Bahnreisende von Berlin nach Dresden und Prag können sich auf mehr Komfort und kürzere Fahrzeiten freuen. Ab Fahrplanwechsel am 13. Dezember will die tschechische Staatsbahn České dráhy (ČD) auf der Strecke modernere Reisezugwagen einsetzen. Zudem soll sich die Fahrzeit von Berlin nach Prag um etwa 15 Minuten auf knapp viereinhalb Stunden reduzieren. Auch nach Dresden sollen die Züge rund zehn Minuten schneller unterwegs sein. ČD und Deutsche Bahn reagieren damit auch auf den zunehmenden Druck der Fernbus-Konkurrenz.
Die Strecke Berlin–Dresden–Prag ist eine der wenigen Fernverbindungen, auf der die Deutsche Bahn keine eigenen Züge einsetzt. Stattdessen verkehren Eurocity, die mit Wagen der tschechischen und der ungarischen Staatsbahn betrieben werden. Das spart Kosten. Zwischen Berlin und Prag gibt es sieben Verbindungen am Tag. Die Züge fahren von Berlin aus teilweise weiter bis nach Hamburg (drei Mal täglich), zum Ostseebad Binz auf Rügen (einmal am Tag) und ab Dezember auch einmal täglich nach Kiel. Rund 100.000 Fahrgäste pro Monat nutzen nach Bahn-Angaben die Züge.
Bereits im Mai 2014 haben die Deutsche Bahn und die ČD einen Vertrag zur Fortsetzung der Kooperation unterzeichnet. Ziel sei es, den Kunden „attraktive Reisemöglichkeiten“ zu bieten. Auf der Grundlage der langfristigen Vereinbarung lässt die České dráhy derzeit vom einheimischen Fahrzeughersteller Skoda Transportation 93 Waggons modernisieren. Investitionsaufwand: rund 42 Millionen Euro. Die modernisierten Wagen sollen bis Juni 2016 schrittweise die alten Fahrzeuge ersetzen.
USB-Anschlüsse und kostenloses Wlan
78 Waggons sind speziell für den Einsatz auf der Eurocity-Linie zwischen Tschechien und Deutschland vorgesehen. Die Wagen bekommen unter anderem neue Teppiche, Sitze und Tische, fast alle Plätze werden mit Steckdosen und USB-Anschlüssen ausgestattet. Zudem werden leistungsfähigere Klimaanlagen eingebaut, um den heißer werdenden Sommer zu trotzen. Auf tschechischem Gebiet bietet die ČD ihren Fahrgästen zudem kostenlose Wlan-Verbindungen.
Jeder Zug soll künftig einen Mehrzweckwagen haben, in dem bis zu acht Fahrräder mitgenommen werden können. Ebenfalls neu ist ein spezielles Eltern-Kleinkind-Abteil. Eine von vielen Reisenden geschätzte Besonderheit bleibt: Alle Züge verfügen weiter über einen Speisewagen mit tschechischem Personal, wo, zu vergleichsweise günstigen Preisen, landestypische Speisen und Getränke angeboten werden. Im Angebot sind etwa eine Krautsuppe mit Wurst für 94 tschechische Kronen (3,90 Euro) oder Wildschwein-Gulasch mit Speckknödel zum Preis von 286 Kronen (11,90 Euro). Ein Menü aus beiden Gerichten ist schon für 299 Kronen (12,50 Euro) zu haben. Dazu Pilsner Urquell vom Fass.
Bleibt das Problem der häufigen Verspätungen der Züge. Weil EU-Förderprogramme auslaufen, habe es im tschechischen Bahnnetz in diesem Jahr außergewöhnlich viele Baustellen“, sagte ČD-Fernverkehrsmanager Jan Hrabacek. Er hofft, dass sich der grenzüberschreitende Zugverkehr in den kommenden Monaten deutlich stabilisiert. Allerdings wird 2016 auf deutscher Seite weiter gebaut. Ab August sollen beispielsweise die Gleise zwischen Wünsdorf und Hohenleipisch für 16 Monate gesperrt werden. Nach dem Ausbau soll sich die Reisezeit zwischen Berlin und Dresden erheblich verkürzen. Um schneller fahren zu können, werden unter anderem 20 Bahnübergänge durch Über- oder Unterführungen ersetzt. Ziel ist eine Fahrzeit von weniger als 100 Minuten. Bis in die tschechische Hauptstadt Prag sollen die Züge ab 2018 nur noch drei Stunden brauchen. Die neuen modernisierten Wagen der ČD werden übrigens schon für Tempo 200 zugelassen sein.