„Eichörchen“ ist das Lieblingswort von Tom Hickey aus Irland. Die Kroatin Lucija Cavlek lernte das Wort „Schnapszahl“ – und findet es lustig. Für Jia Yu Hong aus Singapur klingt das Wort „Häme“ am schönsten. Auch wenn sie natürlich die negative Bedeutung des Begriffs kennt.
Hickey, Cavlek und Yu Hong gehören zu den rund 15,4 Millionen Menschen weltweit, die Deutsch als Fremdsprache lernen. In diesem Sommer haben die drei Stundenten an einem Sprachkurs in Berlin teilgenommen. Goethes Sprache ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden und das hängt mit dem guten Ruf Deutschlands im Ausland zusammen. Deutschland ist eine große wirtschaftliche und politische Macht in Europa. Weltoffenheit, gute Ausbildungsmöglichkeiten, der große Arbeitsmarkt – dies und noch mehr macht das Land für viele Menschen attraktiv.
500.000 Menschen mit ausländischen Wurzeln leben allein in Berlin. Viele von ihnen sind zum Studium in die Hauptstadt gekommen. Im Wintersemester 2014/2015 wurden an den Hochschulen Berlins 29.255 ausländische Studierende immatrikuliert. In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten für begabte junge Menschen, an eine gute Ausbildung und Weiterbildung zu kommen, ohne die finanzielle Last tragen zu müssen. Eine der größten Förderer ist der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). Jährlich profitieren mehr als 100.000 deutsche und internationale Studenten von den Programmen – dazu gehören Auslandssemester für junge Studierende, Praktika oder Promotionsstudiengänge.
Besonders beliebt sind auch Sommerkurse für deutsche Sprache an den mehr als 300 Universitäten in der Bundesrepublik. Viele der Teilnehmer haben ein Stipendium des DAAD, der die Kursgebühren, die Reise, die Unterkunft und Verpflegung in Deutschland zum größten Teil deckt. Auch die Freie Universität (FU) bietet bereits seit 20 Jahren in Berlin internationale Sommerkurse an. Dieses Jahr haben 123 Studenten aus 47 Ländern teilgenommen. Fast jeder zweite von ihnen wurde durch ein Stipendium des DAAD gefördert.
Dazu zählen auch die 21-jährige Politikwissenschaftstudentin Jia Yu Hong aus Singapur, Lucia Cavlek, 23, die Germanistik und Kulturgeschichte studiert und aus Zagreb in Kroatien stammt. Außerdem der 19-jährige Ire Tom Hickey, der Dolmetschen mit Übersetzen an der Edinburgh Heriot-Watt University studiert.
Während Cavlek und Hickey schon in der Schule angefangen haben, die Sprache zu lernen, begann Hong erst vor drei Jahren, einen Deutschkurs zu besuchen. Sie wollte eine europäische Sprache beherrschen und Deutsch wählte sie, weil sie eine besondere Herausforderung suchte. Viele Bekannte hatten ihr vorher gesagt, dass die Sprache schwierig zu lernen sei – deshalb wollte sie es unbedingt schaffen. Jetzt sprechen alle drei Studenten fließend Deutsch.
Der einmonatige Aufenthalt in Berlin sollte ihre Sprachkenntnisse verbessern und ihnen mehr Wissen über Deutschland vermitteln. Neben dem intensiven Sprachkurs am Vormittag erlebten die Stipendiaten nachmittags ein vielfältiges Landeskundeprogramm. Der Ausflug an den Müggelsee, der Kabarettbesuch, der Jazzmusikabend und die Zeitzeugengespräche sind nur ein paar Veranstaltungen im Rahmen des Programms, die sie sicher noch sehr lange Zeit in Erinnerung behalten werden.
Die jungen Menschen haben sich ganz bewusst für Berlin entschieden – weil die Stadt für jeden etwas bietet. „Ich wohne jetzt in Kreuzberg. Ich liebe Kreuzberg, weil es wunderschön und cool ist. Es ist fantastisch in Berlin“, sagt Hickey. „Berlin ist wie Singapur – sehr multikulturell, aber viel offener. In Singapur ist alles sehr konservativ und ruhig, aber Berlin ist so pulsierend. Es gibt hier so viel zu machen,“ schwärmt Hong begeistert.
Bei allen drei Studenten wird Deutsch in Zukunft eine große Rolle spielen. Jia Yu Hong will später ihr Masterstudium in Deutschland absolvieren. Lucija Cavlek möchte im Bereich Übersetzung und Tourismus arbeiten. Für Tom Hickey steht schon fest, dass er ein Auslandsjahr in Deutschland absolvieren möchte.
Stipendien gibt es nicht nur für junge Menschen aus dem Ausland, auch in Deutschland können Studenten von einer großen Palette an Förderungen für ihres Studium in der Bundesrepublik und im Ausland profitieren. Josefine Brittinger aus dem Ruhrgebiet etwa ist Stipendiatin an der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und studiert seit vier Jahren Medizin in Berlin. Für sie ist diese Stadt perfekt. Im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen sind die Wohnungsmieten in der Deutschlands Hauptstadt günstiger. Ein weiterer Grund für Brittinger, sich für Berlin zu entscheiden, waren die Freizeitmöglichkeiten in der Stadt. Brittinger hat das Stipendium der KAS gewählt, weil sie auch die Werte der CDU-nahen Stiftung teilt. Sie rät jedem, der sich um ein Stipendium bewirbt, sich davor gut mit dem Förderer auseinanderzusetzen. „Man hat später viel mit der Stiftung und mit den Leuten zu tun“, erzählt die junge Frau aus eigener Erfahrung. Zwar ist ihr die finanzielle Unterstützung wichtig, trotzdem schätzt die Studentin vor allem die anderen Menschen, die sie durch die Stiftung kennenlernt. „In 20 Jahren, werde ich sagen, dass das Stipendium für mich wichtig war, weil ich Kontakte und Freundschaften fürs Leben geknüpft habe“ sagt sie. Die zahlreichen Seminare, die Josefine Brittinger als Stipendiatin in Berlin besuchte, haben ihr viel in ihrer persönlichen Entwicklung gebracht.
Josefine Brittinger will später bei Ärzte ohne Grenzen arbeiten, aber zuerst muss sie Erfahrung sammeln. Eine gute Gelegenheit bietet sich in den Semesterferien: Die Medizinstudentin fährt für zwei Monate in die peruanischen Anden, um dort in einem Missionshospital zu arbeiten. Die KAS wird sie finanziell dabei unterstützen.
Irina Corobca absolviert derzeit ein Praktikum bei der Berliner Morgenpost. Sie ist Stipendiatin des Programms „Journalisten International“ für Nachwuchsjournalisten aus Osteuropa und Mittelasien. Das Programm ist Teil des Internationalen Journalisten-Kollegs der FU, in dem sich Journalisten weiterbilden.