Tierpark

Wowereit im Wahlkampf mit China-Schweinen

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Fabian Hartmann

Wowereit macht Wahlkampf im Tierpark Friedrichsfelde. Er versprach Unterstützung für den Verlustbringer. Von 80 Millionen Euro ist die Rede. Die Opposition kritisiert, dass Wowereit seine Versprechen nur aufgrund des Wahlkampfs gebe.

Der Regierende Bürgermeister mag Schweine. Erst am Sonntag sind im Tierpark wieder sieben chinesische Maskenschweine auf die Welt gekommen. Für die Fotografen streichelt Klaus Wowereit einem davon über den borstigen Kopf. Die passende Pointe schiebt er gleich hinterher: „Man kann immer Schwein gebrauchen.“ Besonders im Wahlkampf.

Am Montag besuchte der SPD-Politiker den Tierpark Friedrichsfelde. Gut gelaunt ließ sich der Regierende Bürgermeister zwei Stunden lang von Tierpark-Chef Bernhard Blaszkiewitz über das Gelände führen. Er stellte Fragen, grüßte freundlich die Besucher, scherzte mit Journalisten und hielt auch ein Versprechen bereit. „Das Land Berlin bekennt sich zum Zoo und zum Tierpark“, sagte Wowereit. „Wir wollen beide Einrichtungen in der Stadt haben.“ Das lässt sich gut versprechen, gerade im Wahlkampf.

Tierpark ist Verlustbringer

Wowereit hofft auf weiter steigende Touristenzahlen und immer mehr Berlin-Besucher, die auch den Tierpark für sich entdecken. „Dafür muss er auch attraktiv sein“, sagte Wowereit. Und genau daran hapert es bisher. Viele Touristen würden nichts von der Einrichtung in Friedrichsfelde wissen und nur den Zoo kennen, der zudem auch zentraler in der Stadt liege, so Wowereit. Der Tierpark ist bisher vor allem ein Verlustbringer. 5,6 Millionen Euro steckte der Senat in den vergangenen vier Jahren in die Einrichtung – pro Jahr. Trotzdem erwirtschaftete der Tierpark, immerhin Europas größter Landschaftstiergarten, im vergangenen Jahr ein Minus von knapp 1,5 Millionen Euro. Insgesamt kamen eine Million Gäste nach Friedrichsfelde. Das soll sich schon bald ändern. Zumindest wenn es nach den Plänen von Tierpark-Chef Blaszkiewitz geht.

Das Leuchtturmprojekt „Tierpark 2020+: Die hautnahe Reise durch die Evolution – Erlebniswelt Galapagos“ soll dem Tierpark 750.000 zusätzliche Besucher bringen – jährlich. Dazu ist der Bau eines weiteren Gebäudes geplant, in dem die neuesten Erkenntnisse der Naturwissenschaften vermittelt werden. Blaszkiewitz träumt von einer Unterwasserwelt für Seekühe, einem Erlebnisbauernhof und elektrischen Taxis auf dem Gelände. 80 Millionen Euro sollen bis 2020 investiert werden. Eine Menge Geld für den chronisch defizitären Tierpark. Doch Wowereit widerspricht. „Nicht die Zahl ist ambitioniert, sondern die Realisierung.“ Konkret heißt das: Der Tierpark kann nicht mit einer Anschubfinanzierung durch das Land Berlin rechnen.

Im Doppelhaushalt 2012/2013 sind keine zusätzlichen Investitionen vorgesehen, sagte Wowereit. An den jährlichen Zuschüssen für den Tierpark hält der Regierende aber fest. Um das Konzept „Tierpark 2020“ umzusetzen, sei Kreativität gefragt, so Wowereit. Spenden der Berliner Bevölkerung seien wichtig, ebenso die Zuschüsse des Fördervereins. Mit dem Konzept, so Wowereit, sei der Tierpark aber auf dem richtigen Weg.

Kritik kam am Montag von der Opposition. Die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling, warf Wowereit vor, sich nur vor Wahlen für die Zukunft der beiden Zoos zu interessieren. „In den letzten zehn Jahren ist nichts passiert“, sagte Hämmerling. Statt auf Masse sollte der Tierpark auf Klasse setzen. „Berlin braucht keine zweite Tiersammlung“, so die Grünen-Abgeordnete. In Friedrichsfelde fehle der Erlebnischarakter. Im Sommer gebe es für Familien zu wenig Bollerwagen, zudem lebten die Tiere auf zu engem Raum. „Das stößt auch viele Besucher ab“, sagte Hämmerling. Die Grünen sind skeptisch, ob der Tierpark die Investitionssumme von 80 Millionen Euro stemmen kann. Vielleicht klappt es mit Spenden – und etwas Schwein.