Musicboard

Neue Hoffnung für die Berliner Klubs

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S. Flatau und K. Lange

Foto: Maria am Ostbahnhof / Maria am Ostbahnhof/Maria am Sotbahnhof

Mithilfe eines Musicboards will der Senat die Klubs in der Hauptstadt vor der Schließung retten. Mit einer Million Euro soll die Szene unterstützt werden. Im "ADS" am Ostbahnhof kann so erst einmal weitergefeiert werden – auch wegen eines Rechtsstreits.

Erst der „Knaack-Klub“, dann das „Icon“, gerade erst der „Klub der Republik“ – das Berliner Klubsterben soll jetzt ein Ende haben. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat die Rettung der Musikszene zur Chefsache erklärt und die Gründung eines Musicboards angekündigt. „Damit schaffen wir eine Lobby für die gesamte Musikbranche, und dazu gehören auch die Klubs“, sagte Senatssprecher Richard Meng am Sonntag.

Ziel sei es, die Interessen der Branche zu vertreten und die Szene stärker zu koordinieren. „Wir wollen mehr Aufmerksamkeit für dieses Stück Berlin“, sagte Meng. Die Klubs seien Teil der kulturellen Welt. Vielleicht könne das Musicboard auch die eine oder andere Abwägung – wenn es wieder um die Existenz von Klubs geht – beeinflussen. Dieses Jahr solle dazu genutzt werden, ein Konzept für eine bessere Außenwirkung der Branche zu erstellen. Eine Million Euro will der Senat für ein Musicboard zur Verfügung stellen, das Ansprechpartner für Unternehmen und Klubs sein soll.

Vorbild ist das Filmboard

Die Forderung nach einem Musicboard – ähnlich dem Filmboard für die Filmförderung – kommt ursprünglich aus der Musikszene. Katrin Schmidbauer, Sprecherin der Grünen-Fraktion für die Klubszene, hält es für „begrüßenswert“, dass der Regierende Bürgermeister jetzt dieser Forderung nachkommt. Sie sieht darin einen Erfolg für die Klub-, Label- und Musikszene. Wichtiger sei es aber, so Schmidberger, dass nicht nur die großen etablierten Namen eingebunden werden, sondern auch kleinere Musikeinrichtungen aus der Subkultur. Der Senat müsste jetzt mehr als Vermittler auftreten, so auch bei dem aktuellen Fällen, wie zum Beispiel beim Klub „ADS“, dem früheren „Maria am Ostbahnhof“.

Für diesen Klub gibt es jetzt wieder neue Hoffnung. Die Investorenpläne für das Spree-Grundstück, das durch den Klub bekannt geworden ist, können vorerst nicht realisiert werden. Die Ludger Inholte Projektentwicklungsgesellschaft will auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal an der Schillingbrücke in Friedrichshain Wohnungen, Büros und ein Hotel bauen.

Doch das Vorhaben, das eigentlich in diesem Jahr starten sollte, gerät ins Stocken. Das ist die Chance für den Klub „ADS“ an der Schillingbrücke auf dem Grundstück, der in den kommenden Monaten weiter öffnen kann.

Grund ist ein Rechtsstreit um die Ufermauer an der Spree. Sie muss saniert werden – aber wer die Kosten dafür trägt, darüber streiten sich der Liegenschaftsfonds und der Bund. Es gebe ein Gerichtsverfahren, sagte Irina Dähne, Sprecherin des Fonds. Der Liegenschaftsfonds hatte das Grundstück 2011 verkauft. Es liegt an der Spree, die eine Bundeswasserstraße ist und in der Zuständigkeit des Wasser- und Schifffahrtsamts liegt. Über Einzelheiten des Streitfalls wie etwa die Kosten der Sanierung hätten die Beteiligten Stillschweigen vereinbart, so die Sprecherin.

Wegen des Rechtsstreits gilt auch der Kaufvertrag noch nicht. Das Grundstück sei im Rahmen eines Bieterverfahrens 2011 veräußert worden, sagte Irina Dähne. Das Geschäft sei beurkundet worden. Doch dann habe der Aufsichtsrat des Liegenschaftsfonds dem Kaufvertrag nicht zugestimmt. Derzeit gebe es für das Grundstück nur einen „schwebenden“ Kaufvertrag, so die Sprecherin. „Nun hat der Liegenschaftsfonds den Mietvertrag für den Klub ,ADS' bis zum 31.Januar 2013 verlängert“, sagte Irina Dähne.

Streit zwischen den Eigentümern

Der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), kennt den Streitfall. „Als der Kaufvertrag geschlossen wurde, haben wir darauf hingewiesen, dass klar sein muss, wer für die Sanierung der Ufermauer zuständig ist“, sagte Schulz. Wegen des früheren Grenzverlaufs sei es nicht eindeutig, wer der Eigentümer sei – derjenige, der das Grundstück an Land besitzt, oder das Wasser- und Schifffahrtsamt. „Das muss man von Flurstück zu Flurstück prüfen.“ Die Kaimauer der Spree müsse an vielen Stellen repariert werden, sagte Schulz. „Das Wasser- und Schifffahrtsamt hat begonnen, sich das Ufer genau anzuschauen.“ Schäden an der Kaimauer gebe es auch in Höhe des Zapf-Grundstücks auf der Kreuzberger Seite. Die Berliner Stadtreinigung lasse die Ufermauer an ihrem Grundstück in Friedrichshain im Zuge der Bodensanierung reparieren, so Schulz. Auf dieser Fläche stand jahrelang die „Bar 25“.

Wie der Bezirksbürgermeister weiter sagte, habe es ein Gespräch zwischen der Ludger Inholte Projektentwicklung und dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gegeben, das vom Liegenschaftsfonds moderiert wurde. Der Investor habe vorgeschlagen, mehr für das Grundstück zu bezahlen – vorausgesetzt, der Bezirk entlasse ihn aus städtebaulichen Verpflichtungen, zum Beispiel Kita-Plätze zu schaffen. „Das haben wir abgelehnt“, so Schulz.

Für den Klub „ADS“ ist der Streit eine Chance: Dort kann erst einmal weitergefeiert werden – bis Januar 2013.