Parlament soll das Missmanagement seit 2012 untersuchen
Der Untersuchungsausschuss zum Berliner Flughafendebakel soll nach dem Willen der Opposition auch die Kostensteigerungen seit der geplatzten Eröffnung 2012 ergründen. „Das Missmanagement der Flughafengesellschaft und ihrer Gesellschafter hat 2012 mit der großen Absage nicht aufgehört, sondern hat sich unvermindert fortgesetzt“, teilten Grüne, Piratenpartei und Linkspartei im Abgeordnetenhaus am Montag mit. Sie beantragen, den Untersuchungsauftrag des Ausschusses zu erweitern.
Seit dem Baubeginn 2006 sind die Kosten für den neuen Hauptstadtflughafen von zwei Milliarden Euro auf bislang 5,4 Milliarden Euro gestiegen – ohne Ausgaben für die Verkehrsanbindung und größtenteils ohne Zinsen. Dazu trugen Pfusch am Bau und Planungsfehler, aber auch deutliche Erweiterungen des Projekts bei.
Zuletzt hatten der ehemalige Projektsteuerer Herrmann Weber und der ehemalige Chefplaner Alfredo di Mauro im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum BER-Desaster Kritik am Krisenmanagement der Flughafengesellschaft geübt. Hunderte Umplanungen, persönliche Rivalitäten und fehlende Kontrolle seien für die Verschiebung der Eröffnung im Jahr 2012 verantwortlich. „Die Objektüberwachung war unterbesetzt“, sagte Herrmann Weber im Untersuchungsausschuss. Dieser Personalmangel bei der Planungsgemeinschaft um das Büro von Architekt Meinhard von Gerkan habe dazu geführt, dass der Bau des drittgrößten deutschen Flughafens nicht ausreichend überwacht worden sei. Oft seien Firmen einfach nicht auf der Baustelle erschienen, etwa im Trockenbau.
Der Projektsteuerer Weber war in Schönefeld bis kurz nach Absage des Eröffnungstermins Juni 2012 beschäftigt. Der frühere Planer di Mauro kritisierte auch das anschließende Krisenmanagement unter den Flughafen-Managern Rainer Schwarz, Horst Amann und Hartmut Mehdorn.
So sei der laufende Umbau der Brandschutzanlage, die di Mauro mitkonzipiert hatte, in ihrem 14. Abschnitt unnötig. „Die Anlage 14 ist in der Form funktionsfähig“, gab sich di Mauro überzeugt. Der Flughafen habe es aber versäumt, die Anlage – auf der Baustelle auch als „das Monster“ bezeichnet – zu vollenden und zu testen.
dpa/BM