200 Polizisten haben am Ernst-Reuter-Platz kontrolliert. Dort fahndeten sie nach Autodieben, Drogen oder alkoholisierten Fahrern.
Ab 10 Uhr fuhren Mannschaftswagen der Berliner Polizei in dem Kreisverkehr am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. Eine Runde, eine zweite, dann bogen sie in eine der vom Platz abgehenden Straßen ab. Wenig später hielt dann ein Transporter. Aus ihm stiegen Mitarbeiter der Polizei, öffneten die Ladewand des Fahrzeugs und wuchteten mobile Verkehrszeichen aus dem Laderaum. Kurzerhand wurden Fahrspuren gesperrt, der Verkehr auf eine Spur eingeengt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde deutlich, dass die Polizei eine große Verkehrskontrolle geplant hat.
Um 12 Uhr war es dann auch so weit. Dutzende Beamte mit neongelben Warnwesten standen neben den Mannschaftsfahrzeugen. Kontrolliert wurde an der March-, der Hardenberg-, der Bismarckstraße sowie an der Otto-Suhr-Allee und der Straße des 17. Juni. Ungefähr 200 Beamte waren nach Angaben eines Polizeisprechers im Einsatz. Nur wenige Minuten nach Beginn der Aktion standen an den Kontrollstellen mehrere aus dem fließenden Verkehr gewunkene Fahrzeuge.
„Wir führen hier umfangreiche Kontrollmaßnahmen durch“, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. „Sozusagen das Gesamtpaket. Technische Mängel und die Verkehrssicherheit der Fahrzeuge. Wir kontrollieren auch, ob die Fahrzeuge als gestohlen gemeldet sind.“ Bei Verdacht wurden die Fahrer auch auf die Einnahme von Drogen und Alkohol getestet. Eigens für diesen Zweck hatte die Polizei zwei pinkfarbene mobile Toilettenhäuschen aufgebaut. In regelmäßigen Abständen begleiteten Beamte Autofahrer zu den WCs und kamen mit Urinproben in Plastikbechern zurück zu den Kontrollstellen. Diese Proben würden später auf einen möglichen Drogenkonsum der Fahrer getestet, hieß es. Eine Bilanz zu den umfangreichen Kontrollen am Mittwoch werde nach Angaben der Polizei erst in einigen Tagen gezogen. Daher blieb am Mittwoch auch offen, wie viele der kontrollierten Fahrzeuge möglicherweise als gestohlen gemeldet waren. Kontrolliert wurde bis zum Nachmittag.
Berlins Lage ist für Autodiebe reizvoll
Laut Kriminalitätsstatistik der Berliner Polizei wurden im vergangenen Jahr 6664 Kraftwagen gestohlen. Damit haben sich die Fallzahlen laut Polizeistatistik gegenüber dem Jahr 2013 kaum verändert. Es waren fünf Fälle (0,1 Prozent) mehr. In 21 Prozent der Fälle blieb es bei einem Versuch. Die Aufklärungsquote ist jedoch von 9,7 Prozent (2013) auf 11,9 Prozent (2014) gestiegen. In dem Deliktbereich Diebstahl von Kraftwagen sind laut Polizeiangaben überwiegend Tätergruppierungen aus Osteuropa aktiv, insbesondere aus Polen. Von den insgesamt 766 ermittelten Tatverdächtigen hatten 476 nicht die deutsche Staatsangehörigkeit (62,1 Prozent).
Experten sind sich sicher, dass Berlin durch seine hohe Konzentration an Fahrzeugen, besonders auch von hochwertigen Autos, gute Tatgelegenheiten für die professionellen und in Banden organisierten Täter bietet. Auch die geografische Lage der Stadt mit einer schnellen Anbindung an die Autobahnen, die in den osteuropäischen Raum führen, würden diese Delikte begünstigen.
Alleine zwei Meldungen der Bundespolizei am Mittwoch unterstützen diese These. Demnach stellten Bundespolizisten in der Nacht zum Mittwoch innerhalb weniger Stunden zwei gestohlene Fahrzeuge sicher. Zwei Fahrer wurden von den Beamten vorläufig festgenommen. Am Mittwochmorgen gegen 0.45 Uhr entdeckte eine deutsch-polnische Streife zwei hintereinanderfahrende Pkw der Marke Citroën auf der A12 in Fahrtrichtung Polen. Das erste Fahrzeug sollte zur Kontrolle angehalten werden. Der Fahrer ignorierte das Haltesignal und flüchtete über die Grenze nach Polen, wo der Citroën gestoppt wurde. Das Schloss der Fahrertür war manipuliert, und der Fahrer betrieb den Citroën mit einem Schlüsselrohling. Den zweiten Citroën wollte eine weitere gemeinsame Streife am Rastplatz Frankfurter Tor kontrollieren. Auch dieser Fahrer flüchtete von der A12 auf die Bundesstraße 5 in Richtung Booßen, wo er das Fahrzeug in einen Straßengraben fuhr und zu Fuß weiterflüchtete. Auch dieses Fahrzeug wies Manipulationen auf. Es wurde mit einem mechanischen Überdrehwerkzeug betrieben. Die Beamten stellten den Citroën sicher.