Bundesvergleich

Berlin schneidet bei Fahrrad-Test „durchschnittlich“ ab

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Lorenz Vossen

Foto: Amin Akhtar

Unter zwölf deutschen Metropolen belegt Berlin den fünften Platz. Der ADAC kritisert schmale Radwege und die hohe Zahl der Fahrradtoten. Lob gibt es für die Radverkehrskonzeption und Elektrofahrräder.

Überdurchschnittliche viele Unfälle mit Radfahrern und kaum Abstellmöglichkeiten: Bei einem Test des Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) in zwölf deutschen Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern schneidet Berlin „durchschnittlich“ ab. Die Hauptstadt belegt damit in Sachen Fahrradfreundlichkeit den fünften Platz. Spitzenreiter sind München und Stuttgart, das Schlusslich bilden Dresden und Dortmund.

Bei ihren insgesamt 13 Routen kamen die Tester zu dem Ergebnis, dass viele Radwege zu schmal sind. Die Radwegbeläge seien teilweise schlecht, etwa in der Güntzel- oder der Urbanstraße. Auch das Risiko von Fahrraddeibstählen sei sehr hoch.

Ein Grund könnte das ebenfalls kritisierte Fehlen von sicheren Stellplätzen sein. So kamen in Berlin im vergangenen Jahr auf 100.000 Einwohner 786 Diebstähle – doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt. Hier forciert der Senat derzeit die Einführung von sogenannten Doppelstockparkern.

2014 bereits so viele Tote wie 2013

Auch die Zahl der getöteten Radfahrer ist sehr hoch: 2013 waren es neun, rund ein Viertel aller Verkehrstoten. In diesem Jahr liegt die Zahl laut Polizei jetzt schon bei neun Opfern. Mittels einer Online-Umfrage hatte der Senat die Einwohner zulezzt nach den größten Gefahrenstellen in der Stadt befragt. Eine Lösung für die ermittelten Probleme steht aber noch aus.

Lob gab es von den Testern für die Verkehrsführung an manchen Kreuzungen, wo es für geradeaus fahrene Radler eine eigene Spur links neben den Rechtsabbiegespuren der Autos gibt. Anders als in anderen Teststädten gibt es laut ADAC in Berlin auch mehr ausgewiesene Fahrradstraßen. Zudem seien manche Radstreifen deutlich breiter als vorgegeben, so an der Straße des 17. Juni.

Fahrrad-Lobby will mehr Geld für Radwege

Ebenfalls positiv bewertet wurde die stets mögliche Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln (in Bussen allerdings nur nachts) sowie das städtische Programm zur Förderung von Elektrofahrrädern. Zudem sei eine breit gefächerte Radverkehrskonzeption vorhanden.

Dazu gehört unter anderem das Ziel des Senats, den Anteil der mit dem Rad gefahrenen Strecken auf 20 Prozent zu erhöhen. Derzeit sind es 15 Prozent. Die Zahl der jährlich getöteten Radfahrer soll bis 2025 um 40 Prozent , die der Verletzten um 30 Prozent gesenkt werden.

Für den Ausbau des Radverkehrs stehen in Berlin dieses Jahr acht Millionen Euro zur Verfügung. Außerdem können Tiefbaumittel und Geld aus dem Sonderprogramm für den Straßenbau dafür verwandt werden. Die Fahrrad-Lobby ADFC kritisiert, dass das nicht genug ist.

Viel Handlungsbedarf in Deutschland

Die Berliner Ergebnisse ähneln denen im Rest der Republik: Größte Kritikpunkte sind die Unfallhäufigkeit, zu schmale Radwege, fehlende Abstellmöglichkeiten. Für ihre Analyse radelten die Tester insgesamt 413 Kilometer. Die Bewertungen „gut“ und „sehr gut“ wurden kein einziges Mal vergeben.

Der Handlungsbedarf ist laut ADAC groß: Im vergangegen Jahr endeten 354 Fahrradunfälle tödlich. Jedes Jahr würden in Deutschland mehr als 65.000 Radfahrer verunglücken, 2013 sei diese Zahl auf 71.420 nach oben geschnellt.