Lange sorgte die von Flüchtlingen und Aktivisten der linken Szene besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule an der Ohlauer Straße in Kreuzberg für Negativschlagzeilen und verursachte Kosten in Millionenhöhe. Nun soll zumindest der Nordflügel in geordneteren Bahnen genutzt werden. Wieder von Flüchtlingen. Anders als vor rund vier Jahren werden die neuen Bewohner legal in die Räume einziehen. Denn der Bezirk hat die Immobilie auf Vordermann gebracht und als reguläres Flüchtlingszentrum hergerichtet. In der Notunterkunft sollen bis zu 110 Bewohner Platz finden, vor allem besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, so das Konzept des Bezirks.
Bezugsfertig sei das Gebäude schon im Januar gewesen, sagt Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne). Alle Genehmigungen hätten vorgelegen. Das für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) sei aber nicht in der Lage gewesen, die notwendigen Verträge abzusegnen. Seit acht Wochen stünden die Zimmer daher leer.
Müller will sich kümmern, Sozialverwaltung antwortet nicht
„Das hat mich angesichts der fehlenden Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen schon gewundert und irritiert“, sagt Herrmann. Auch Sozialsenator Mario Czaja (CDU) sei über den Abschluss der Bauarbeiten informiert gewesen. Passiert sei trotzdem nichts. Sie habe schließlich einen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geschrieben. Wenige Tage später habe Müller geantwortet und zugesichert, dass die notwendigen Formalitäten nun schnellstens erledigt würden.
Warum das Gebäude nicht früher bezogen werden konnte, ist offenbar nicht leicht zu erklären. Eine vor gut zwei Wochen gestellte Anfrage der Berliner Morgenpost beließen Lageso und Sozialverwaltung trotz mehrfacher Nachfrage bis Freitag unbeantwortet. Ob der Nordflügel nun tatsächlich im März bezogen wird? Bezirksbürgermeisterin Herrmann bleibt skeptisch: „Ich hoffe es“, sagt sie nur. Noch sei zu klären, ob das Lageso den vom Bezirk vorgeschlagenen Betreiber akzeptiere.
So sie denn kommen, werden die neuen Bewohner Seite an Seite mit den wenigen verbliebenen Besetzern leben, die noch immer im Südflügel der einstigen Hauptmann-Schule wohnen. Sie hatten erfolgreich gegen den drohenden Rauswurf geklagt.