Gute Aussichten für den angespannten Berliner Wohnungsmarkt: In der Hauptstadt wird in den kommenden Jahren wieder massiv gebaut – und zwar auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den 1990er-Jahren, als der Aufbau Ost für einen Boom gesorgt hatte. Diese Prognose stellen die Volkswirte der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) in einer neuen Studie auf.
Die Analyse geht von rund 55.000 neuen Wohnungen in Berlin bis 2017 aus. Die Bauherren müssten dafür pro Jahr dreimal so viele Einheiten fertigstellen wie 2013 und fünfmal so viele wie im Jahr 2011. Dieser Wert ergibt sich nach Berechnungen von IBB-Chefvolkswirt Hartmut Mertens aus der Zahl der bereits erteilten und der in den nächsten Monaten zu erwartenden Baugenehmigungen.
Auf Grundlage der Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg rechnen die IBB-Volkswirte mit 20.000 genehmigten Wohnungen in diesem Jahr, davon 17.500 für Neubauten. Der Rest entfällt auf Umbau, Ausbau oder Erweiterung bestehender Gebäude. Für 2014 hatten die Behörden 14.466 Wohnungen neu genehmigt. „Für die Jahre 2015 bis 2017 kann in Berlin mit weiterer Steigerung der Baugenehmigungen für Wohnungen auf bis zu jährlich 35.000 gerechnet werden“, so Mertens in der Studie mit dem Titel „Fokus Berlin“. Zum Vergleich: 1995 gab es knapp 30.000 Baugenehmigungen.
Designierter Senator Geisel will Projekte schneller realisieren
Der Bearbeitungsstau in den bezirklichen Bauämtern hat sich in den vergangenen Monaten zudem aufgelöst. Darauf hat auch der designierte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) hingewiesen und will dafür sorgen, dass auch künftige Projekte schneller realisiert werden. Denn zwischen der Genehmigung durch die Behörde und dem Einzug neuer Bewohner vergeht einige Zeit. In einem knappen Drittel der aktuell fertig gestellten Wohnungen stammt die Genehmigung aus dem Vorjahr, ein einem weiteren Drittel haben die Behörden zwei Jahre zuvor grünes Licht gegeben. Der Rest der neuen Wohnungen beruht auf älteren Bewilligungen. Insgesamt haben die Experten festgestellt, dass rund 30 Prozent der genehmigten Bauten niemals errichtet wurden.
Dass der Bauboom in Berlin sich in absehbarer Zeit abschwächen könnte, sehen die IBB-Ökonomen nicht. Die Stadt erlebe eine Zuwanderung von per Saldo 40.000 Personen im Jahr, die Bautätigkeit springe erst mit einer zwei- bis dreijährigen Verzögerung nach dem Bevölkerungsanstieg an. Zudem sei in den vergangenen Jahren in Berlin sehr wenig gebaut worden. Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum führe zu einer Flucht in die Sachwerte und begünstige die Nachfrage nach Wohnungen als Kapitalanlage.