Berlin. Berlin gründet ein neues Institut, um den digitalen Wandel der Stadt voranzutreiben und die Start-up-Wirtschaft noch besser zu fördern. Das „Berlin Digital Institute“ soll noch in diesem Jahr seine Arbeit aufnehmen. In das Institut soll ein digitales Stadtlabor integriert werden, das neue Formen datengestützter Verwaltung und Produktion erproben und die Kompetenzen und Erkenntnisse in die IT-Szene der Stadt lenken soll.
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Vorangetrieben wird das Projekt von der Technologiestiftung Berlin (TSB) unter ihrem Chef Nicolas Zimmer. Der frühere Wirtschaftsstaatssekretär und ehemalige CDU-Fraktionschef hat bei der Senatskanzlei einen Förderantrag über 100.000 Euro allein für 2015 eingereicht, um das Digitalinstitut auf den Weg bringen zu können. 10.000 Euro steuert Zimmer aus Mitteln der TSB bei. Er habe eine Finanzierungszusage der Senatskanzlei, sagte Zimmer.
Mit dem Aufbau des Digitalinstituts oder auch „City Lab“ folgt Berlin dem dringenden Wunsch der Fachwelt. Beim Digitalgipfel, zu dem der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Präsident der Technischen Universität, Christian Thomsen, Ende Juni geladen hatten, war das eine der wichtigsten Anregungen der Fachleute aus der Praxis: Berlin brauche öffentliche Orte, an denen Neues ausprobiert und dann auch präsentiert werden könne. Gesche Joost, Design-Professorin der Universität der Künste, warb für ein offenes Labor, wo Computerspezialisten und Gestalter zusammenkommen und Neues entwickeln.
Müller hat das Thema für sich entdeckt
Der Regierende Bürgermeister schafft sich mit dem Digitalinstitut ein Instrument, um selbst in die Förderung der Start-up-Szene einzugreifen. Seit einigen Monaten hat Müller das Thema für sich entdeckt. Zuletzt war er Anfang der Woche auf Tour zu jungen Hightechfirmen. „Es geht nicht nur darum, neue Ideen zu entwickeln, sondern ganz konkret zu schauen, was wir tun müssen, um in diesem Thema nach vorne zu kommen“, sagte Müller.
Politisch steckt hinter der Initiative aber auch ein Versuch, Lücken in der Förderung innovativer Technik in der Stadt zu stopfen. Die „Berlin Start-up Unit“, die auf Anregung der Berater von McKinsey diese Aufgabe übernehmen sollte, kommt nicht wirklich voran. „Die Performance ist nicht so, wie sie sein sollte“, sagte Mirco Dragowski, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutsche Start-ups. Auch der zentrale Anlaufpunkt bei der Industrie- und Handelskammer liegt auf Eis.
Im Institut will Zimmer die Digitalszene aktiv einbinden und eine Denkfabrik aufbauen. Ihm schwebt ein Mitarbeiterstab von etwa zehn Personen vor. Dafür müsste im nächsten Haushalt aber nach der Aufbauphase mehr Geld fließen. Eine Aufgabe ist die Förderung einer effizienten und bürgernahen Verwaltung durch Einsatz digitaler Technik. So sei zum Beispiel ein ganzes Bürgeramt im Internet denkbar, sagte Zimmer der Berliner Morgenpost. Auch um Bürger in politische Entscheidungen einzubinden, böten die neuen Techniken vielfache Möglichkeiten. Als Sitz des Instituts ist das Gelände des früheren Flughafengebäudes in Tempelhof ins Auge gefasst worden.