totschlags erlassen worden. Erst am Dienstag war der andere Beteiligte an dem Rennen verhaftet worden, bei dem ein 69 Jahre alter Jeep-Fahrer getötet wurde. Der inzwischen 27-jährige Hamdi H. konnte von Zielfahndern in Moabit gefasst werden. Damit befinden sich nun beide Raser in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen der 2. Mordkommission und der Staatsanwaltschaft dauern an.
>>> Berlins gefährlichste Straßen
Der 24-jährige Marvin N. soll sich am 1. Februar in einem Mercedes-Benz mit einem damals 26 Jahre alten Freund ein Rennen über den Einkaufsboulevard geliefert haben. Mit ihren Sportwagen waren sie mehr als 100 Stundenkilometer schnell und überfuhren mehrere rote Ampeln. Kurz vor dem Kaufhaus KaDeWe rammte der 26-Jährige dann mit seinem Audi in Höhe der Kreuzung Tauentzien- und Nürnberger Straße einen unbeteiligten kleinen Geländewagen, der „durch die Wucht des seitlichen Aufpralls circa 70 Meter weit in Richtung Wittenbergplatz geschleudert“ wurde, wie es im Polizeibericht hieß. Für den 69 Jahre alten Fahrer des Jeeps kam jede Hilfe zu spät. Der Mann erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen.
Auf dem Tauentzien mit mehr als 100 Stundenkilometern unterwegs
Die Staatsanwaltschaft geht von einem sogenannten bedingten Tötungsvorsatz aus. Sie wirft beiden Fahrern vor, den Tod des Mannes „billigend in Kauf genommen zu haben“. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, sagte der Berliner Morgenpost: „Natürlich stellt sich in diesem Fall die Frage, ist das noch fahrlässig, oder liegt die Tat schon im Bereich des Vorsatzes?“ Doch wer gegen 0.40 Uhr auf dem noch belebten Tauentzien mit mehr als 100 Stundenkilometern entlangrase, wer mehrfach rote Ampeln ignoriere und in Kauf nehme, dass Menschen in Gefahr gebracht würden, der fahre so riskant, dass „wir zu dem Schluss kommen, es ist bedingter Vorsatz“. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest.
Für Totschlag liegt das Strafmaß bei mindestens fünf Jahren Gefängnis. Bei tödlichen Verkehrsunfällen lautet die Anklage sonst häufig auf fahrlässige Tötung. Der Strafrahmen bewegt sich dann zwischen einer Geldstrafe, Bewährungsstrafen und Gefängnis bis zu fünf Jahren.
Die beiden Fahrer waren nach dem Autorennen von der Polizei festgenommen worden, wurden aber kurz darauf wieder freigelassen. Einer der beiden polizeibekannten Beschuldigten hatte seinen Führerschein erst seit dem Jahr 2014. In den vergangenen Wochen wurden immer wieder gefährliche und verbotene Rennen bekannt. Zuletzt verletzte ein Raser in der Nacht zu Dienstag in Moabit bei einem Unfall zwei unbeteiligte Menschen in einem Taxi.
Illegale Autorennen in Berlin - Mehr zum Thema:
- Polizei stoppt wieder PS-Protze auf dem Kudamm
- „Richtig so“ – Reaktionen zur Polizeiaktion gegen PS-Protze
- 19-Jähriger rast im Jaguar mit Tempo 170 über Autobahn
- Autorennen endet mit Crash im Biergarten
- Tödlicher Crash am Tauentzien: Was wir bisher wissen