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39 Berliner U-Bahn-Züge werden in Leipzig modernisiert

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Thomas Fülling

Foto: Thomas Fülling

Die Doppeltriebwagen aus den Baujahren 1976 und 1977 werden in Leipzig fit für die nächsten beiden Jahrzehnte gemacht. Das erste runderneuerte Wagenpaar ist der BVG nun übergeben worden.

Sie ist ganz schön betagt, Berlins U-Bahn. Mehr als 30 Jahre ist ein Großteil der insgesamt 1242 Triebwagen inzwischen auf den zehn Linien durch die Stadt unterwegs. Und weil den landeseigenen Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) nicht genug Geld für den Kauf neuer Fahrzeuge haben, müssen viele „Oldtimer“ deutlich länger als geplant weiterfahren.

39 Doppeltriebwagen der Alt-Baureihe F76 werden deshalb in Leipzig für eine weitere Einsatzzeit von bis zu 20 Jahren fit gemacht. Das erste „runderneuerte“ Wagenpaar haben die Schienenfahrzeugspezialisten von Vossloh Kiepe und der IFTEC GmbH jetzt an die BVG übergeben.

Äußerlich gleichen die ertüchtigten Züge für die Großprofillinien U5 bis U9 weitgehend ihren Zwillingen, die noch auf die Modernisierung warten. Nur die alten hakligen Türgriffe wurden durch grüne Drucktasten ersetzt, das Ein- und Aussteigen erleichtern sollen.

Per Tastendruck können die Türen jetzt auch einzeln von innen geschlossen werden, gerade im Winter und auf den oberirdischen Streckenabschnitten dürfte das für viele Fahrgäste eine Verbesserung sein. Die Taster sind mit Brailleschrift beschriftet, was Blinden und Sehbehinderten den Einstieg erleichtern soll.

Neue, spürbar festere Polster für die Sitze

Im Inneren präsentieren sich die Wagen heller und freundlicher. Die Haltestangen leuchten nun in warmem BVG-Gelb statt im kühlem Metalllook. Die häufig durchgesessenen Sitze haben neue, spürbar festere Polster bekommen. Und um mehr Platz zur Mitnahme von Kinderwagen und Fahrräder zu bieten, bekommt jeder Doppeltriebwagen nun ein sogenanntes Mehrzweckabteil. Dafür fallen allerdings drei Sitzplätze weg.

Die BVG folgt damit vielen Vorschlägen der Fahrgastverbände. Ein Wunsch wird allerdings nicht erfüllt: Moderne optische Fahrgastinformationssysteme, die zum Beispiel die nächstfolgende Stationen oder Umsteigemöglichkeiten anzeigen, werden nicht eingebaut. Dies ist nach Auffassung der BVG technisch zu aufwendig und damit zu teuer.

Eine neue Bahn kostet 1,1 bis 1,3 Millionen Euro

Das Kostenargument ist für die mit rund 800 Millionen Euro hoch verschuldete BVG ein ganz entscheidendes. Nach Aussagen von U-Bahn-Chef Hans-Christian Kaiser ist die Modernisierung eines alten Triebwagens um rund 70 Prozent billiger im Vergleich zu einem Neukauf. Ein neues Fahrzeug kostet je nach Ausstattung zwischen 1,1 und 1,3 Millionen Euro.

Die Ertüchtigung von 39 Doppeltriebwagen der 1976 und 1977 von Orenstein & Koppel, Waggon Union sowie der AEG gebauten Wagen soll Ende 2016 abgeschlossen. Ein weiteres Wagenpaar der Serie wird als Spender der meist nicht mehr erhältlichen Ersatzteile in Reserve gehalten.

Die Modernisierung der 35 Doppeltriebwagen der Nachfolge-Baureihe F79 wird derzeit von der BVG geprüft, ist aber noch nicht beschlossen. Das Problem: „Umso jünger die Fahrzeuge, umso mehr wurde vom Hersteller bei Technik und Material optimiert“, sagt U-Bahn-Chef Kaiser. Weil etwa die Bleche dünner sind, stellen die BVG-Techniker oft mehr und größere Schäden an den Fahrzeugen fest, eine Erneuerung loht sich dann oft nicht mehr.

Aus diesem Grund kommt die BVG bei den Alt-Baureihen für die sogenannten Kleinprofillinien U1 bis U4 an einer Ersatzbeschaffung nicht vorbei. Wie berichtet, werden derzeit bei Stadler in Pankow zwei Prototypen für die Neubaureihe IK gebaut. Sie sollen ab Anfang 2015 im regulären Betrieb getestet werden Bewähren sie sich, will die BVG bis zu 136 neue Wagen kaufen.