Die Reaktionen auf den erfundenen toten Flüchtling vom Lageso fielen zumeist harsch aus. Auch “Moabit hilft“ entschuldigte sich.

Ein freiwilliger Helfer am Lageso in Moabit hat den Tod eines Flüchtlings erfunden. In einem mittlerweile gelöschten Eintrag im sozialen Netzwerk Facebook schrieb der Mann am Donnerstag neben einer Entschuldigung, er habe sich durch seine ehrenamtliche Tätigkeit "mehr und mehr an den Grenzen der psychischen und auch körperlichen Belastung" befunden.

Die Reaktionen in Berlin auf den Vorfall fielen teils harsch aus.

  • "Das ist eine der miesesten und perfidesten Aktionen, die ich jemals erlebt habe." (Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU))
  • „Verantwortung tragen auch diejenigen, die den erfundenen Fall gestern ohne jegliche Grundlage bestätigt haben, darunter die Sprecherin des Bündnisses "Moabit hilft"." (Henkel)
  • „Wir haben da auf Deutsch gesagt echt Mist gebaut.“ (Die Sprecherin des Bündnisses „Moabit hilft“, Diana Henniges.)
  • „Ich will diese Aufgabe auch weiterhin mit ganzer Kraft, mit innerer Überzeugung und mit maximalem Einsatz erledigen.“ (Berlins Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zu Forderungen nach seinem Rücktritt.)
  • „Henkel und Czaja sind für die unhaltbaren Zustände am Lageso direkt verantwortlich und nur deshalb hält es die Öffentlichkeit für möglich, dass ein Flüchtling am Lageso stirbt.“ (Der frühere Piraten-Politiker Christopher Lauer)
  • "Ich möchte mich bei euch aus tiefsten Herzen entschuldigen. Es tut mir unendlich leid, dass ich viele Menschen mit meiner falschen Aussage verletzt habe." (Der Helfer, der den Tod des Flüchtlings erfand, bei Facebook)

Leiden unter der Kälte

Tobias vom Kältebus Berlin spricht mit einer Frau, die bei Minus 8 Grad Celsius die Nacht vor einem Geschäft auf dem Boden verbringt.
Tobias vom Kältebus Berlin spricht mit einer Frau, die bei Minus 8 Grad Celsius die Nacht vor einem Geschäft auf dem Boden verbringt. © dpa | Paul Zinken
Einige Hilfsbedürftige werden von den Kältebussen in Notunterkünfte gebracht, andere mit Decken und Schlafsäcken versorgt.
Einige Hilfsbedürftige werden von den Kältebussen in Notunterkünfte gebracht, andere mit Decken und Schlafsäcken versorgt. © dpa | Paul Zinken
Dass so viele Wohnungslose erreicht werden konnten, ist auch hilfsbereiten Berlinern zu verdanken. „Es gibt viele Anrufer, die aufmerksam sind“, sagt Ortrud Wohlwend, Sprecherin der Stadtmission, und betont die steigende Hilfsbereitschaft bei sinkenden Temperaturen.
Dass so viele Wohnungslose erreicht werden konnten, ist auch hilfsbereiten Berlinern zu verdanken. „Es gibt viele Anrufer, die aufmerksam sind“, sagt Ortrud Wohlwend, Sprecherin der Stadtmission, und betont die steigende Hilfsbereitschaft bei sinkenden Temperaturen. © dpa | Paul Zinken
Erst am Montag war ein Obdachloser im Rollstuhl vor dem Erfrieren gerettet worden.
Erst am Montag war ein Obdachloser im Rollstuhl vor dem Erfrieren gerettet worden. © dpa | Paul Zinken
Normalerweise würden bei etwas besseren Wetterbedingungen etwa 30 Menschen pro Nacht mit Decken und heißen Getränken versorgt. Durch die Hinweise hätten deutlich mehr Menschen aufgesucht werden können.
Normalerweise würden bei etwas besseren Wetterbedingungen etwa 30 Menschen pro Nacht mit Decken und heißen Getränken versorgt. Durch die Hinweise hätten deutlich mehr Menschen aufgesucht werden können. © Steffen Pletl | Steffen Pletl
Flüchtlinge warten vor einem Zelt auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales.
Flüchtlinge warten vor einem Zelt auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales. © dpa | Gregor Fischer
Die Flüchtlinge am Lageso sind zum Teil Wind und Wetter ausgesetzt.
Die Flüchtlinge am Lageso sind zum Teil Wind und Wetter ausgesetzt. © dpa | Gregor Fischer
Ein Mann trägt ein Kind über das verschneite Gelände.
Ein Mann trägt ein Kind über das verschneite Gelände. © dpa | Gregor Fischer
Der Regenschirm schützt nur wenig vor dem Schneefall.
Der Regenschirm schützt nur wenig vor dem Schneefall. © dpa | Gregor Fischer
In den frühen Morgenstunden beginnt der Ansturm auf die Wartezelte.
In den frühen Morgenstunden beginnt der Ansturm auf die Wartezelte. © dpa | Gregor Fischer
Eine Mutter wärmt bei frostigen Temperaturen die Hände ihres Kindes. In dem Amt in Berlins Turmstraße können Flüchtlinge sich registrieren lassen oder erste Unterstützungsleistungen erhalten.
Eine Mutter wärmt bei frostigen Temperaturen die Hände ihres Kindes. In dem Amt in Berlins Turmstraße können Flüchtlinge sich registrieren lassen oder erste Unterstützungsleistungen erhalten. © dpa | Kay Nietfeld
Wer es nicht in ein beheiztes Wartezelt schafft, der muss frieren.
Wer es nicht in ein beheiztes Wartezelt schafft, der muss frieren. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Mit Kaffee und Tee wärmen sich die wartenden auf. Andere schlafen erschöpft auf den Bänken ein.
Mit Kaffee und Tee wärmen sich die wartenden auf. Andere schlafen erschöpft auf den Bänken ein. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Diesem Mann dient ein Karton als Schlafstätte.
Diesem Mann dient ein Karton als Schlafstätte. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
1/14

  • *Gestern Nacht kam ich von einer Feier mit syrischen Freunden und hatte ziemlich viel Alkohol getrunken. Zu viel! Da es wirklich einen jungen Mann gibt, der sich vorm Lageso eine schlimme Grippe/Mandelentzüdung zugezogen hat, muss ich mich in eine Geschichte hineingesteigert haben, die ich in diesem Moment wohl selbst geglaubt habe." (Der Helfer bei Facebook)
  • "Wir haben keinen toten Flüchtling." (Eine Sprecherin der Berliner Polizei)
  • "Die Lügengeschichte und die damit einhergehenden Reaktionen um einen angeblich toten Flüchtling sind ein Tiefpunkt der politischen Kultur. Hier wurde auf Basis einer falschen Behauptung eine Empörungsmaschine ohnegleichen angeworfen." (CDU-Generalsekretär Kai Wegner)
  • "Wir überfordern die Ehrenamtlichen vor dem Lageso, so entstehen womöglich auch Vorfälle wie gestern. Wir müssen die Zivilgesellschaft entlasten und die staatlichen Strukturen stärken" (Mittes Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) in der "B.Z.")

>>>Reportage: Eine Nacht am Lageso<<<