Pro & Contra

Wem gehört der Straßenrand? Zwei Meinungen zum „Parking Day“

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Gilbert Schomaker und Lorenz Vossen

Foto: Massimo Rodari

Die Initiatoren des „Parking Day“ wollen zeigen, dass in Großstädten der Straßenrand nicht allein dem Autofahrer gehört. Gilbert Schomaker und Lorenz Vossen haben recht verschiedene Meinungen dazu.

Nicht immer gegen die Autofahrer, meint Gilbert Schomaker

Wieder einmal trifft es die Autofahrer. Ihre Fahrzeuge sollen aus der Innenstadt verschwinden. Die Parkplätze sollen als Grünflächen oder für Fahrräder genutzt werden. Was auf den ersten Blick immer so schön logisch aussieht, muss hinterfragt werden. Denn die Lebenswirklichkeit vieler Menschen sieht anders aus. Sie sind aus beruflichen Gründen auf ihr Auto angewiesen. Wer in den frühen Morgenstunden einmal quer durch die Stadt muss, muss mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens doppelt so viel Zeit einplanen.

Und wer denkt an die Familien? Viele junge Menschen brauchen ein Auto, weil die Fahrt zum Kinderarzt sonst zur Tortur wird. Und es ist eben ein Unterschied, ob die Kinder mit dem Privatwagen am Wochenende in 30 Minuten zum Fußball gebracht werden oder ob es zwei Stunden dauert, weil eben viele Sportplätze eine schlechte Anbindung haben. Verbessert die Angebote im öffentlichen Nahverkehr, macht die Züge sauberer und sicherer – dann steigen vielleicht auch mehr Menschen um.

Parkplätze zu Radwegen, fordert Lorenz Vossen

Büro-Ekel Bernd Stromberg aus der gleichnamigen Fernsehserie hat die Parkplätze seines Arbeitgebers „Capitol“ mal so beschrieben: „Sie sind wie das Leben. Sehr kurz, sehr schmutzig, aber wenigstens umsonst.“ Und genau hier liegt das Berliner Problem: Die meisten Autos stehen ungenutzt herum, weil Parken fast umsonst ist. Ein Parkausweis für Anwohner kostet gerade mal 20,40 Euro für zwei Jahre. Also nicht mal drei Cent am Tag. Auch zwei Euro pro Stunde in der Innenstadt schrecken offenbar nicht ab.

Dass der „Parking Day“ die Vormachtstellung der Autos in Frage stellt, ist absolut berechtigt. Genau wie die Forderung, die belegten Flächen für Fahrradfahrer freizumachen. Das passt ja auch zu den Zielen des Senats: Bis 2025 soll der Anteil der mit dem Rad gefahrenen Strecken von derzeit 15 auf 20 Prozent steigen. Den Anfang macht derzeit die Warschauer Straße. Hier werden die Parkplätze zu Radwegen umgebaut. Auf das Geld durch die Parkeinnahmen kann der Senat hier offenbar verzichten. Ein erster Schritt.