Der Berliner Architekt Jan Kleihues will das Hauptgebäude des ICC weitgehend im Originalzustand bewahren. Er ergänzt es nur mit einem schimmernden Turm aus Aluminium, der als Kongress-Hotel dienen soll.
Dominant und selbstbewusst ragt der Anbau fast 140 Meter in die Höhe. Jan Kleihues’ Idee für die Zukunft des ICC ist im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Sache. Der Berliner Architekt schlägt den Erhalt des Internationalen Congress Centrums mit einer Erweiterung durch einen runden Hotelturm vor.
„Das ICC sollte weitestgehend – sowohl innen als auch außen – in seinem Originalzustand erhalten bleiben“, sagt Kleihues. Und so lässt der Planer den riesigen Gebäudekomplex des Bauwerks auch fast unberührt. Kleihues setzt auf den Fortbestand des ICC als Kongresszentrum mit der nach seiner Sicht wirtschaftlich sinnvollen Ergänzung durch ein Kongresshotel.
„Der kreisrunde Hotelturm soll aus der bestehenden Tiefgaragenspindel am Ende des Gebäudes erwachsen“, erläutert Kleihues seine Idee. Als „tragendes Element“ nutzt der Architekt in seinem Entwurf den alten Lüftungsschacht des ICC. Mit der äußeren Gestalt und der Auswahl des Materials für das Hotel bezieht sich Jan Kleihues auf das ICC. Ähnlich wie das vor 35 Jahren eröffnete Kongresszentrum ist auch der neue Hotelturm mit einer silbrig schimmernden Fassade aus Aluminium verkleidet.
Ensemble als Wahrzeichen der City West
Die kreisrunde Form des Gebäudes findet sich ansatzweise in den außen liegenden, fast schwebend wirkenden Treppenhäusern des ICC wieder. „In der Ausführung ist der Turm jedoch filigraner“, sagt Kleihues. Er wolle mit diesem Turm die Wahrnehmung des Ensembles als Wahrzeichen der City West unterstreichen, sagt Jan Kleihues. Schon aus der Ferne ist das Hotel mit einer Gesamthöhe von 137 Metern als Orientierungspunkt weithin zu erkennen.
Der Zugang soll über den Dachgarten erfolgen, der mit Aufzügen zu den Veranstaltungsbereichen des ICC und des Parkhauses verbunden ist. „Der Dachgarten bietet sich hervorragend für Veranstaltungen oder als Frühstücksbereich an: Speisen und Feiern mit Blick auf das Treiben der City West“, so der Architekt. Es klingt schon fast wie in einem Hotelprospekt.
Auch die Architekten des ICC, Ralf Schüler (1930–2011) und Ursulina Schüler-Witte, hatten bereits bei ihrer ursprünglichen Planung in den 70er-Jahren ein Kongresshotel vorgesehen, das dann aber doch nicht realisiert wurde, weil sich zur damaligen Zeit kein Investor für diese Idee fand.
Hotel und Kongresszentrum sollen voneinander profitieren
Damit sich ein neues Kongresshotel für einen Betreiber rechnet, geht Kleihues bei seiner Idee von einer Bruttogeschossfläche von insgesamt 32.000 Quadratmetern über 29 Etagen mit knapp 520 Hotelzimmern aus. „Man muss wirtschaftlich denken und kann beim ICC nachverdichten“, erklärt der Architekt. Jan Kleihues sieht seinen Vorschlag als Angebot „für eine Lösung, die verhindert, dass das Haus verstümmelt wird. Der Hotelturm ist ein zusätzliches Element, das den Gesamtkomplex sinnvoll ergänzt und eine Win-win-Situation darstellt.“
Hotel und Kongresszentrum profitieren voneinander, wobei das Hotel sowohl mit dem Kongresszentrum als auch alleine funktionieren könne, meint der Architekt. Dass der Planer des BND-Neubaus in Mitte für die Zukunft des ICC ein Hotel vorschlägt, verwundert nicht. Jan Kleihues hat allein in Berlin schon drei Hotels geplant. Darunter sind das 2005 eröffnete Fünf-Sterne-Plus-Haus „Concorde“ in Charlottenburg (heute Sofitel) sowie das im selben Jahr fertiggestellte Maritim-Kongresshotel in Tiergarten.
Letzteres bietet im Übrigen auf 65.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche mehr als 500 Zimmer sowie Veranstaltungsflächen für bis zu 5500 Menschen. Für das Kongresshotel am ICC denkt Kleihues an eine Klassifizierung im 3- oder 4-Sternebereich.
Urheberrecht der ICC-Architektin berücksichtigen
Seine Kollegen Regine Leibinger und Frank Barkow würden das Bauwerk für ihre Idee einer modernen Wohn- und Arbeitswelt im Inneren des ICC, genannt „IC-Colony“, komplett bis auf die Konstruktion entkernen. Jan Kleihues hingegen plädiert für den Erhalt: „Jeder Eingriff, der im Inneren oder an der äußeren Erscheinung etwas ändert, würde dem Gebäude auch gleichzeitig seine Seele entreißen.“
Dabei verweist Jan Kleihues auch auf das Urheberrecht der ICC-Architektin Ursulina Schüler-Witte. Man müsse grundsätzlich berücksichtigen, so Kleihues, dass zu jedem Bauwerk ein Urheber und eine Idee gehören, und die sollte bei einem eventuellen Umbau sehr ernst genommen werden. Wie die Architektin der Berliner Morgenpost in Bezug auf die Diskussion einer Shoppingmall im ICC mitteilte, will sie im Falle der dafür erforderlichen Veränderungen ihr Urheberrecht geltend machen.