Der Sommer ist da und laut Deutschem Wetterdienst (DWD) soll es auch in den kommenden Tagen warm bleiben. Vor allem aber: trocken. „Bis Freitag steigen die Temperaturen auf 30 Grad, am Wochenende könnte es kleinräumige Schauer und Gewitter geben“, so Diplom-Meteorologe Ulf Wohlfart vom DWD. Sicher sei das aber nicht. Und das ist langsam ein Problem, denn der vergangene Mai war der trockenste seit Jahren. Während da nur 16 Liter pro Quadratmeter fielen, waren es im Jahr zuvor 86. Einige sprechen schon von der Berliner Wüste oder der großen Dürre. Wohlfart hingegen merkt an, dass es sich auch um den normalen Zyklus handeln könnte.
Aber zugegeben, mancherorts ist es wirklich auffallend trocken. Man muss nur auf Wiesen schauen, wie die an der East Side Gallery oder kleinere wie im Weinbergspark. Für Derk Ehlert, Sprecher in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, ist das zwar noch „kein Aufruf zur Katastrophe“. Längere Trockenperioden zu überstehen, das sei normal für Pflanzen und auch Tiere. Dennoch hätten vor allem junge Straßenbäume es schwer, und die erhöhte Waldbrandgefahr müsse ernst genommen werden – nicht nur in Brandenburg. Die Berliner Morgenpost beantwortet die wichtigsten Fragen zur Trockenperiode.
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Warum sind manche Ortsteile trockener als andere?
Wenn es in Berlin regnet, regnet es nie überall gleich stark. 892 Quadratkilometer Fläche misst das Land, und trotzdem gebe es in diesem Gebiet eine kräftige Spreizung der Wetterlagen, sagt Stephan Natz von den Berliner Wasserbetrieben. „Das Berliner Wetter gibt es sicher bei Gelegenheit mal, aber nicht in der Regel.“ Im vergangenen Jahr zeigte sich, dass sich Niederschlagsmengen auch auf kleinstem Raum, innerhalb nur eines Bezirks, stark unterscheiden können: So war Mahlsdorf 2014 der trockenste Ort, während es in Biesdorf am feuchtesten war – und das, obwohl beide in Marzahn-Hellersdorf liegen, nur wenige Kilometer auseinander.
Trotzdem könne man daran nicht festmachen, welcher Teil der Stadt besonders regnerisch und dadurch grüner im Gegensatz zu einem anderen ist. „Im vergangenen Jahr fielen in etwa 100 Millimeter weniger Regen pro Quadratmeter, als das langjährige Mittel von rund 580 besagt“, sagt Natz. Im Gegensatz dazu habe es aber in den Jahren zuvor wiederum mehr Niederschlag als im Durchschnitt gegeben. „Das Wetter schwankt eben und ist nicht genormt.“
Warum werden einige Parks bewässert und andere nicht?
Hauptsächlich werden sogenannte Schmuckanlagen wie der Tiergarten oder der Mexikoplatz in Steglitz-Zehlendorf sowie Gartendenkmäler bewässert. Auch große Parkanlagen stellen meistens kein Problem dar. Der Görlitzer Park, der Volkspark Friedrichshain und der Viktoriapark in Friedrichshain-Kreuzberg verfügen über Tiefbrunnen, von denen Wasser bezogen werden kann. Diese Anlagen werden täglich bewässert. Doch es gibt auch im Volkspark Friedrichshain weite trockene Flächen. Die Mitarbeiter des Grünflächenamts kommen an sonnigen Stellen gar nicht hinterher, weil das Wasser sofort wieder verdunstet.
„Wo die Sonne brennt, ist es knifflig“, sagt der Bezirksamtssprecher von Friedrichshain-Kreuzberg, Sascha Langenbach. Wenn dagegen ein Baum in der Nähe sei und Schatten spende, müsse nicht so viel bewässert werden. In kleineren Grünflächenanlagen wird selten gewässert. Das liegt einerseits an den nicht mehr vorhandenen Bewässerungsanlagen, wie es in Steglitz-Zehlendorf der Fall ist. Andererseits herrscht Personalmangel. Der East Side Park in Friedrichshain-Kreuzberg und auch Seitenstreifen oder Mittelinseln werden deshalb häufig vernachlässigt. Langenbach ist aber unbesorgt: „Das muss die Natur wieder richten.“
Wie geht es den Straßenbäumen?
