Kein Beamtenstatus

Berliner Lehrer kämpfen für Gleichberechtigung

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Regina Köhler

Foto: David Heerde

Weil ihre verbeamteten Kollegen in den anderen Bundesländern deutlich mehr verdienen, drohen viele Lehrer damit, Berlin zu verlassen. Ende der Woche wollen sie Bildungssenatorin Sandra Scheeres ihre Forderungen übergeben.

An der Reinhardswald-Grundschule in Kreuzberg herrscht derzeit große Aufregung. Grund ist ein Plakat, das seit einigen Wochen im Eingangsbereich der Schule hängt. Darauf sind sechs junge Lehrerinnen abgebildet mit einem Koffer in der Hand. „Auf nach Brandenburg“ steht unter dem Foto.

Eine der Lehrerinnen ist Janina Liermann. „Wir wollen die Ungleichbehandlung gegenüber unseren verbeamteten Kollegen nicht länger hinnehmen“, sagt die 29 Jahre alte Grundschullehrerin. Vier Kolleginnen hätten deshalb bereits einen Freistellungsantrag gestellt. „Wir würden sehr gern an der Reinhardswald-Schule bleiben. Doch so kann es nicht weitergehen“, sagt Liermann. Den Vorschlag der Lehrergewerkschaft GEW, eine Stundenermäßigung für angestellte Lehrer einzuführen, um deren Arbeitsbedingungen auf diese Weise zu verbessern, hält sie für „absurd“. „Ich will doch gar nicht weniger arbeiten“, sagt Liermann. Sie wäre viel lieber noch öfter in ihrer Klasse.

Die Eltern haben sich nun auf die Seite der Lehrkräfte gestellt. In einem Brief an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) fordern die Mitglieder der Gesamtelternvertretung der Schule, die Lehrer wieder zu verbeamten. Berlin könne sich keinen Sonderweg leisten, zumal aus vielen anderen Bundesländern das klare Signal komme, dass sie beim Beamtentum an Schulen bleiben, heißt es in dem Brief.

Und weiter: „Unsere angestellten Junglehrerinnen sehen, was um sie herum geschieht. Sie sehen, dass ihre Studienkollegen in andere Bundesländer wechseln, wo sie mit einer Verbeamtung rechnen können. Und sie erleben, wie die ersten von ihnen – mittlerweile als Beamte – an Berliner Schulen zurückkehren.“ Die Eltern wollen verhindern, dass die jungen Lehrerinnen die Schule verlassen. Sie seien hoch engagiert und fachlich hervorragende Pädagogen, sagt Torsten Puls, Vorsitzender der Gesamtelternvertretung der Reinhardswald-Grundschule. „Wir wollen und können nicht auf sie verzichten.“

Um bessere Arbeitsbedingungen für angestellte Lehrer sollte es am Montag auch in einem Gespräch des Landesvorstands der Lehrergewerkschaft GEW mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres gehen. Ergebnisse sind allerdings nicht nach außen gedrungen. Die GEW meldete lediglich, dass ein erstes Treffen mit der Senatorin stattgefunden habe. Es bestehe Einigkeit darüber, dass konkretere Gespräche zu den Einzelfragen in kleinerer Runde folgen sollten, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Bildungsverwaltung bestätigt das.

Das Thema ist heikel. Es geht darum, dass viele angestellte Lehrkräfte damit drohen, Berlin verlassen zu wollen. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und eine Gleichstellung mit ihren verbeamteten Kollegen. Berlin verbeamtet seine Lehrer seit 2003 nicht mehr, während Pädagogen in fast allen anderen Bundesländern den Beamtenstatus haben und deutlich mehr verdienen. 2820 der 8000 angestellten Berliner Lehrer fordern deshalb jetzt in einem Manifest eine Gleichstellung mit ihren verbeamteten Kollegen. Am Freitag wollen sie ihre Forderungen der neuen Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) übergeben.

Lehrerin Janina Liermann, die an der Reinhardswald-Grundschule Deutsch unterrichtet und viele Sprachförderangebote leitet, sagt, dass alle angestellten Lehrerinnen an ihrer Schule eine volle Stelle hätten, Klassenlehrer seien und viele Fächer in verschiedenen Klassen unterrichten. Alle hätten zudem ein gutes bis sehr gutes Staatsexamen gemacht und seien zum Teil schon seit ihrem Praktikum an der Reinhardswald-Grundschule. „Wir unterrichten alle sehr gern an der Schule und wollen bleiben, doch nicht unter diesen Bedingungen“, sagt Liermann. Unterstützung gebe es auch von der Schulleitung. „Unser Schulleiter will sich jetzt ebenfalls an die Bildungssenatorin wenden“, sagt Liermann.

Die Sprecherin der Bildungssenatorin, Beate Stoffers, sagt, dass man sich des Problems bewusst ist. „Wir wissen, dass es wichtig ist, Anreize für zu schaffen.“