Die Zahl der Gewalttaten in Bahnhöfen und Züge ist im Vorjahr um mehr als sechs Prozent gestiegen. Auch immer mehr Taschendiebstähle.
Bei der Berliner U-Bahn ist es 2015 deutlich häufiger zu gewalttätigen Übergriffen gekommen als im Jahr zuvor. Das geht aus einer Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Joschka Langenbrinck hervor. Danach sind in den Bahnhöfen und Zügen im Vorjahr 2201 Gewaltvorfälle von der Polizei erfasst worden, 6,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor (2070 Gewaltvorfälle). Bereits 2014 war die Zahl der Gewaltdelikte in der U-Bahn um knapp fünf Prozent gestiegen.
In allen Verkehrsmitteln der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gab es hingegen nur einen geringfügigen Anstieg um 1,4 Prozent, insgesamt wurden 3.007 Gewalttaten verzeichnet. Zurückzuführen ist das darauf, dass die Zahl der Vorfälle in den Bussen der BVG um 14,2 Prozent (473 Straftaten) deutlich und in den Straßenbahnen um 3,2 Prozent (333 Vorfälle) leicht sank. Nicht erfasst in der Statistik sind Straftaten, die ohne Gewaltandrohung abliefen. Insbesondere bei Taschendiebstählen hat es im vergangenen Jahr in allen BVG-Verkehrsmitteln einen starken Anstieg gegeben, bestätigte BVG-Sprecherin Petra Reetz.
Auch mehr Fahrgäste in den Bussen und Bahnen
Den Anstieg der Gewaltvorfälle im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs führt die Sprecherin auch auf weiter steigende Fahrgastzahlen zurück. Allein bei der BVG habe sich 2015 die Zahl der transportierten Fahrgäste um gut drei Prozent auf 1,01 Milliarden erhöht. Im Vergleich dazu gebe es relativ wenige Gewaltvorfälle in Bussen und Bahnen sowie in den Bahnhöfen. „Berlin ist eine Stadt, in der das Leben im wahrsten Wortsinn tobt. Leider nehmen dabei nicht alle Rücksicht aufeinander“, sagte Reetz der Berliner Morgenpost.
Dass speziell in den U-Bahnhöfen mehr Delikte registriert wurde, wundert Reetz nicht. „Die U-Bahn ist mit Abstand das beliebteste Verkehrsmittel der Berliner.“ Im Schnitt seien täglich mehr als 1,4 Millionen Fahrgäste mit den Zügen der Untergrundbahn unterwegs.
Fahrgäste sind aufmerksamer
Für den Anstieg der angezeigten Gewalttaten hat nach Auffassung der BVG auch die höhere Sensibilität der Berliner gesorgt. „Unsere Fahrgäste sind aufmerksamer geworden, sie nutzen öfter die Notrufsäulen“, sagte sie.
In den vergangenen Wochen war es wiederholt zu schweren Gewalttaten in Berlins U-Bahn gekommen. Für besonderes Aufsehen hatte der Fall eines psychisch kranken Mannes gesorgt, der Mitte Januar am U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz eine junge Frau ohne Vorwarnung vor einen fahrenden Zug geschubst hat. Die Frau hatte keine Chance und verstarb noch in der Station. Am ersten Weihnachtsfeiertag war zudem im U-Bahnhof Gesundbrunnen ein Ehepaar aus einer vier- bis fünfköpfigen Gruppe nach einem Streit angegriffen und verprügelt worden. Die 33 Jahre alte Frau und ihr 41-jähriger Ehemann musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
BVG will wieder Hundestreifen einsetzen
Die BVG setzt nach eigenen Angaben in ihren Verkehrsmitteln 300 ausgebildete Sicherheitskräfte ein, sowohl eigenen Bedienstete, als auch Mitarbeiter privater Sicherheitsfirmen. Wie berichtet, prüfen die Verkehrsbetriebe, ob sie auch wieder Streifen einsetzen, die von Hunden begleitet werden.