Das Winterwetter hat der S-Bahn am Mittwoch erneut zugesetzt. In der Hauptverkehrszeit musste das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn die zusätzlichen Züge zwischen Mahlsdorf und Ostbahnhof (Linie S5) streichen, weil nicht genügend einsatzbereite Züge zur Verfügung standen. Laut dem S-Bahn-Service auf Twitter fielen auch auf der Linie S45 (Südkreuz–Flughafen Schönefeld) Fahrten aus, weil ein schadhafter Zug liegen geblieben war. Gute Nachrichten für S-Bahn-Nutzer gab es dafür vom Potsdamer Platz. Das gebrochene Schienenstück, das am Dienstag für erhebliche Verspätungen auf allen Nord-Süd-Linien gesorgt hatte, konnte in der Nacht ausgetauscht werden.
Probleme machte nach Angaben eines S-Bahn-Sprechers auch am Mittwoch vor allem die noch zu DDR-Zeiten entwickelte Zug-Baureihe 485, wegen der ehemals roten Lackierung bekannt als „Coladosen“. Die als Verstärkung in der anhaltenden Krise eigens reaktivierten Oldtimer erweisen sich an kalten Tagen regelmäßig als nicht winterfest. Am Mittwoch war nur die Hälfte der aktuell mehr als 70 „Coladosen“ einsatzbereit, tags zuvor war es nur ein Drittel gewesen. Um die 485er auf wichtigen Linien zu ersetzen, muss die S-Bahn immer wieder Fahrzeuge der modernsten Baureihe 481 von anderen Strecken abziehen.
S-Bahn-Chef spricht von „breit gestreutem Schadensbild“
Vereiste Türen und Motorausfälle zählen bei Minusgraden zu den häufigsten Problemen. Doch es sind nicht die einzigen. S-Bahn-Chef Peter Buchner sprach jüngst von einem „breit gestreuten Schadensbild“. Deshalb soll ein externes Expertenteam, das in Absprache mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erneut Technik und Abläufe der S-Bahn untersucht, insbesondere Ideen für den weiteren Einsatz der Alt-Baureihen 480 und 485 liefern. „Der Blick von außen ist hoffentlich hilfreich“, sagte ein S-Bahn-Sprecher. „Viele Störungsgründe sind für uns nicht lokalisierbar.“ Das Grundproblem laute aber: „Die Züge sind technisch veraltet.“ Die Reaktivierung sei daher eigentlich „wirtschaftlich unsinnig“. Angesichts der Gesamtsituation bei der S-Bahn gebe es aber keine Alternative.
S-Bahn-Chef Buchner sagte, dass die Situation sich wohl erst mit neu gebauten Zügen grundlegend bessern werde. Weil sich die dafür nötige Teilausschreibung des S-Bahn-Netzes aber mehrfach verzögerte und die Entwicklung, Zulassung und Herstellung neuer Bahnen mehr als fünf Jahre in Anspruch nehmen wird, geht Buchner davon aus, dass es mindestens bis 2020 dauert, bis neue Züge in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, um die 485er und die etwa gleich alte Baureihe 480 endgültig auszumustern. Das wären mindestens noch sieben Winter.
Fahrpreise sollen im Sommer wieder steigen
Ungeachtet der anhaltenden Probleme im Verkehrsangebot vor allem der Berliner S-Bahn sollen die Fahrpreise schon im Sommer wieder steigen. Der Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) berät am Donnerstag über eine Erhöhung der Tarife im Nahverkehr. Ob ein Beschluss gefasst werde, sei aber offen, sagte VBB-Sprecher Eike Arnold.
Die Verkehrsunternehmen im Verbund hatten unter Verweis auf gestiegene Energie- und Personalkosten Preisanhebungen gefordert. Nach ihren Vorschlägen soll der Einzelfahrschein für das Tarifgebiet AB (Berlin) zum 1. Juli 2,60 statt bisher 2,40 Euro kosten, das Einzelticket für das Tarifgebiet ABC (Berlin und Umland) 3,20 statt 3,10 Euro. Auch Tages- und Monatskarten sowie Jahres-Abonnements sollen durchschnittlich um mehr als drei Prozent teurer werden. Das wäre die zweite Fahrpreiserhöhung innerhalb eines Jahres: Zuletzt waren die Fahrpreise im VBB zum 1. August 2012 um durchschnittlich 2,8 Prozent angehoben worden. Der Berliner Fahrgastverband Igeb kritisierte die geplanten Ticketpreisanhebung als „unbegründet und überzogen“.