Laut Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung können vor allem die ausgewachsenen Bäume mit tiefer Verwurzelung noch eine Weile vom Schichtenwasserhaushalt – die Feuchtigkeit im Boden – profitieren. „Natürlich wird sich auch das irgendwann ändern, sollte es weiterhin so trocken bleiben. Denn ein ausgewachsener Straßenbaum braucht mehrere hundert Liter am Tag“, sagt Ehlert. Um die jungen Bäume jedoch müsse man sich kümmern. In Friedrichshain-Kreuzberg etwa wurden 650 neue Straßenbäume in den vergangenen 24 Monaten gepflanzt, deren Wurzeln noch nicht sehr tief reichen. Man könne schon jetzt Laubabwurf beobachten, „das ist die natürliche Reaktion von Pflanzen auf Hitze und wenig Regen“, so Ehlert. Das Grünflächenamt in Steglitz-Zehlendorf hat deshalb extra eine Firma beauftragt, die ein- bis fünfjährigen Bäume bewässert.
Was kann ich für die Bäume tun?
Da nicht in jedem Bezirk eigens Firmen zum Bewässern unterwegs sind, werden Anwohner gebeten, vor allem die jungen Bäume in ihrer Nachbarschaft zu bewässern. „Natürlich wäre es schön, wenn sich jeder Bürger verantwortlich fühlen würde, zwischendrin mal einen Baum in seiner Straße zu gießen“, sagt Stephan Natz von den Wasserbetrieben. Berlin hat allerdings 438.000 Straßenbäume, bei dieser Anzahl sei das deshalb nicht erwartbar. Ehlert empfiehlt: „Nicht jeden Tag ein bisschen wässern, sondern lieber ab und zu, dann aber viel, damit das Wasser tief eindringen kann und nicht in den ersten fünf Zentimetern schon verdunstet.“
Haben Wildtiere genug zu trinken?
„Tagsüber ist es noch nicht so heiß und nachts ist es eher kühl, daher hat das Wetter noch keine erheblichen Auswirkungen auf Wildtiere“, sagt Ehlert. Füchse, Wildschweine oder Vögel würden Sprenganlagen, Teiche oder Brunnen nutzen.
Wie gieße ich meinen Garten?
„Pflanzen entweder sehr früh morgens – gegen 6 Uhr – oder am frühen Abend gießen, wenn die Sonne nicht mehr scheint“, rät Gabriele Kleuvers, Parkchefin im Britzer Garten. Die Pflanzen würden dann am schnellsten das Wasser aufnehmen. In der direkten Sonne verdunste das Wasser zu schnell, und zu wenig komme wirklich an die Wurzeln. Man sollte kein zu kaltes Wasser aus dem Hahn nehmen – für die überhitzten Pflanzen sei das ein Schock. Lieber Gießwasser vorher einen Tag stehen lassen oder im Garten das Wasser aus der Regentonne nutzen. So wie bei den Straßenbäumen auch rät Kleuvers: Nicht täglich ein bisschen gießen, sondern lieber ein bis zwei Mal in der Woche kräftig wässern. Nur das dringt tief genug in den Boden ein.
Leidet die Getreideernte?
Brandenburgs Landwirte rechnen durch die anhaltende Trockenheit mit Ernteausfällen beim Getreide. Der Präsident des Landesbauerverbandes Brandenburg, Udo Folgert: „Schon jetzt steht fest, dass wir 20 bis 30 Prozent weniger Gerste ernten können als im Vorjahr.“ Die Felder seien staubtrocken. Es gebe zahlreiche weiße Flecken, auf denen das Getreide bereits abgestorben sei. Bei den anderen Kulturen wie Roggen und Mais sei es für Prognosen zu früh. Das Getreide macht die Hälfte der gesamten Anbaufläche in Brandenburg aus. Laut Verbandssprecher Holger Bartsch hängen die finanziellen Auswirkungen von der Getreideernte weltweit ab. Womöglich würden die Verluste durch steigende Preise ausgeglichen.