Kriminalität

Anwalt bezeichnet Islamist Rafik Y. als „wirr und unklar“

Peter Oldenburger
Der am Donnerstag erschossene Islamist Rafik Y.  bei seinem Prozess 2008

Der am Donnerstag erschossene Islamist Rafik Y. bei seinem Prozess 2008

Foto: dpa Picture-Alliance / Marijan Murat / picture alliance / dpa

Jetzt spricht der Anwalt über seinen früheren Mandanten, den erschossenen Islamisten Rafik Y.: „Er kriegte psychisch nicht mehr die Kurve“.

Nachdem am Donnerstag ein Islamist in Spandau von einem Polizisten erschossen wurde, dauern die Ermittlungen an. Die Auswertung sichergestellter Dokumente aus der Wohnung von Rafik Mohamad Y. werde noch einige Tage in Anspruch nehmen, hieß es am Sonnabend aus Polizeikreisen. Rafik Y. hatte eine Polizistin mit einem Messer angegriffen, anschließend war er von einem Beamten erschossen worden. Y. war verurteilter Islamist, 2004 hatte er ein Attentat gegen den damaligen irakischen Ministerpräsidenten geplant.

Rechtsanwalt Reinhard Kirpes aus Offenburg, der Rafik Y. in dessen Terrorprozess vertreten hatte, zeigte sich „schockiert“ vom Tod des 41-Jährigen. „Gleichzeitig war ich nicht überrascht,“ sagte der Strafverteidiger der Berliner Morgenpost. Schon während des 142 Verhandlungstage dauernden Prozesses sei Rafik Y. zunehmend unbeherrschter geworden. Die lange Haftdauer in Isolation und die folgende Führungsaufsicht mit Fußfessel hätten offenbar Spuren hinterlassen, glaubt der Anwalt. Schon während des Prozesses „bekam er irgendwann psychisch nicht mehr die Kurve“, so Kirpes. „Er legte sich mit jedem an – am Ende auch mit mir.“ Sein damaliger Mandant habe seinem Eindruck nach psychische Probleme schon aus seiner Heimat mitgebracht und dies mit seiner zweijährigen Haft in einem irakischen Gefängnis begründet. „Der Mann wirkte auf mich sprunghaft, wirr und unklar“, erinnert sich Kirpes. Der Jurist hält Y. nicht für den eiskalten Planer eines Attentats.

Keinen Zweifel hegt Kirpes daran, dass Rafik Y. dem irakischen Ex-Ministerpräsident Ijad Allawi feindlich gesonnen war. „Er sah ihn als Marionette der Amerikaner“, so Kirpes weiter. Als sein Anwalt habe er versucht, von Rafik Y. ein psychologisches Gutachten erstellen zu lassen, doch sein damaliger Mandant lehnte jede Untersuchung strikt ab.