Wer sich dem Trümmerfeld aus ausgebrannten Autos, Teppichen und Lastwagen im Delta Businesspark Siemensstadt nähert, dem beißt es noch immer in der Nase, sagt ein Tischler, der in Sichtweite der Brandstelle am Freitag schon wieder in seiner Werkstatt arbeitet. „Es stinkt nach verbranntem Plastik und heißem Metall“, sagt der Mittvierziger. Aus ein, zwei Glutnestern steigt noch weißer Rauch in den blauen Himmel, durch den die Flugzeuge, die unweit vom Flughafen Tegel starten, ihre Spuren ziehen. Wie Skelette ragen die Karosserien aus Schutt, Steinen und Asche heraus. Vor der Nacht zum Donnertag stand hier noch die 24.000 Quadratmeter große Lagerhalle an der Gartenfelder Straße, in der vor allem Autos und Teppiche lagerten, die für den Export vorgesehen waren.
Am Freitag gleicht der Platz einem Schlachtfeld aus Stahl, Aluminium und verbrannten Kunststoffen. Als einen fast schon surrealen Ort beschreibt der Mittvierziger die Brandstelle im „Delta Businesspark“, dem 290.000 Quadratmeter großen Gewerbegelände in Spandau.
Noch immer Glutnester
Von meterhohen Flammen und einer riesigen Rauchsäule, die über Spandau zog, berichteten andere Augenzeugen zuvor. Erste Messungen der Schadstoffe in der Luft hätten indes „keine gesundheitsgefährdende Konzentration“ ergeben, wie der Feuerwehrsprecher Sven Gerling sagte. Auch am Freitag waren noch bis zu 30 Feuerwehrleute im Einsatz, um immer wieder aufflackernde Glutnester zu löschen. Der Großbrand bestimmt auch am Freitag noch den Tag der Mitarbeiter der ansässigen Firmen und Unternehmen. Wie zum Beispiel den von Susanne K., die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die 30 Jahre alte Versandhandels-Kauffrau stand am Donnerstag um 9.30 Uhr wie jeden Tag am Pförtnerhäuschen. „Bestimmt 15 Polizeiwagen standen auf dem Gelände und es war die riesige Rauchwolke zu sehen“, sagt K. Die Polizisten hätten sie nicht aufs Gelände gelassen. Das werde dauern, sagten sie der 30-Jährigen, die anfangs mit dem Schlimmsten rechnete. „Im ersten Moment habe ich mich erschrocken und gedacht, dass ein Flugzeug auf das Gelände gestürzt wäre“, sagt die Kauffrau.
Die Ursache des Brands ist nach wie vor unklar. Kripo und Versicherer haben die Ermittlungen aufgenommen, sagt Jens Schönwetter, Leiter des „Delta Businessparks“. „Wir werden frühestens Anfang kommender Woche erste Ergebnisse haben“, sagt Schönwetter. Auf dem Trümmerfeld suchten am Freitagmittag bereits Beamte vom Landeskriminalamt nach einer möglichen Brandursache. „Brandstiftung ist natürlich auch eine Option“, sagte einer der Beamten. Eine Option von sehr vielen. Bisher hätten sie noch keine Spur, sagte der Beamte.
Keine Altautos, sondern rund 20 hochwertige Fahrzeuge
„Die Halle ist von einem Autohändler über einen Generalvertrag gemietet worden, er hatte einige wenige Untermieter“, versichert Gewerbeparkleiter Schönwetter. Im ausgebrannten Gebäude hätten sich auch keine Altautos, sondern rund 20 hochwertige Fahrzeuge befunden. Er weist damit Berichte zurück, in der niedergebrannten Halle habe es Dutzende Kleinmieter gegeben, die dort ein unübersehbares Sammelsurium von Waren eingelagert hätten. Außer der großen Halle seien durch das Feuer keine weiteren Gebäude in Mitleidenschaft gezogen worden. Die 60 anderen Mieter könnten ihre Räume problemlos nutzen.
„Wir hatten Glück“, sagt auch der Tischler, der seine Werkstatt nur ein paar Schritte entfernt von der Brandstelle hat. Ein paar Meter entfernt stehe ein Lastwagen, der schon angeschmolzen sei. Kleine Einschränkungen erscheinen im Vergleich zu dem Chaos nebenan zweitrangig: „Wir hatten bis 9.30 Uhr keinen Strom und kein Wasser, weil die Feuerwehr noch zugange war.“ Das bedeutete: keinen Kaffee und vor allem keine Arbeit. Denn die elektrischen Säge-, Hobel- und Fräsmaschinen funktionierten erst mit Strom wieder. „Andererseits hat die Feuerwehr ganze Arbeit geleistet, weil sie verhindert hat, dass der Brand übertritt“, sagt er.
Einen Händler, der sagt, er habe für den Export bestimmte Fahrzeuge in der Halle gelagert, hat es hingegen wohl sehr viel härter getroffen. Er wirkt fassungslos und wütend über das Ausmaß des entstandenen Schadens. „Meine Verluste gehen in die Hunderttausend“, schätzt der Mann. Alles sei in Rauch aufgegangen.