Beim Bau der U-Bahnstrecke zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor sind neue Komplikationen aufgetreten. Wie die Berliner Morgenpost erfuhr, haben Experten in einem Tunnelbereich östlich des Pariser Platzes einen Riss entdeckt, über den Grundwasser einsickert. Um das weitere Eindringen von Wasser zu verhindern, soll nun schnellstmöglich der betroffene Tunnelbereich von außen vereist werden. Vorgesehen sind dafür drei Bohrungen, über die dann die Mittel zum Vereisen in den Untergrund geleitet werden. Dies sei eine vorsorgliche Schutzmaßnahme, heißt es aus dem Projektmanagement. Eine akute Gefahr für den Tunnel und für den bereits in Betrieb befindlichen U-Bahnhof Brandenburger Tor bestehe nicht.
Absperrung soll am Montagmorgen beginnen
Unmittelbar zu spüren bekommen die Präventivmaßnahme zunächst die Autofahrer. Denn für die Bohrungen muss die Nordseite der Straße Unter den Linden im Bereich zwischen der Wilhelm- und der Schadowstraße (in Höhe des Museums „Madame Tussauds“) gesperrt. Der Autoverkehr auf der gegenüberliegende Seite des Boulevards soll von der Sperrung nicht betroffen sein.
Mit der Absperrung soll eigentlich am Montag gegen 8.30 Uhr begonnen werden. „Es gibt solche Überlegungen, wir befinden uns da aber noch in der Abstimmung“, bestätigte Heike Müller, Sprecherin der U5-Projektgesellschaft entsprechende Pläne der Berliner Morgenpost.
Neue Strecke ist 1620 Meter lang
Seit Frühjahr 2012 baut die Projektgesellschaft der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Auftrag des Senats an der 1620 Meter langen Strecke, die die Lücke zwischen der U5 (Alexanderplatz–Hönow) und der Stummellinie U55 (Brandenburger Tor–Hauptbahnhof) schließen soll. Für die oft auch als Kanzler-U-Bahn bezeichnete Linie werden auch drei neue U-Bahnhöfe gebaut: am Roten Rathaus, an der Museumsinsel und an der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden.
Die beiden Tunnelröhren für die Gleise sind mit Hilfe der Schildvortriebsmaschine „Bärlinde“ in bis zu 25 Meter Tiefe gebohrt worden. Erst Mitte Oktober waren die Arbeiten für die zweite Tunnelröhre beendet worden. Wegen des extrem hohen Grundwasserstands, des schwierigen Untergrunds sowie der zahlreichen denkmalgeschützten Bauten entlang der Trasse gilt der U-Bahn-Bau in Berlins historischer Mitte als technisch äußerst anspruchsvoll und nicht ohne Risiken. In der Vergangenheit hatte es bereits mehrfach Komplikationen gegeben.
Wassereinbruch im Sommer 2014
So stand etwa die Vortriebsmaschine beim Bau der ersten Tunnelröhre monatelang still, weil das Grundwasser zu stark in die Baugrube für den geplanten Bahnhof Museumsinsel sickerte. Besonders gravierend war jedoch ein Wasser- und Schlammeinbruch im August 2014. Betroffen war damals eben jener Tunnelabschnitt, um den es auch heute geht: ein Bereich unter der Straße Unter den Linden östlich vom Pariser Platz. Wegen des anschließenden Beweissicherungsverfahrens verzögerte sich der Bau der zweiten Tunnelröhre um mehrere Monate. Ursache für den Wassereinbruch sollen Qualitätsmängel an der Schlitzwand sein, die vor dem früher gebauten U-Bahnhof Brandenburger Tor steht.
Genau im Bereich dieser Wand wurde nun von den Fachleuten auch der Riss lokalisiert, durch den jetzt wieder Wasser eindringt. Das Problem: Das Schneidrad der Vortriebsmaschine, das sich noch immer im Tunnel für das sogenannte Gleis 1 befindet, behindert den Zugang. Ein Abdichtung von innen sei nicht möglich, heißt es von der Projektgesellschaft. Daher sei die Vereisung von außen erforderlich.
Erster Zug soll 2020 auf der neuen Strecke fahren
Der Zeit- und Kostenplan für das Vorhaben soll aber nicht in Gefahr sein. Der U5-Lückenschluss war von der BVG anfangs mit 433 Millionen Euro kalkuliert worden, inzwischen gehen die landeseigenen Verkehrsbetriebe von 525 Millionen Euro aus. Die ersten Züge sollten ursprünglich 2019 auf der neuen Strecke fahren. Nun ist die Betriebsaufnahme für Mitte 2020 angekündigt.