Not macht erfinderisch. Wie schafft man in der Innenstadt mit wenig Aufwand mehr Platz zum Parken? Die Bezirksämter erproben eine einfache Methode: Quer- statt Längsparken. Dadurch können nicht nur Stellplätze gewonnen werden. Auch die Einnahmen durch Gebühren oder Bußgeld steigen dort, wo es Parkscheinautomaten gibt. Pankow hat das für Straßen im Umfeld der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg nachgewiesen.
Weil die Fahrbahn breit genug sei, könnten in Teilen der Sredzkistraße und der Knaackstraße die Stellplätze senkrecht zum Gehweg liegen, sagte Ordnungsstadtrat Torsten Kühne (CDU) auf Anfrage der SPD. Dadurch könnten in der Sredzkistraße bis zu zwölf Autos zusätzlich stehen. Rund 6300 Euro an zusätzlichen Parkgebühren, Verwarn- und Bußgeld würde das Amt im Jahr einnehmen. Die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) stellte deshalb den Antrag, diese Queranordnung vorzunehmen. Auch an der Nordseite der Knaackstraße könnten so vier zusätzliche Stellplätze entstehen, 2100 Euro mehr an Einnahmen im Jahr wären zu erwarten. „Wir haben uns die Örtlichkeiten angeschaut und prüfen noch“, sagte Kühne auf Anfrage der Berliner Morgenpost. Eine Entscheidung sei in beiden Fällen noch nicht getroffen. Notwendig seien Stellungnahmen von Polizei, Feuerwehr und Tiefbauamt.
Prenzlauer Berg stellte 2014 in der Bötzowstraße von Längs- auf Querparken um. Auch in Mitte gibt es diesen Trend. Auf Anregung der BVV und aufgrund von Anwohneranträgen werde diese Maßnahme auch geprüft, sagte Stadtrat Carsten Spallek (CDU). Es gehe um die Usedomer Straße in Gesundbrunnen, den Straßenzug Schwartzkopffstraße, Pflugstraße, Wöhlertstraße in Mitte und um die Lübecker Straße in Moabit. Durch die Umstellung könne mehr Parkraum geschaffen werde.
Autos fahren langsamer
In Einzelfällen lasse sich durch quer liegende Stellplätze auch die Verkehrssicherheit erhöhen, so der Stadtrat. Dadurch werde die Fahrgasse schmaler. Dies solle zu verhaltener Fahrweise beitragen. „Die Prüfung ist in allen drei Fällen noch nicht abgeschlossen.“ Höhere Einnahmen aus Parkraumbewirtschaftung seien kein Verkehrsaspekt und würden bei der Beurteilung durch die bezirkliche Straßenverkehrsbehörde nicht berücksichtigt, so Spallek. Der umgekehrte Fall beschäftigt den Stadtrat zurzeit nicht: In Mitte seien keine Straßen bekannt, in denen wegen zu geringer Durchfahrtsbreiten auf Längsparken umgestellt werden muss.
In Charlottenburg-Wilmersdorf seien in mehreren Fällen auf Bitten von Bürgern Querparkplätze eingerichtet worden, sagte der dortige Stadtrat für Ordnung, Marc Schulte (SPD). In bestimmten Bereichen gebe es Anwohnerbeschwerden, dass Autos zu schnell führen. Würden dort die Fahrzeuge quer zur Fahrbahn gestellt, in anderen Abschnitten genau umgekehrt, „dann müssen die Autofahrer Slalom fahren. Wir haben das 2014 in der Danckelmannstraße gemacht“, so Schulte. Dadurch habe sich die Durchfahrtsgeschwindigkeit reduziert. Die Mindestbreite der Fahrbahn sei geprüft worden. Ihm sei kein Fall bekannt, „wo Polizei und Feuerwehr gesagt haben, ihre Fahrzeuge hätten zu wenig Platz.“
Slalom-Methode auch in Tempelhof-Schöneberg
Die Slalom-Methode findet auch in Tempelhof-Schöneberg Anwendung, „so, dass man das Querparken mal auf der linken und mal auf der rechten Seite hat“, sagte Stadtrat Oliver Schworck (SPD). „Das ist deutlich effektiver, als wenn man nur auf einer Seite Querparken anordnet.“ Thema sei die Methode in Neben- und Wohnstraßen. Im nördlichen Teil der Bautzener Straße etwa sei die Fahrbahn auf diese Weise verengt worden. In Reinickendorf wird überlegt, auf dem Hermsdorfer Damm östlich der B96 quer liegende Stellplätze einzuführen. Dies geschehe im Rahmen einer Investitionsmaßnahme im nächsten Jahr, sagte Baustadtrat Martin Lambert (CDU).
In Steglitz-Zehlendorf gibt es laut Stadtrat Michael Karnetzki (SPD) aktuell keine Straßen, in denen die Parkordnung umgestellt wird. Beim Querparken müssten die Schleppradien rangierender Fahrzeuge berücksichtigt werden, ebenso Flächen für Feuerwehrleitern von der Fahrbahn zu den Wohngebäuden. Karnetzki: „Durch ein Schräg- oder Senkrechtparken rückt ja der Aufstellort des Feuerwehrfahrzeugs weiter in die Fahrbahn hinein und von den Wohngebäuden ab.“ Außerdem, so Torsten Kühne aus Pankow, könne es auch sein, dass teils quer zur Fahrbahn markierte Stellplätze durch Längsanordnung ersetzt werden müssten. Der Grund: Fahrzeuge sind heute länger als früher. Ragt ihr Heck auf die Fahrbahn, behindere dies Polizei, Feuerwehr und Stadtreinigung. Eine Mindestbreite von 3,05 Metern müsse gegeben sein, sagte Kühne.