Im Schnitt sind Berliner Lehrer 50,4 Jahre alt. Jetzt will der Senat junge Bewerber aus anderen Bundesländern mit dem Beamtenstatus locken.
Bei der Besetzung von offenen Lehrerstellen setzt die Bildungsverwaltung verstärkt auf Bewerber aus anderen Bundesländern. Im vergangenen Jahr kamen etwa zehn Prozent der neu eingestellten Lehrer nicht aus Berlin. Das geht aus der Antwort der Bildungsverwaltung auf zwei kleine Anfragen hervor. So hatten sowohl der Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu als auch der CDU-Abgeordnete Burkard Dregger nach der Herkunft der eingestellten Pädagogen gefragt.
Demnach wurden im Einstellungsverfahren 2011 etwa 150 von insgesamt 1495 neuen Lehrkräften von außen eingestellt. Um im Wettbewerb um ausgebildete Fachkräfte mithalten zu können, verspricht Berlin den Beamten, dass sie ihren Beamtenstatus beibehalten können. Kommen sie aus einem Bundesland, in dem sie mehr verdienen als in Berlin, wird auch die Differenz ausgeglichen. Das gilt für alle Lehrer, die sich im Einstellungsverfahren durchsetzen oder Mangelfächer unterrichten. Ausgenommen von diesen Zusatzzahlungen sind Lehrer, die sich nur aus familiären Gründen nach Berlin versetzen lassen.
Lehrer in Berlin werden seit 2004 im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern nicht mehr verbeamtet, sondern angestellt. Die Bildungsverwaltung begründet die Besserstellung der Bewerber aus anderen Bundesländern mit dem drohenden Fachkräftemangel „Ein Verzicht auf den Beamtenstatus bei Bewerbern nach erfolgter Auswahl würde in Berlin zu einem deutlichen Rückgang der Bewerber führen“, heißt es in der Antwort von Staatssekretär Mark Rackles.
5000 neue Lehrer bis 2015
In Berlin müssen bis zum Jahr 2015 rund 5000 neue Lehrer eingestellt werden. Im benachbarten Brandenburg werden im gleichen Zeitraum 1575 Lehrer gebraucht. Grund für den starken Bedarf ist das hohe Durchschnittsalter der Lehrerkollegien und die damit bevorstehende Pensionierungswelle.
Laut Antwort auf die parlamentarische Anfrage liegt das Durchschnittsalter aller 28.001 Lehrer an den allgemeinen und beruflichen Schulen bei 50,4 Jahren. Bei den allgemeinbildenden Schulen haben die Realschullehrer im Durchschnitt das höchste Alter mit 51,7 Jahren. Am „jüngsten“ sind die Lehrer an den Gymnasien mit durchschnittlich 49,4 Jahren.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will in diesem Jahr 1172 Lehrer neu einstellen, wobei 350 davon bereits im vergangenen Halbjahr an die Schulen gekommen sind.
In den Einstellungsrunden vor den Ferien waren genügend Bewerber da. Ob sie allerdings am ersten Schultag ihren Dienst in Berlin antreten werden, wird sich erst noch zeigen müssen. Die Auswahlverfahren finden in den Bundesländern häufig parallel statt. Es gibt immer wieder Fälle, in denen Bewerber ihre Zusage für Berlin wieder zurückziehen.
Die Lehrergewerkschaft GEW warnt davor, dass in diesem Jahr zwar die meisten Stellen noch besetzt werden können, der Lehrkräftebedarf aber 2013 sprunghaft zunehmen werde. An einigen Sekundarschulen werde es im bevorstehenden Schuljahr schon einen Mangel geben, weil Lehrer dort nicht hinwollten, so die GEW-Vorsitzende Sigrid Baumgardt.
flo