Repräsentative Umfrage: Berliner sorgen sich wegen Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt, der Kosten und eines erstarkten Islams
Die Berliner stehen in der Mehrheit den Flüchtlingen positiv gegenüber. Gleichwohl glaubt jeder Zweite, dass die Stadt keine weiteren Asylsuchenden mehr aufnehmen kann. Eine deutlich größere Einigkeit herrscht in der Bewertung des Umgangs mit der Flüchtlingssituation. Drei von vier Berlinern sagen, Senat und Verwaltung hätten die Situation nicht gut im Griff. Viele machen sich Sorgen wegen einer Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt oder der hohen Kosten. Ein Erstarken des Islam befürchtet nur eine Minderheit.
Der Berlin-Trend der Berliner Morgenpost und der RBB-Abendschau zeigt ein differenziertes Meinungsbild zur Flüchtlingskrise. Infratest dimap hat dafür zwischen 12. und 16. November 1001 wahlberechtigte Berliner am Telefon befragt. Einige Teilnehmer standen also schon unter dem Eindruck der Terroranschläge von Paris. Die Resultate zeigen dabei signifikante Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen je nach Alter, Bildungsgrad und Wohnsitz in Ost- oder Westbezirken der Stadt.
Jüngere zeigen sich großzügig gegenüber Flüchtlingen
Insgesamt halten 54 Prozent der Befragten Flüchtlinge als eine Bereicherung für das Leben in Berlin. 37 Prozent sehen das nicht so. Im ehemaligen Westteil Berlins ist der Anteil derjenigen, die Flüchtlinge grundsätzlich positiv sehen, mit 57 Prozent deutlich höher als im Ostteil der Stadt (51 Prozent). Je jünger und je besser gebildet die Teilnehmer sind, desto eher empfinden sie den Zuzug als bereichernd. Zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen sehen das so, ebenso groß ist der Anteil unter den Berlinern mit Abitur oder Fachhochschulreife. Männer sehen das Thema Flüchtlinge insgesamt positiver als Frauen. Nach politischen Lagern betrachtet, empfinden Anhänger der Grünen Asylsuchende am stärksten als positiv (88 Prozent), gefolgt von Wählern der SPD (70 Prozent), der Linken (57) und der CDU (53). Nur Anhänger der AfD stehen Flüchtlingen zu 85 Prozent ablehnend gegenüber.
Bei aller Bereitschaft, sich positiv auf Flüchtlinge einzulassen, sehen die Menschen aber offenbar eine Grenze erreicht. Nur 38 Prozent sagen, Berlin sei in der Lage, weitere Menschen aus den Krisengebieten der Welt aufzunehmen. 50 Prozent sehen das anders, der Rest hat keine klare Meinung. Wieder ist die Aufnahmebereitschaft in den westlichen Bezirken stärker ausgeprägt als im Osten der Stadt.
Schlechter Gebildete gegen mehr Asylsuchende
Und wieder sind es die Jungen, die sich besonders großzügig zeigen. 60 Prozent der 18 bis 29 Jahre alten Berliner würden weitere Menschen aufnehmen. Damit steht diese Altersgruppe alleine da. Bei den Älteren überwiegt die Ansicht, die Stadt sei aktuell nicht mehr in der Lage, mehr zu tun. Und auch hier sind es wieder die schlechter gebildeten, die sich am stärksten gegen noch mehr Asylsuchende stellen. Nur jeder Vierte der Berliner mit Hauptschulabschluss oder mittlerer Reife sieht noch Reserven bei der Aufnahme, aber 57 Prozent der Bessergebildeten.
Die Sorgen um die Folgen des Zuzugs sind hingegen quer durch Altersgruppen und Bildungsgrade ähnlich. Insgesamt 58 Prozent befürchten eine zunehmende Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt. 40 Prozent machen sich darüber aber keine Sorgen. Die Angst vor noch größeren Problemen auf dem Wohnungsmarkt ist unter den Älteren über 60 Jahren und den Anhängern der Linkspartei besonders ausgeprägt. Vergleichbar verbreitet sind die Sorgen, dass die Verschuldung der öffentlichen Haushalte wegen der Flüchtlingskrise steigen könnte. Das befürchten 57 Prozent der Befragten, 40 Prozent verneinen diese Gefahr.
Jüngere blicken entspannt auf Islam
Zwar sehen die Menschen die praktischen Probleme, von Alarmismus ist eine deutliche Mehrheit aber entfernt. 61 Prozent glauben nicht, dass durch die Flüchtlinge die Zahl der Straftaten zunimmt, nur 36 Prozent gehen davon aus, dass die Kriminalität steigen wird. Angst, der Einfluss des Islam in Deutschland könnte zu groß werden, haben 42 Prozent, 56 Prozent teilen diese Sorge nicht. In den älteren Altersgruppen über 45 Jahren hat jedoch eine Mehrheit diese Sorge. Ziemlich entspannt in Hinblick auf den Islam sind wieder die Jüngeren, unter denen nicht einmal jeder Fünfte einen zunehmenden Einfluss dieser Religion befürchtet.
Dass Berliner Senat und Verwaltung die Situation ordentlich managen, findet nur eine Minderheit von 22 Prozent. 75 Prozent halten das Wirken der Landesregierung für nicht zufriedenstellend. Immerhin in dieser Bewertung sind sich die Berliner quer durch alle Gruppen einig.