Am Montagabend haben die Lokführer das Bahnnetz lahmgelegt - auch die S-Bahnen standen still in Berlin. Die Berliner Morgenpost sprach mit dem GDL-Landesbezirkschef Frank Nachtigall über die Aktion.
Bahnchaos in Berlin. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihre Mitglieder bei der S-Bahn sowie im Regional- und Fernverkehr am Montagabend von 18 Uhr bis 21 Uhr zu einem Warnstreik aufgerufen. „Erst mal geben wir volle Breitseite“, so Gewerkschafter Frank Nachtigall. Hintergrund ist ein seit Monaten andauernder Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn. Morgenpost-Reakteurin Sabine Gundlach sprach mit dem GDL-Landesbezirksvorsitzenden.
Berliner Morgenpost: Herr Nachtigall, welche S-Bahn-Linien, welche Züge des Fern- und Regionalverkehrs waren von dem Warnstreik der GDL betroffen?
Frank Nachtigall: Wir in Berlin haben keine einzelnen Linien, sondern vielmehr den gesamten S-Bahn- sowie Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG bestreikt. Unser Aufruf hat sich ja auch an das gesamte Zugpersonal der Deutschen Bahn AG gerichtet und nicht nur an alle Lokführer, wie immer fälschlich behauptet wird. Die GDL vertritt das Zugpersonal der DB AG.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt denn die DB AG jeweils bundes- und berlinweit und wie viel Prozent davon sind in der GDL organisiert?
Laut DB-Personalchef Ulrich Weber sind von unseren Forderungen 37.000 Beschäftigte betroffen, und nach Webers Rechnung organisiert die GDL in diesem Bereich 51 Prozent der Beschäftigten. Im GDL-Bezirk Berlin-Sachsen-Brandenburg sind insgesamt etwa 5000 Mitglieder organisiert, von denen circa 80 Prozent bei der DB AG beschäftigt sind.
Sie fordern Lohnerhöhungen …
… von 5 Prozent, eine Verringerung der Arbeitszeit um zwei Stunden auf insgesamt 37 Wochenstunden sowie eine Verbesserung der Planbarkeit der Dienste. Es wird viel über Familienfreundlichkeit geredet, aber sie muss auch realisierbar sein und dafür braucht es planbare Arbeitszeiten.
Laut Medienberichten hieß es, dass der Schwerpunkt des GDL-Warnstreiks auf dem Güterverkehr liegen soll. Jetzt treffen Sie mit Ihren Warnstreiks in der S-Bahn und im Regional- und Fernverkehr aber auch ganz stark Berufstätige und Reisende.
Nein, wir haben nie behauptet, dass der Güterverkehr Schwerpunkt unserer Warnstreiks ist. Wie gesagt, wir haben alle Mitglieder zum Streik aufgefordert! Es stimmt aber auch nicht, dass wir jetzt besonders die Berufstätigen treffen, denn der Berufsverkehr in Berlin ist ab 18 Uhr nicht mehr so stark betroffen, da ein Großteil der Beschäftigten um diese Zeit bereits schon sein Ziel erreicht hat. Der Güterverkehr hingegen läuft größtenteils erst am Montag richtig an.
Inwieweit haben Sie Reisende an Knotenpunkten wie am Hauptbahnhof informiert?
Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern das ist der Job der DB AG. Ich gehe aber davon aus, dass unsere Streikposten vor Ort auch die Reisenden informieren. Natürlich auch über unsere Ziele. Wir erwarten von der Deutschen Bahn AG, dass sie auf unsere Forderungen eingeht.
Worauf müssen sich die Berliner einstellen, wenn Ihre Forderungen nicht akzeptiert werden?
Dann werden wir natürlich weiterkämpfen. Wir schließen neue Warnstreiks nicht aus.