Schwarzer Freitag

Wie Sie in Berlin die Sonnenfinsternis beobachten können

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Am Freitagvormittag kommt es zu einer partiellen Sonnenfinsternis. Für viele ist das eine Gaudi, für Wissenschaftler ein Festtag. Berliner Planetarien bieten Live-Programme an.

Wie Sie sehen, sehen Sie - nichts? Es bleibt jedenfalls spannend. Mit der Prognose von sieben bis 14 Grad und späterem Aufkommen von Regenwolken ist offen, ob oder wie viel am kommenden Freitag etwas von der partiellen Sonnenfinsternis über Berlin zu sehen sein wird.

Zumal man dann sehen würde, dass man sehr wenig sieht - und zwar von der Sonne. „Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond zwischen Erde und Sonne“, erklärt der Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net.

Die Sonne ist zwar rund 400 mal größer als der Mond, aber auch 400 mal weiter von der Erde entfernt als er. „Daher scheinen beide Himmelskörper an unserem Himmel gleich groß“, so Jung. Mit diesem optischen Effekt kann der Mond die Sonne aus Erdlingssicht zu 100 Prozent bedecken.

Die totale Sonnenfinsternis ist ganz woanders

Am kommenden Freitag gibt es tatsächlich eine totale Sonnenfinsternis - aber nur in der Region um Spitzbergen, Grönland und das europäische Nordmeer. „In Mitteleuropa wird der Bedeckungsgrad der Sonne „nur“ zwischen 60 und 85 Prozent liegen. Daher ist es hier eine partielle Sonnenfinsternis“, erklärt Jung.

Eine sogenannte totale Sonnenfinsternis gab es in Deutschland zuletzt am 11. August 1999. Die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland wird es erst am 3. September 2081 geben.

In Berlin soll die Sonne am kommenden Freitag zu 74,2 Prozent bedeckt sein. Die größte Abdeckung gibt es in Deutschland weiter nördlich in Flensburg mit rund 82,1 Prozent. In Wien in Österreich ist sie mit 62,9 Prozent noch geringer. „Je weiter südlich, desto weniger deutlich wird also die Bedeckung ausfallen“, sagt Jung.

Das Spektakel beginnt am Freitag um 9.38 Uhr

In Berlin beginnt das Spektakel gegen 9.38 Uhr. Die größte Bedeckung wird um 10.47 Uhr erreicht. Um 11.58 Uhr gibt der Mond wieder die Sicht auf die gesamte Sonne frei. „Pünktlich zur Sonnenfinsternis schieben sich dann allerdings Wolken aus Nordwesten nach Deutschland“, kündigt der Meteorologe Jung an.

Der Blick auf die Sonne könnte nach Nordosten gerade so noch klappen, so Jung weiter. „Berliner oder Potsdamer können mit 70 Prozent Wahrscheinlichkeit etwas von der Sonnenfinsternis sehen.“

Wer ganz sicher gehen will, muss reisen: Beste Chancen bestehen entlang des Mains sowie südlich davon. Frankfurt und Saarbrücken, Nürnberg oder München hätten eine Wahrscheinlichkeit von 85 bis 90 Prozent für den guten Blick auf die Sonne, denn dort kämen laut Jung die Wolken erst später an.

Augen durch Schutzbrillen schützen - sonst drohen Schäden

Wegen des deutlich geringeren Sonnenlichts wird es kurzzeitig etwas dunkler und kälter. Trotzdem sollte man auf keinen Fall ohne entsprechende Schutzbrille in die Sonne schauen. Das kann zu schweren Schäden führen. Optiker verkaufen entsprechende Schutzbrillen.

Live-Events in Sternwarten

Berlins Sternwarten und Planetarien richten Live-Events und Sonderprogramme aus. Ab 9 Uhr gibt es ein Programm in der Archenhold-Sternwarte, ab 9.15 Uhr auch im Planetarium am Insulaner.

Das rund zweieinhalbstündige Himmelsspektakel beginnt um 9.38 Uhr. „Dann knabbert der Mond die Sonne von rechts oben an“, sagte die Leiterin der Wilhelm-Foerster-Sternwarte, Monika Staesche.

Viele Schulklassen haben ihren Besuch für Freitag schon angemeldet. Wie voll es tatsächlich wird, dürfte vom Wetter abhängen. „Wir versuchen auf alle Fälle, die Aufnahmen vom Fernrohr hinunter in den Kuppelsaal zu projizieren“, kündigte Staesche an.

Auf der Wiese hinter dem Zeiss-Großplanetarium im Prenzlauer Berg können Besucher die Sonnenfinsternis zwischen 9 und 12 Uhr beobachten. Das Planetarium selbst hat wegen der umfangreichen Sanierung und Modernisierung weiter geschlossen.

Am Sonnabend wandert der Schatten des Io über Jupiter

Archenhold-Sternwarte und Wilhelm-Foerster-Sternwarte bieten auch am folgenden Sonnabend, zum Tag der Astronomie, ein besonderes Programm für Besucher aller Altersstufen. Auch dann gibt es am Abend ein besonderes Himmelsschauspiel live zu sehen: Der Schatten des Planeten Io wandert über den Jupiter.

( dpa, tal )