Gewalt in Neukölln

Berliner Schüler nach Massenschlägerei suspendiert

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Helga Labenski
Bei der Massenschlägerei an der Alfred-Nobel-Schule in Neukölln waren elf Schüler verletzt worden

Bei der Massenschlägerei an der Alfred-Nobel-Schule in Neukölln waren elf Schüler verletzt worden

Foto: Steffen Pletl

Die Neuköllner Alfred-Nobel-Schule schließt zwei Achtklässler vom Unterricht aus. Die Ermittlungen zum Vorfall dauern an.

Nach der Massenschlägerei an der Alfred-Nobel-Schule in Neukölln sind zwei beteiligte Schüler vom Unterricht ausgeschlossen worden. Dem Vernehmen nach handelt es sich um zwei Achtklässler, von denen starke Aggressionen ausgegangen sind.

Ob der Suspendierung ein Schulverweis folgen werde, stehe noch nicht fest, sagte Schulleiterin Renate Lecke am Freitag der Berliner Morgenpost. „Dazu muss es weitere Aufklärung geben“, so die Schulleiterin.

Lehrer musste Feuerwehr rufen

Am Donnerstag war es unter Schülern der Sekundarschule am Britzer Damm 164 zu derart heftigen Auseinandersetzungen gekommen, dass Lehrer die Feuerwehr rufen mussten. Die Einsatzkräfte baten die Polizei um Unterstützung. Elf verletzte Schüler wurden in ein Krankenhaus gebracht und dort ambulant behandelt. Ein weiterer Schüler und ein Lehrer waren leicht verletzt und konnten an Ort und Stelle versorgt werden. An der Schlägerei beteiligt waren die Schüler einer Willkommensklasse für Flüchtlinge und einer achten Klasse sowie ein Siebtklässler.

Die Eltern der beteiligten Schüler waren noch am Donnerstag in die Schule gebeten worden. Am Freitagmorgen informierte die Schulleitung mit einem Elternbrief alle Mütter und Väter über den Vorfall. Drei Schulpsychologen und ein Präventionsbeauftragter der Polizei waren am Freitag in der Bildungseinrichtung, einer Europa-Schule, um mit den Jugendlichen den Gewaltvorfall zu besprechen.

Das Kollegium traf sich zu einer außerordentlichen Gesamtkonferenz, um die Geschehnisse aufzuklären und erste Maßnahmen zu beraten. Offenbar konnten noch nicht alle Beteiligten befragt werden, weil nicht alle in die Schlägerei Verwickelten zum Unterricht erschienen waren.

Revierkämpfe unter pubertierenden Jugendlichen

„Es verfestigt sich das Bild, dass die Auseinandersetzung nicht von der Willkommensklasse ausgegangen ist“, sagte Schulleiterin Renate Lecke am Freitag. Gerüchten, die Flüchtlinge hätten Mädchen der achten Klasse belästigt, trat sie entgegen. „Wenn überhaupt, dann haben sie geguckt“, sagte Renate Lücke.

„Es ging da wohl eher um Revierkämpfe als um ethnische Auseinandersetzungen“, lautet die Einschätzung der Rektorin. Ein regulärer Unterrichtsbetrieb sei inzwischen wieder gesichert. Über weitere Schritte will die Leitung der Nobel-Schule am Montag beraten. Auch die polizeilichen Ermittlungen wegen Körperverletzung dauern an. „Wir wollen da nicht vorgreifen“, betonte Schulleiterin Lecke. Das Kollegium werde aber alles versuchen, damit sich so etwas nicht wiederhole.

Schulverwaltung: Willkommensklassen besser integrieren

Die Senatsschulverwaltung wurde konkreter. „Die Schule wird in jedem Fall überlegen, wie sie die Willkommensklassen noch besser integrieren kann“, sagte Beate Stoffers, Sprecherin von Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). An der Alfred-Nobel-Sekundarschule gibt es zwei Willkommensklassen. Die an der Schlägerei beteiligte Flüchtlingsklasse mit syrischen Jugendlichen war erst Anfang November eröffnet worden. Auch ein Antigewalttraining an der Schule kündigte Stoffers an.

Der Vorsitzende des Bezirkselternausschusses Neukölln, Hans-Detlef Glücklich, will den Vorfall im Schulbeirat thematisieren. „Wenn hier aber tatsächlich pubertierende Jungen ihre Mädchen beschützen wollten, dann kann das auch an jeder anderen Schule passieren“, sagte Glücklich am Freitag.