Für 2012 hat das „Theater im Schokohof“ an der Ackerstraße in Berlin-Mitte, das zum Klub Schokoladen gehört, noch einmal eine Stelle vom Senat gefördert bekommen, das ist die gute Nachricht. Aber die schlechte ist, dass dieser bezahlte Techniker wohl bald keinen Arbeitsplatz mehr hat, denn der Schokoladen steht nach einem Urteil des Berliner Landgerichts vor der Räumung. Der Anwalt des Klubs hat noch einmal Widerspruch gegen diese Räumung eingelegt, aber es ist nicht einmal zu 100 Prozent sicher, ob am 1. Februar die Premiere des Stückes „Spanner!“ stattfinden kann.
Anja Gerlich, die Sprecherin des Klubs, geht aber davon aus, dass alles zunächst nach Plan weiterläuft. „Wir haben im Prinzip auch schon das ganze Jahr 2012 für das Theater verplant“, sagt sie. Zum einen verschaffe ihnen die Berufung noch einmal bis mindestens bis Mai Zeit, und zum anderen habe es im vergangenen Jahr durchaus vielversprechende Verhandlungen mit dem Hauseigentümer gegeben. Das ist die Beteiligungsgesellschaft Friedrich Trier, die vor allem mit Fliesen handelt, seit fast 20 Jahren aber eben auch diese Immobilie in Berlin Mitte besitzt.
Die Geschichte des Schokoladens begann kurz davor, im Sommer 1990, mit einer Hausbesetzung, wie so viele Klubs in dieser Zeit entstanden sind. Kurz darauf gab es ein Kultur-Café, Lesungen, Theatervorstellungen, Performance-Künstler und schließlich Konzerte. Von diesen Mauerfall-Projekten haben es nur wenige in die Gegenwart geschafft, selbst das Kunsthaus Tacheles, rund einen Kilometer Luftlinie entfernt, steht seit Jahren immer wieder vor dem Aus.
Auch der Schokoladen ist geübt im Überlebenskampf. Die erste Kündigung der Räume lag im Jahr 2005 vor. Seitdem konnte der Klub immer wieder verhandeln – und sich auch einer Unterstützung im Senat sicher sein. Doch seit der Abgeordnetenhauswahl im September 2011 sind die Karten neu gemischt, und für den Schokoladen wird es schwer werden, die Verhandlungen mit dem Eigentümer wieder aufzunehmen. Ein Vergleich, der eine freiwillige Räumung im Herbst 2012 vorsah, wurde nicht angenommen. Seitdem sind die Fronten verhärtet.
Das wurde in dieser Woche deutlich, als in dem kleinen Verhandlungsraum Nummer 160 im Landgericht Berlin am Tegeler Weg beide Seiten noch einmal aufeinandertrafen. Rund 20 Vereinsmitglieder waren gekommen, eine Klägervertreterin. Die Stimmung im Raum war kühl und angespannt, als Richterin und Anwälte sich zum wohl hundertsten Mal über den Grundriss des Klubs beugten, ihn beständig „das Objekt“ nannten und über Quadratmeter stritten, auf denen wenige Stunden später Menschen feiern.