Zu viel Lärm

Charlottenburger Klub "The Box" muss schließen

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Sören Kittel

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Das Klubsterben erreicht den Westen Berlins: Am Wochenende wird der Charlottenburger Strandklub "The Box" zum letzten Mal öffnen. Anwohner hatten sich beschwert. Laut Bauamt haben sich die Betreiber nicht an die Auflagen gehalten.

Am Freitag und Sonnabend wird der Klubbetreiber Alexander Freund mit seinen 32 Kollegen noch einmal die Liegestühle aufstellen und den Klub „Box@theBeach“ öffnen. Das würfelartige Haus steht mitten auf einem Industriegelände, direkt an der Spree, in der Nähe des Hansaviertels. Die nächsten Wohnhäuser sind rund 1000 Meter Luftlinie entfernt. Doch noch einmal können in der „Box“ Tausende von Gästen bis Sonntagmorgen gegen sechs Uhr feiern. Dann ist für immer Schluss.

Damit hat das Berliner Klubsterben jetzt auch den Westen der Stadt erreicht. Nach der Schließung von bekannten Institutionen wie dem „Knaack“, dem „Icon“ und dem Umzug von „Magnet“ und „Schmutziges Hobby“, steht jetzt auch ein Klub in Charlottenburg vor dem Aus. Die beiden Klubs „Box@theBeach“ und „Beach@theBox“ werden nach diesem Wochenende für immer schließen. Den Inhaber hat dieser plötzliche Schluss unerwartet getroffen.

Ärger mit Bauamt

Alexander Freund sagt, dass er noch im Sommer mit dem Bauamt Charlottenburg-Wilmersdorf in einem sehr freundlichen Kontakt stand, nach drei Jahren an der Spree sei zumindest bis August 2012 noch alles möglich, hieß es. „Dann aber erreichte mich am 30. November ein Schreiben, in dem mir mitgeteilt wurde, dass der Klub quasi sofort zu schließen sei.“

Nach anschließenden Gesprächen konnte er zumindest erreichen, dass er noch bis zum Silvesterfest und ein Wochenende darüber hinaus den Klub öffnen darf. Danach müsse aber definitiv Schluss sein. Sollten sie trotzdem noch ein Fest feiern, müssten sich die Veranstalter auf ein Bußgeld von bis zu 30.000 Euro einstellen.

Angeblich nicht an Auflagen gehalten

Charlottenburg-Wilmersdorfs Baustadtrat Marc Schulte (SPD) sieht das etwas anders. Der Streit mit der „Box“ sei eskaliert, weil sich die Betreiber nicht an die Auflagen gehalten hätten. „Außerdem verstößt der Klub gegen baurechtliche Maßnahmen.“ Es gebe Unterschriftensammlungen und Lautstärke-Messungen, die bestätigen, dass der Pegel kaum zu ertragen sei.

Nach Informationen von Morgenpost Online haben selbst bekannte Charlottenburger Klubs wie das „Maxxim“ und das „Qdorf“ immer wieder Probleme. Und erst vor wenigen Monaten musste das „Cosmopolitan“ schließen, das erst 2010 eröffnet wurde. Doch Marc Schulte sagt, dass die wenigen Klubs, die es in Charlottenburg gebe, sich meist sehr gut mit den Anwohnern arrangierten. Sollte es Probleme geben, sei er immer für Gespräche offen.

Betreiber hat schon neue Ideen

In Prenzlauer Berg hatten Proteste von Anwohnern dazu geführt, dass der legendäre Drum’n’Bass-Klub „Icon“ schließen musste und im Herbst 2011 wurde bekannt, dass insgesamt 15 Klubs in Berlin vor dem Aus stehen, weil Anwohner sich wegen der Lautstärke beschwert haben.

Außerdem teilten die Berliner Finanzämter im Oktober mit, dass sie von rund einem Dutzend Klubs Steuernachzahlungen verlangen, weil sie ihre Konzerte falsch abgerechnet hätten. Trotz all dieser Bedingungen will Alexander Freund nicht aufgeben. Ganz in der Nähe der „Box“ hat er einen Ort erspäht, an dem er vielleicht noch dieses Jahr einen Klub eröffnen kann. Wo genau, will er nicht verraten, er will sich von allen Seiten absichern.