Friseure sollen bundesweit mindestens 8,50 Euro pro Stunde verdienen. Die Landesinnung bestimmt, ob die Regelung auch in Berlin gelten soll. Kritiker befürchten ein Sterben der Discounter-Betriebe.

Der Herren-Haarschnitt für 4,95 Euro, einmal blondieren für 12 Euro – Preise wie diese könnten künftig womöglich der Vergangenheit angehören. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) hat sich mit der Gewerkschaft Ver.di in einem bundesweiten Mindestentgelt-Tarifvertrag auf eine Lohnuntergrenze für Friseure von 8,50 Euro pro Stunde verständigt. „Die Branche hat in den letzten Jahren einen erheblichen Nachwuchsrückgang zu verzeichnen gehabt. Die tarifliche Lohnuntergrenze soll den Beruf des Friseurs wieder attraktiver machen“, sagt Rainer Röhr, Hauptgeschäftsführer des ZV.

Die Regelung werde bis August 2015 in mehreren Stufen eingeführt. Ob die neue Lohnuntergrenze auch in Berlin umgesetzt wird, darüber müssen die 500 Mitglieder der Landesinnung nun abstimmen. Sechs Wochen haben sie dafür Zeit. Kritiker hatten befürchtet, dass der Mindestlohn zu einem Sterben vor allem kleiner Betriebe im unteren Preissegment führen könne. Die Berliner Friseur-Innung möchte sich dazu noch nicht äußern. Seitens des Zentralverbandes ist man jedoch zuversichtlich: „Durch die Drei-Jahres-Staffelung haben wir den Tarif so kalkuliert, dass Entlassungen vermieden werden können“, sagt Röhr. Innerhalb weiterer zwei Jahre würde sich die Branche an die neuen Löhne angepasst haben.

Viele Discount-Ketten sind mit neuer Regelung einverstanden

Immerhin: Bei vielen Discount-Ketten wird die Regelung offiziell zumindest begrüßt. So erhalten die rund 130 Mitarbeiter in den berlinweit neun Cutman-Filialen nach Auskunft der Geschäftsführung bereits Stundenlöhne von 7,50 Euro. Personalknappheit habe das Lohnniveau bereits nach oben reguliert, so Geschäftsführer Ugur Özcan. Niedrige Preise für den Haarschnitt seien zudem nicht zwingend ein Zeichen für prekäre Arbeitsverhältnisse. „Schwarze Schafe zahlen einfach einen Teil des Lohnes unter der Hand und umgehen so die Abgabenpflicht. Die Angestellten leiden finanziell nicht unbedingt darunter“, ist Özcan überzeugt.

Dass die Allgemeinheit der Steuerzahler ihren Beitrag zur Mindestlohnregelung zahle, glaubt auch René Friedel, Geschäftsführer der Berliner Discount-Kette Hairtie. Er fürchtet, dass es vorübergehend zu einer Entlassungswelle in den Friseursalons kommen werde. „In der Branche sind viele alleinerziehende Mütter und Teilzeitkräfte, die schon heute Lohnaufstockung von den Behörden bekommen. Von denen werden einige womöglich wieder voll unterstützt werden müssen.“ Ob und wie stark der einzelne Friseurangestellte finanziell profitiere, könne erst die Zukunft zeigen: „Würde diese Regelung von heute auf morgen umgesetzt, hieße das, dass ich vermutlich etwa 40 Prozent der Mitarbeiter entlassen und etwa 30 Prozent höhere Preise nehmen müsste“, so Friedel. Auch mit der Stufenlösung werde das Preisniveau steigen. „Dafür werden die Kunden dann wohl weniger Trinkgeld zahlen.“ Der Lohn macht im Friseurgewerbe nach Angaben des Zentralverbands 50 Prozent der Kosten aus.