Während des Staatsbesuchs von Israels Ministerpräsident Netanjahu gibt es ab Montag um das “Waldorf Astoria“ umfangreiche Sperrungen.
Nach dem Shopping bei Karstadt am Kudamm mal eben zu Fuß zum Bahnhof Zoo in die S-Bahn? Eigentlich ein Katzensprung, doch in der kommenden Woche wird dies für knapp zwei Tage mit erheblichen Umwegen verbunden sein. Aus Sicherheitsgründen „im Zusammenhang mit dem Besuch eines hochrangigen Staatsgastes“, wird Montag und Dienstag „ein Sicherheitsbereich“ eingerichtet, teilte die Polizei am Donnerstag den zahlreichen betroffenen Anliegern mit. Gemeint ist der Staatsbesuch des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.
Die Folge: Die City West in Charlottenburg wird in Teilen für 30 Stunden zu einem Hochsicherheitstrakt. Von Montag, ab 12 Uhr, bis zum Dienstagabend, 18 Uhr, sperrt die Polizei rings um das Hotel „Waldorf Astoria“ sämtliche umliegenden Straßen komplett für den Fahrzeugverkehr. In dem Luxushotel vis-à-vis des Zoo Palasts wird der Staatsgast die Nacht zum Dienstag verbringen. Bekanntlich gilt für den israelischen Premier, wie etwa auch für den amtierenden US-Präsidenten, die allerhöchste Sicherheitsstufe 1.
Berlinale-Filmpremiere kann nicht im Zoo Palast stattfinden
Als Folge davon musste auch die für Montagabend im Zoo Palast vorgesehene Filmpremiere der Komödie „Maggie’s Plan“ mit Julianne Moore im Zuge der Berlinale verlegt werden. Das Premierenkino befindet sich direkt gegenüber dem Hotel innerhalb des Sicherheitsbereichs.

Zu den für Kraftfahrzeuge gesperrten Straßenzügen gehören Teile der Hardenbergstraße, Kantstraße sowie die Joachimsthaler Straße im Bereich zwischen der Kreuzung Kurfürstendamm und dem Bahnhof Zoo. Stellenweise sind sogar die Gehwege tabu. Das gilt für den gesamten Bereich nördlich der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und den Bereich unmittelbar vor dem „Waldorf Astoria“, das erstmals als Netanjahus Übernachtungsort ausgewählt wurde. Bislang waren für die am höchsten gefährdeten Staatsgäste der Bundesregierung ausschließlich das nahe gelegene „Hotel Intercontinental“ an der Budapester Straße oder das „Hotel Adlon“ am Pariser Platz in Mitte stets die erste Wahl gewesen.
Kunden müssen vorübergehend in Geschäften warten
Auch im Linienbusverkehr der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wird es für die Dauer des Staatsbesuchs erhebliche Einschränkungen geben. Schließlich ist der Hardenbergplatz Start und Ziel zahlreicher Buslinien, darunter auch der Expresslinie X9 sowie der Linie 109 zum Flughafen Tegel. Immerhin: Das Bahnhofsgebäude am Hardenbergplatz selbst und der Verkehr der S-Bahnen sowie der Regional- und Fernverkehrszüge sollen von den Einschränkungen nicht betroffen sein.
Die Gewerbetreibenden der AG City sind darüber hinaus informiert worden, dass Kunden, falls zur Sicherheit erforderlich, kurzzeitig in den Geschäften ausharren müssten, bis der betreffende Gehweg davor wieder freigegeben wird.
Staatsgast mit höchster Sicherheitsstufe
Gleichzeitig verspricht die Polizei den Ladeninhabern, dass ihren Kunden der Zugang grundsätzlich gewährt werden soll. Um dies sicherzustellen, sollen auf etlichen Gehwegen Durchgänge eingerichtet werden. Gleichzeitig wird um Verständnis für zeitweilig auftretende Behinderungen gebeten. Aufgrund der Gefährdungsstufe des Staatsgastes ließen sich diese leider nicht vermeiden, heißt es im Informationsschreiben weiter. Bereits seit Donnerstag weisen darüber hinaus Aushänge der Polizei an Kreuzungen daraufhin, dass beispielsweise ein Verbot für das Anketten von Fahrrädern an Fußgängerschutzgittern gilt.

Für die Berliner Polizei bedeutet die Gewährleistung der Sicherheit des Staatsbesuchers naturgemäß einen enormen zusätzlichen Aufwand. „Wir sind für die Sicherheit der Fahrwege und Besuchsorte zuständig“, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. Bislang seien der Polizei im Zusammenhang mit der Berlin-Visite Netanjahus keine Veranstaltungen, wie etwa Demonstrationen bekannt, ergänzte Redlich auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Alle weiteren Einzelheiten zu den umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen sind ohnehin topsecret.
Scharfschützen auf den Dächern
Dessen ungeachtet werden sowohl Berliner wie auch Touristen wie zu vergleichbaren Anlässen wieder auf Hausdächern postierte Scharfschützen auf Dächern erkennen, der eine oder andere Abfallbehälter an Straßen demontiert oder Gullydeckel verschweißt sein. Im Oktober vergangenen Jahres waren beim letzten Besuch von Benjamin Netanjahu in Berlin rund 2000 Polizisten aus acht Bundesländern im Einsatz. Auch mehrere Einsatzhundertschaften der Bundespolizei waren in die Sicherheitsvorkehrungen eingebunden, genau wie die GSG 9, die auf Antiterroreinsätze spezialisierte Spezialeinheit. Zusätzlich dürften sich erneut etliche Angehörige der Geheimdienste beider Staaten in Berlin aufhalten.
Das Bundeskanzleramt will inhaltliche Details zum Programm des Staatsbesuches erst am heutigen Freitag bekannt geben. Danach können sich die Berliner darauf einstellen, an welchen Orten ebenfalls mit kurzfristigen Sperrungen zu rechnen sein wird. Mit Sicherheit dürfte das Regierungsviertel und deren zuführenden Straßen in Tiergarten davon betroffen sein.